12. April 2017

„Unbedingt Heimsieg landen“

RWE-Cheftrainer Sven Demandt vor dem Derby gegen Gelsenkirchener U 23

Fast auf den Tag genau vier Monate liegt für Rot-Weiss Essen der letzte Dreier vor eigenem Publikum zurück (1:0 gegen den Wuppertaler SV am 11. Dezember 2016). Pünktlich zum Osterfest will das Team von RWE-Cheftrainer Sven Demandt diese „Wartezeit“ an der Hafenstraße mit einem Heimsieg gegen die abstiegsbedrohte U 23 des Bundesligisten FC Schalke 04 beenden. Allerdings kann der 52-jährige Fußball-Lehrer erneut nur auf einen deutlich reduzierten Kader zurückgreifen. Neben den verletzten Spielern fällt jetzt auch noch Kapitän Benjamin Baier wegen der zehnten Gelben Karte aus. Wie dennoch die drei Punkte in Essen bleiben sollen und zu allen weiteren Themen nimmt Sven Demandt im ausführlichen Interview mit der „kurzen fuffzehn“ Stellung.

Hallo Sven! Bei der U 23 von Borussia Dortmund, die sich noch Chancen auf die Meisterschaft ausrechnen kann, erkämpfte RWE ein 1:1. Wie zufrieden warst Du mit dem Auftritt?

Sven Demandt: Ich war schon zufrieden mit der Leistung, denn wir haben in Dortmund ein gutes Spiel abgeliefert, gegen den Tabellenzweiten keine wirkliche Torchance zugelassen. Deshalb kann ich auch mit dem Unentschieden gut leben. Wenn BVB-Trainer Daniel Farke nach dem Spiel davon spricht, sein Team habe die beste Leistung der Rückserie gezeigt, dann sagt das schon einiges über unsere Vorstellung aus.

Es war allerdings schon das elfte Remis in dieser Saison, das ist Liga-Höchstwert!

SD: Wir hätten lieber gewonnen, keine Frage. Und es war auch ärgerlich, dass uns der Strafstoß für den BVB wohl den Sieg gekostet hat. Ich denke, ohne den – sicherlich berechtigten – Foulelfmeter wäre es für die Dortmunder schwierig geworden, gegen uns ein Tor zu erzielen.

Timo Becker hatte bei einer Abwehraktion den Strafstoß verursacht. Gibt es einen Vorwurf?

SD: Timo hatte sich in dieser Szene sicherlich nicht besonders gut angestellt. Er ist aber noch ein junger Kerl, dem wir Fehler zugestehen. Er hat seine Sache sonst sehr gut gemacht.

Kapitän Benjamin Baier sah in Dortmund bereits die zehnte Gelbe Karte in dieser Saison, steht heute gegen Schalke nicht zur Verfügung. Wie schwer wiegt der Ausfall?

SD: In unserer aktuellen personellen Situation schmerzt jeder Verlust. Bei Benny kommt natürlich noch hinzu, dass er sich in einer sehr guten Verfassung befand und zuletzt auch einige wichtige Tore erzielt hat. Deshalb tut es schon weh, auch noch auf ihn verzichten zu müssen. Aber uns bleibt nichts Anderes übrig, als es so hinzunehmen. Im Laufe der Saison war sicher die eine oder andere Gelbe Karte unnötig. In Dortmund allerdings wollte der Schiedsrichter wohl früh ein Zeichen setzen, hat Benny gleich beim ersten Foul Gelb gezeigt. Das kann passieren, wir müssen halt damit umgehen.

Wer könnte Benny Baier in der Mittelfeldzentrale ersetzen?

