15. Februar 2018

„Weiteren Schritt nach vorne gemacht“

RWE-Chef-Trainer Argirios Giannikis im Interview vor dem Spiel gegen den Bonner SC.
RWE-Chef-Trainer Argirios Giannikis im Interview vor dem Spiel gegen den Bonner SC.

RWE-Chef-Trainer Argirios Giannikis vor dem Restrundenstart gegen den Bonner SC

Nach – fast auf den Tag genau – drei Monaten Winterpause (vom Niederrheinpokal-Viertelfinale bei TuRU Düsseldorf einmal abgesehen) steht für Rot-Weiss Essen am heutigen Freitag ab 19.30 Uhr das erste Ligaspiel des neuen Jahres auf dem Programm. Unter Flutlicht empfängt RWE den Bonner SC an der Hafenstraße und will – nach dem turbulenten 3:3 im Hinspiel – unbedingt mit einem Dreier in den Saisonendspurt starten. Vor dem Duell mit den Rheinländern nimmt RWE-Trainer Argirios „Agi“ Giannikis im Interview mit der „kurzen fuffzehn“ ausführlich Stellung.

Hallo Agi! Wie gut ist Rot-Weiss Essen auf den Start in die Restrunde der Regionalliga West vorbereitet?

"Ich denke, wir sind sehr gut gerüstet. Trotz schwieriger Rahmen- und Witterungsbedingungen haben wir aus meiner Sicht eine gute Vorbereitung absolviert. Immerhin konnten wir von sechs Testspielen fünf Partien für uns entscheiden, unter anderem mit Arminia Bielefeld sogar gegen einen Zweitligisten. Auch bei der einzigen Niederlage gegen die U 23 von Borussia Dortmund haben wir nicht so schlecht ausgesehen. Wesentlich wichtiger als die Ergebnisse war für mich aber, dass die Mannschaft ihre positive Entwicklung fortgesetzt hat und viele Inhalte, die wir uns im Training erarbeitet hatten, auch schon in den Spielen umsetzen konnten."

Was bewertest Du besonders positiv?

"Wir haben spielerisch zugelegt, sind gegenüber der Hinserie taktisch variabler. Sicherlich müssen wir uns die letzte Wettkampfhärte noch in den Ligaspielen erarbeiten. Das gesamte Team hat aber einen weiteren Schritt nach vorne gemacht."

Die Leistung im bislang einzigen Pflichtspiel in diesem Jahr war allerdings nicht berauschend, oder? Im Niederrheinpokal-Viertelfinale beim Oberligisten TuRU Düsseldorf gelang erst im Elfmeterschießen der Einzug in die nächste Runde.

"Dazu nur so viel: Mitten in der Vorbereitung ein so wichtiges Pokalspiel zu bestreiten, ist alles andere als optimal. Dann sind wir auf einen hochmotivierten Gegner getroffen, der nur eine Liga tiefer spielt. Bei einer solchen Konstellation haben sich schon ganz andere Vereine schwergetan. Deshalb sollten wir das auch richtig einordnen. Klar ist: Wir hatten die Chance, die Partie in 90 Minuten für uns entscheiden, haben sie aber nicht genutzt. Dabei haben wir uns auch nicht besonders clever angestellt. Entscheidend war aber unter dem Strich, dass wir eine Runde weitergekommen sind. Nur das zählt."

Marcel Lenz hatte am Erfolg mit gleich drei gehaltenen Elfmetern entscheidenden Anteil. Wird er auch heute im RWE-Tor stehen?

"Ich habe immer gesagt: Auf dieser Position haben wir ein Luxusproblem, denn Marcel Lenz und Robin Heller sind beide hervorragende Torhüter. Meine Entscheidung, wer heute gegen Bonn spielt, habe ich zuerst den beiden und dann der Mannschaft mitgeteilt. Sicher ist, dass ein äußerst zuverlässiger Schlussmann im Kasten stehen wird."

