14. Mai 2021

„Unser Ding bis zum Ende durchziehen“

Die Hausaufgaben gegen Aachen sind klar: Drei Punkte holen und den BVB von Platz eins verdrängen. (Foto: Endberg)
Die Hausaufgaben gegen Aachen sind klar: Drei Punkte holen und den BVB von Platz eins verdrängen. (Foto: Endberg)

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Traditionsduell mit Alemannia Aachen.

Mit fünf Siegen in Serie in der Meisterschaft hat Rot-Weiss Essen die Chance auf den Aufstieg in die 3. Liga gewahrt. Im Traditionsduell mit Alemannia Aachen (Samstag, 14 Uhr) strebt das Team von RWE-Trainer Christian Neidhart den nächsten Dreier an. Damit würden die Rot-Weissen nicht nur ihre imposante Heimserie (16 Siege, zwei Remis) weiter ausbauen, sondern auch den spielfreien Spitzenreiter Borussia Dortmund U23 von Platz eins verdrängen. Das hat sich Neidhart mit seinem Team fest vorgenommen. Im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" nimmt der 52-jährige Fußball-Lehrer ausführlich Stellung.

Hallo Christian! Die Auswärtshürde beim Wuppertaler SV wurde mit dem 2:1-Derbysieg im Stadion am Zoo übersprungen. Wie zufrieden warst Du mit dem Auftritt der Mannschaft?

Neidhart: Vor allem während der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, es in dieser Phase aber versäumt, zumindest einen zweiten Treffer nachzulegen, um noch mehr Ruhe in das Spiel zu bringen. Deshalb waren wir dann auch sehr erleichtert, als Steven Lewerenz in der Schlussphase das 2:0 erzielt hat. Der Wuppertaler Anschlusstreffer fiel dann erst in der Nachspielzeit. Ernsthaft in Gefahr geraten ist der Sieg danach nicht mehr.

Es war bereits der fünfte Dreier hintereinander. RWE hält offenbar dem Druck im Saisonendspurt sehr gut stand!

Definitiv! Wir haben jetzt nach 36 Partien 81 Punkte auf dem Konto. Das ist eine überragende Bilanz, für die das Team schon jetzt ein großes Kompliment verdient hat. Aber wir sind noch nicht am Ende, wollen auch die restlichen vier Ligaspiele auf unsere Seite ziehen und es der Konkurrenz damit so schwer wie möglich zu machen.

Im besten Fall könnte das Punktekonto bis auf 93 Zähler anwachsen. Selbst eine solche Bilanz gäbe aber noch keine Garantie, dass der Aufstieg gelingt.

Das ist richtig und es zeigt auch noch einmal, welch herausragende Saison der BVB und wir spielen – unabhängig vom Ausgang. Wir haben es aktuell nicht mehr selbst in der Hand, die Spielzeit auf Platz eins zu beenden. Aber wir haben es in der Hand, noch mehr Druck auf die Dortmunder aufzubauen, damit auch sie in ihren verbleibenden Partien permanent gezwungen sind, möglichst immer drei Punkte zu holen. Mal schauen, wer dann im Endspurt die besseren Nerven hat.

Stichwort Platz eins: Weil die Dortmunder nach ihrer corona-bedingten Pause erst am 23. Mai wieder in das Geschehen eingreifen, könnte RWE mit einem Heimsieg gegen Alemannia Aachen die Tabellenspitze erobern. Was nehmt Ihr Euch für dieses Traditionsduell vor?

Es ist selbstverständlich unser Ziel, die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten und den BVB von Platz eins zu verdrängen. Das würde den Druck auf den BVB weiter erhöhen. Wir tun aber gut daran, uns auf unsere eigene Leistung zu konzentrieren. Damit sind wir in den letzten Wochen gut gefahren und wollen unser Ding so auch bis zum Ende durchziehen.

Die Alemannia verlor zuletzt im eigenen Tivoli-Stadion 0:3 gegen die Sportfreunde Lotte. Überrascht?

Schon ein wenig. Allerdings muss ich auch sagen, dass es die Sportfreunde Lotte schon seit einiger Zeit sehr gut machen und sich deutlich gesteigert haben. Dass der Klassenverbleib bereits vorzeitig unter Dach und Fach gebracht wurde, kommt nicht von ungefähr.

Was erwartest Du von der Alemannia an der Hafenstraße?

Auf jeden Fall rechne ich mit einem hochmotivierten Gegner, für den die Partie noch einmal ein Höhepunkt kurz vor dem Saisonende sein wird. Wir müssen unsere bestmögliche Leistung auf den Platz bringen, um erfolgreich zu sein. Da beide Mannschaften noch am Mittwoch jeweils im Verbandspokal im Einsatz, gibt es auch in dieser Hinsicht weder Vor- noch Nachteil.

Musst Du bei der Aufstellung auf die Belastung der englischen Woche Rücksicht nehmen?

Wir werden ganz sicher nicht jede Partie mit exakt derselben Formation bestreiten. Wir müssen immer wieder schauen, wer frisch ist oder wer vielleicht mal eine Pause benötigt. Das werden wir von Fall zu Fall entscheiden. Am Ende wird aber immer – unabhängig von Einzelpersonen – das Team auf dem Platz stehen, dem wir am ehesten zutrauen, das Spiel für uns zu entscheiden. Dabei steht allerdings auch außer Frage, dass es uns helfen würde, von weiteren verletzungsbedingten Ausfällen möglichst verschont zu bleiben.

Vor dem Derby in Wuppertal waren auch Torjäger Simon Engelmann und Sechser Dennis Grote angeschlagen, konnten dann aber von Beginn an spielen!

An dieser Stelle muss ich unserer medizinischen Abteilung ein großes Dankeschön aussprechen. Alle haben Schwerstarbeit geleistet, damit die beiden rechtzeitig fit werden. Engel hatte muskuläre Probleme im Oberschenkel, Dennis Beschwerden an der Achillessehne. Um ehrlich zu sein, hatte ich zwischenzeitlich schon nicht mehr damit gerechnet, dass beide spielen können.

Sein Comeback nach langer Verletzungspause gab Rechtsverteidiger Sandro Plechaty, der wegen eines Knorpelschadens im Knie gefehlt hatte, in der Schlussphase. Ist er jetzt schon wieder eine Alternative für die Startelf?

Alles ist möglich. Nach seinen sehr starken Leistungen während der Hinrunde hat uns Sandro schon sehr gefehlt, zumal wir die zuvor sehr gut funktionierende Viererkette auch noch wegen der zwischenzeitlichen Ausfälle von Kevin Grund, Alexander Hahn und Daniel Heber immer wieder umstellen mussten. Insgesamt haben wir es aber gut hinbekommen. Nachdem Sandro zwei Wochen lang ein Reha-Programm in München absolviert hatte, konnte er in der Woche vor dem Wuppertal-Spiel wieder bei uns mittrainieren. Von daher ist er ab sofort wieder einsatzbereit, auch wenn er sicher noch ein wenig Nachholbedarf hat.

Wie sieht es sonst mit Blick auf das Duell mit Alemannia Aachen aus?

Für Alex Hahn und Jakob Golz ist die Saison bekanntlich vorzeitig beendet. Das tut weh, doch wir müssen damit zurechtkommen. Bei Marcel Platzek ist es wohl auch noch ein wenig dauern, bis er wieder hundertprozentig fit ist. Außerdem waren zuletzt noch Jonas Behounek mit Adduktorenproblemen und Joshua Endres wegen einer Erkältung angeschlagen, fehlten deshalb in Wuppertal. Sie könnten jetzt wieder zur Verfügung stehen.