30. März 2016

Und wir ziehen in die Bundesliga ein!

Vor 50 Jahren – Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1966.

Im Juni 1966 fanden die Gruppenspiele der Aufstiegsrunde zur Bundesliga statt. RWE hatte sich als Tabellenzweiter der Regionalliga West qualifizieren können. Entscheidend in der abgelaufenen Saison war der 25. Spieltag gewesen, als der Tabellendritte RWE an der Hafenstraße gegen die vor ihnen in der Tabelle stehende Alemannia aus Aachen spielte.

Mit dem 3:1-Sieg am 9. Januar 1966 zog RWE an den Kaiserstädtern vorbei und gab den Aufstiegsrundenplatz dann nicht mehr ab. Souveräner Meister der Regionalliga West wurde Fortuna Düsseldorf mit 58:10 Punkten und 79:22 Toren vor Rot-Weiss Essen mit 53:15 Punkten und 74:31 Toren. Alemannia Aachen hatte 51:17 Punkte und 97:40 Toren. Es war also knapp gewesen. Dennoch war Trainer Fritz Pliska mit der Saisonleistung seines Teams insgesamt zufrieden und das erste Etappenziel nach fünf Jahren der Zweitklassigkeit erreicht. Pliska hatte als Spieler 1934 beim SV 06 Holzminden angefangen, von 1945-1947 für Schalke 04 gespielt, dann bei der TSG Vohwinkel und als Spielertrainer beim Rheydter SV und bei Borussia Mönchengladbach. Nach verschiedenen Stationen als hauptamtlicher Trainer kam Pliska im Juli 1965 an die Hafenstraße und brachte hier das junge Stürmertalent Willi Lippens heraus.

Fehlstart am Millerntor
In der Aufstiegsrunde 2 spielte RWE gegen den FC St. Pauli, den FC Schweinfurt 05 und den 1. FC Saarbrücken, die sich im Mai durch zwei Siege gegen SC Göttingen 05 qualifiziert hatten. Am Samstag (4. Juni 1966) ging es los. RWE reiste nach Hamburg, unterstützt von 7.000 Fans. RWE versuchte alles am Millerntor, doch man fuhr mit einer Pleite nach Hause. Die drückende Überlegenheit und besten Torgelegenheiten konnten nicht in einen Treffer umgewandelt werden. Frankowski jagte zu allem Überfluss auch noch einen Elfmeter in den blauen hanseatischen Himmel. Am Ende hieß es vor 23.000 Zuschauern 1:0 für St. Pauli durch ein Tor von Karl-Heinz Pape in der 40. Minute.

Mit vier Siegen in die Bundesliga
In den folgenden Begegnungen wurden die RWE-Fans dann aber für den Fehlstart entschädigt.
Zum ersten Heimspiel kam am Mittwoch (8. Juni 1966) der 1. FC Saarbrücken zur Hafenstraße. 35.000 Zuschauer sahen einen 3:2-Sieg der Rot-Weissen. Diehl (46. Minute, Eigentor), Heinz-Dieter Hasebrink (64. Minute) und Eckehardt Feigenspan (66. Minute) schafften eine 3:0-Führung für RWE, bevor die Saarländer durch zwei Tore noch das Endergebnis verkürzten.
Am nächsten Sonntag (12. Juni 66) war Schweinfurt 05 zu Gast. 35.000 Zuschauer sahen im Georg-Melches-Stadion einen deutlichen 3:0 Sieg ihrer Mannschaft. Willi Lippens (59. Minute), Herbert Weinberg (67. Minute) und Willi Koslowski (71. Minute) erzielten die Tore. RWE war nun Tabellenführer.

Das Rückspiel war bereits eine Woche später. 16.000 Zuschauer erlebten in der ersten Halbzeit ein torloses Spiel. In der zweiten Halbzeit ging RWE durch Hans-Dieter Hasebrink (52. Minute) in Führung, musste aber in der 58. Minute den Ausgleich hinnehmen. Herbert Weinberg (75. Minute) stellte dann das Endergebnis mit 2:1 sicher. Am darauffolgenden Mittwoch (22. Juni 1966) ging es für RWE in Saarbrücken weiter. Die 30.000 Zuschauer feierten zur Halbzeit die 1:0 Führung ihrer Heimmannschaft. Doch in der 2. Halbzeit drehte RWE das Spiel. Eckehardt Feigenspan erzielte das 1:1 (52. Minute) und Helmut Littek in der 85. Minute den Siegtreffer zum 2:1. Die Tür zur Bundesliga war damit weit aufgestoßen.

Gegen den FC St. Pauli gelang der Aufstieg
Die Entscheidung über den Aufstieg fiel am letzten Spieltag (26. Juni 1966) an der Hafenstraße, auf den Tag genau elf Jahre nach dem 4:3 Endspielerfolg von Hannover um die Deutsche Meisterschaft. RWE führte die Aufstiegsrunde zwar an, durch einen Sieg mit mindestens drei Toren Unterschied konnte der FC St. Pauli die Rot-Weissen aber noch abfangen. 36.000 Zuschauer waren ins Georg-Melches-Stadion gekommen. Sie erlebten in der 18. Minute eine Wiederholung aus dem Hinspiel. Erneut war es Karl-Heinz Pape, der RWE-Torwart Hermann Roß überwand und die Hanseaten mit 1:0 in Führung brachte. Den Essener Anhängern stockte der Atem. Doch es blieb bei diesem Ergebnis. Schiedsrichter-Legende Rudolf Kreitlein pfiff nach 90 Minuten ab. Zwei Tore zu wenig für die Hamburger. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen: RWE in der Bundesliga. Mit 8:4 Punkten und 10:6 Toren hatten es Trainer Pliska und die Mannschaft geschafft. In der Saison 1966/67 kam eine der 18 Bundesligamannschaften aus der Ruhrmetropole Essen.

Text: Uwe Wick