Nach Deinem Amtsantritt hattest Du in der Abwehr auf eine Dreierkette umgestellt. Mit Erfolg, wie die geringe Anzahl an Gegentoren eindrucksvoll bewiesen hat. Bleibt es nach der Winterpause bei dieser taktischen Ausrichtung?

"Die Grundformation wird vorerst so bleiben, schließlich waren und sind wir damit erfolgreich. Das heißt aber nicht, dass sich nichts ändert. Wie ich schon zu Beginn gesagt habe, sind wir im taktischen Bereich jetzt flexibler, können noch schneller Umstellungen vornehmen. Wir wollen auf unserem bisherigen System aufbauen und uns weiterentwickeln. Das hat die Mannschaft in den letzten Wochen schon ganz gut hinbekommen. Auf diesem Weg gilt es weiterzuarbeiten."

Wo besteht denn noch am meisten Luft nach oben? Würdest Du Dir beispielsweise wünschen, dass sich die Mannschaft noch mehr Torchancen herausspielt?

"Wir hatten uns während der Vorbereitung beispielsweise vorgenommen, unsere Ballbesitzanteile innerhalb der Partien zu erhöhen. Damit wollen wir uns noch weiter stabilisieren, aber auch noch weniger ausrechenbar für den jeweiligen Gegner sein. Auch in dieser Hinsicht habe ich in den Testspielen schon einige Fortschritte gesehen."

Die geplanten Partien konnten ausnahmslos durchgeführt werden. Ließ sich dadurch auch der Verzicht auf ein mögliches Trainingslager verschmerzen?

"Um ganz ehrlich zu sein: Als Trainer hätte ich an manchen Tagen schon gerne bessere Witterungs- und Trainingsbedingungen gehabt und mich deshalb gegen ein Trainingslager sicher nicht gewehrt. Das ist doch völlig normal. Wir hatten die Planung aber vor der Winterpause ganz offen besprochen. Von daher war die Sache klar. Außerdem hatten viele andere Vereine dieselben Probleme. Als mögliches Alibi werde ich das mit Sicherheit nicht gelten lassen. Wir konnten auch so sehr gut arbeiten."

Noch mal nachgehakt: Welche Spieler haben sich während der Vorbereitung besonders angeboten?

"Da möchte ich niemanden hervorheben, jeder Einzelne hat sich entwickelt. Das gesamte Team hat gute Leistungen gezeigt. Bei 18 gesunden Feldspielern und zwei Torhütern habe ich wirklich ausreichend Alternativen."

Stichwort Gesundheit! Wer kann heute nicht dabei sein?

"Roussel Ngankam, bei dem sich Wasserablagerungen im Knie gebildet haben, muss pausieren, wird nicht zum Kader gehören. Das ist schade, weil auch er sich im Vergleich zur Hinserie deutlich verbessert präsentiert hat. Auf die großen Belastungen und die harten Böden hat sein Knie leider eine Reaktion gezeigt. Sonst sind aber alle Spieler fit. Auch Kamil Bednarski konnte in dieser Woche nach auskurierter Krankheit wieder voll trainieren."

Mit dem Bonner SC kommt zum Auftakt eine Mannschaft an die Hafenstraße, die um den Klassenverbleib kämpft. Wie schätzt Du den Gegner ein?

"Im ersten Spiel nach einer langen Pause weiß man nie so genau, was einen erwartet. Spielt der Gegner im gleichen System wie zuvor? Wie ist die Form, wie die Grundordnung? Klar ist, dass wir den BSC ganz bestimmt nicht am Tabellenstand messen werden. Beispielsweise haben die Bonner gegen einen Aufstiegsaspiranten wie den KFC Uerdingen 05 vor der Winterpause zwei sehr starke Spiele abgeliefert, einmal sogar gewonnen. Allerdings sollten wir uns ohnehin nicht zu sehr nach dem Gegner richten, sondern auf uns schauen."

Wie lautet also die Marschroute?

"Wir werden alles tun, um unsere Stärken auf den Platz zu bringen. Wenn uns das gelingt, dann haben wir auch sehr gute Chancen, das Spiel zu gewinnen."