SD: Gute Frage! Eines vorweg: Ihn 1:1 zu ersetzen, wird ohnehin kaum möglich sein. Also müssen wir uns etwas einfallen lassen, zumal auch von den zuletzt ausgefallenen Spielern wohl keiner gegen Schalke in den Kader zurückkehren wird. In Dortmund wurden mit Richard Weber, Patrick Huckle und Boris Tomiak drei Abwehrspieler eingewechselt. Als Offensivoptionen hatten wir noch Jeffrey Obst und Jason Ceka auf der Bank. Jason ist jetzt aber nach seiner Roten Karte in der U 19 auch noch gesperrt.

Wie sieht es denn bei den verletzten Spielern aus? Wann ist mit Ihrer Rückkehr zu rechnen?

SD: Für das Schalke-Spiel habe ich die Hoffnung, zumindest wieder auf Jan-Steffen Meier zurückgreifen zu können. Am Wochenende hatte er aber immer noch Fieber, hat aber mittlerweile ebenso wieder trainiert, wie Dennis Malura. Kasim Rabihic und Kevin Grund befinden sich nach ihren Verletzungen zwar auf einem guten Weg, werden aber wohl alle erst nach Ostern wieder in das Training einsteigen, könnte also für die Partie in Köln wieder zur Verfügung stehen. Das würde uns selbstverständlich guttun.

Durch Siegesserien sind Teams wie Rot-Weiß Oberhausen oder die U 21 des 1. FC Köln in der Tabelle an RWE vorbeigezogen. Mal vier, fünf oder gar sechs Partien hintereinander zu gewinnen, hat Deine Mannschaft in dieser Saison noch nicht geschafft!

SD: Das stimmt. Mehr als zwei Dreier in Folge sind uns noch nicht gelungen. Vor allem zu Hause waren einfach zu viele Unentschieden dabei. Das nervt mich schon. Auch deshalb wollen wir heute unbedingt einen Heimsieg einfahren. Allerdings sollte man bei der Bewertung der Gesamtsituation auch nicht außer Acht lassen, dass wir nach aktuellem Stand in der Rückserie immer noch einen Punkt mehr geholt haben als in den vergleichbaren Partien der Hinrunde. Und das mit einem deutlich reduzierten Aufgebot.

Die U 23 des FC Schalke 04 kämpft gegen den Abstieg, hat sich zuletzt aber mit dem 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf II ein wenig Luft verschafft. Mit dem Umzug in die große Arena und der Unterstützung von mehr als 2.500 Fans wurde deutlich dokumentiert, dass der Klassenverbleib eine hohe Priorität besitzt, oder?

SD: Ich habe selbst lange genug um eine zweite Mannschaft trainiert, um zu wissen, dass die Schalker alles dafür geben werden, um in der Liga zu bleiben. Ich denke, dass die U 23 in Gelsenkirchen einen ähnlich hohen Stellenwert innerhalb des Klubs hat, wie es bei mir auch in Mönchengladbach der Fall war. Deshalb ist es für den Verein wichtig, seine Talente zumindest in der Regionalliga ausbilden zu können. Eine zweite Mannschaft in der Oberliga zu haben, würde gerade für einen international ambitionierten Klub wie Schalke 04 nur wenig Sinn machen.

Im Spiel gegen Düsseldorf, das Du beobachtet hattest, verzichteten die Schalker auf Unterstützung aus dem Profikader. Rechnest Du heute mit dem einen oder anderen Lizenzspieler?

SD: Da die Profis ja am Donnerstag ihr Europa League-Hinspiel bei Ajax Amsterdam bestreiten müssen, wird sich das wohl erneut in Grenzen halten. Außerdem hat das U 23-Team gegen Düsseldorf gezeigt, welche Leistungen möglich sind. Wir bekommen es mit einer jungen, hochmotivierten und spielstarken Mannschaft zu tun, die mit Sicherheit alles in die Waagschale werfen wird, um gegen uns zu punkten.

Derbys gegen Schalke 04 sind für RWE traditionell immer besondere Spiele!

SD: Das ist uns allen voll bewusst. Wie gesagt: Wir werden alles tun, um die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.