18. August 2016

„Unsere bestmögliche Leistung erreichen“

RWE-Trainer Sven Demandt vor dem DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld

Für unseren Cheftrainer Sven Demandt ist die Partie gegen Zweitligist Arminia Bielefeld eine Premiere. Nie zuvor stand der 51-jährige Ex-Profi als Trainer bei einem DFB-Pokalspiel an der Seitenlinie. RWE und Bielefeld stehen sich allerdings zum zweiten Mal im nationalen Pokalwettbewerb gegenüber. Gutes Omen: Das bisher einzige Duell im Achtelfinale der Saison 1976/1977 entschied Rot-Weiss vor heimischer Kulisse 2:0 für sich. „Kopfball-Ungeheuer“ Horst Hrubesch und Flemming Lund trafen. Gegen ein ähnliches Ergebnis dürfte auch Sven Demandt heute nichts einzuwenden haben. Wir sprachen vor dem Spiel mit ihm.

Die Generalprobe für das Pokalspiel ging trotz starker Leistung daneben. Wie hast Du das 0:4 gegen Viktoria Köln mit der Mannschaft aufgearbeitet?

Das Ergebnis spiegelte nicht den Spielverlauf wider. Solche Partien gibt es. In der ersten Halbzeit funktionierte bei uns vieles von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Nur vor dem gegnerischen Tor passte es nicht. Das änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht. Dann bekamen wir Gegentreffer, die so nicht passieren dürfen. Dennoch bleibe ich dabei: Über weite Strecken war das die beste Leistung in der Saison. Wenn wir das auf Dauer auf den Platz bekommen, dann stimmen auch die Ergebnisse wieder.

Welche Konsequenzen musst Du aus der Niederlage ziehen?

Das ist einfach: Besser verteidigen und das Tor treffen. (lacht) Wir hatten genügend Möglichkeiten, ein Tor zu erzielen. Das ist positiv. Nun geht es darum, effektiver zu werden. In der Rückwärtsbewegung waren wir nicht geschickt, müssen uns cleverer anstellen.

Wie groß ist jetzt die Vorfreude auf den vorläufigen Saisonhöhepunkt?

Zu Wochenbeginn hing unser 0:4 gegen die Viktoria noch ein wenig nach. Jetzt konzentrieren wir uns aber nur noch auf Arminia Bielefeld. Man merkt, dass jeder unbedingt dabei sein will.

Was für ein Duell erwartest Du gegen den Zweitligisten?

Im Vergleich zum Viktoria-Spiel wird es eine ganz andere Begegnung. Bielefeld ist in der 2. Bundesliga mit einem Unentschieden und einer Niederlage nicht optimal aus den Startlöchern gekommen, will nun das erste Erfolgserlebnis einfahren. Wir müssen mit der teilweise recht großen Erwartungshaltung umgehen. Obwohl Bielefeld zwei Klassen über uns spielt, erwarten viele Zuschauer mehr von uns als vom Gegner. Ich sehe das aber nicht so.

Konntest Du die Bielefelder beobachten?

Beim 0:0 am 1. Spieltag gegen den Karlsruher SC war ich live im Stadion, das 0:1 beim TSV 1860 München habe ich mir im Fernsehen angeschaut. Bisher ist der Arminia noch kein Tor gelungen. Mit Fabian Klos verfügt mein Kollege Rüdiger Rehm jedoch über einen herausragenden Stürmer, der jederzeit in der Lage ist, Tore zu erzielen. Auf ihn müssen wir besonders achten.

Wie schätzt Du die Chancen auf das Weiterkommen ein?

Normalerweise sagt man, dass eine Liga zwei Tore Unterschied ausmacht. Ginge es danach, würde das Spiel eine deutliche Angelegenheit zugunsten der Arminia. Doch gerade im Pokalwettbewerb zeigt sich regelmäßig, dass es so einfach eben nicht ist. Genau das macht den Wettbewerb aus. Voraussetzung, überhaupt an eine Sensation denken zu können, ist das Erreichen unserer bestmöglichen Leistung. Wir müssen einen guten Tag erwischen, Bielefeld einen nicht ganz so guten.

Welche Rolle kann die Kulisse an der Hafenstraße spielen?

Die Zuschauer werden wie ein Mann hinter uns stehen. Das ist definitiv eine große Hilfe.

Warum ist für einen Viertligisten gegen einen Zweitligaklub in einem Spiel grundsätzlich alles möglich?

Weil die Unterschiede zwischen den Mannschaften und auch den Spielern nicht mehr so extrem groß sind. Das zeigen Beispiele wie Darmstadt 98 oder Würzburger Kickers. Beide Vereine sind mit weitgehend unveränderten Kadern auf dem direkten Weg von der 3. in die 1. Liga oder von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen.

Warst Du selbst schon einmal an einer Pokalsensation beteiligt?

In der Saison 1986/1987 bin ich mit Fortuna Düsseldorf in das Halbfinale eingezogen. Zwei Runden zuvor hatten wir Bayern München 3:0 bezwungen. Damals war die Fortuna allerdings ebenfalls erstklassig. Im Halbfinale mussten wir uns dann dem damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers 0:3 geschlagen geben. Ich weiß also, dass es im Pokal in beide Richtungen gehen kann.

Interview: Thomas Ziehn/MSPW