24. November 2020

„Treffen auf gutes und erfahrenes Team“

Über das Können des Gegners bewusst, trotzdem erfolgreich sein: Christian Neidhart vor dem Doppel-Derby. (Foto: Endberg)
Über das Können des Gegners bewusst, trotzdem erfolgreich sein: Christian Neidhart vor dem Doppel-Derby. (Foto: Endberg)

Christian Neidhart vor dem Aufeinandertreffen mit dem Wuppertaler SV.

Wuppertaler SV und Alemannia Aachen: Innerhalb von nur vier Tagen trifft Rot-Weiss Essen in der Regionalliga West auf zwei weitere ehemalige Bundesligisten. Keine Frage: Auch und gerade in diesen Traditionsduellen will das Team von RWE-Cheftrainer Christian Neidhart die gute Form bestätigen und die aktuellen Erfolgsserien (14 Ligaspiele ohne Niederlage, zuletzt vier Siege hintereinander) möglichst weiter ausbauen. Bevor es jedoch am Sonntag an den Tivoli geht, gilt die volle Konzentration der Rot-Weissen dem Derby gegen den WSV. Im aktuellen Interview bezieht Neidhart Stellung

Hallo Christian! Nachdem die Mannschaft in den vorherigen Spielen oft erst in der zweiten Halbzeit den Schlüssel zum Sieg gefunden hatte, lief es beim 4:0 in Homberg von Beginn an optimal. Wie fällt Dein Fazit aus?
Wir konnten mit der Leistung und dem Spielverlauf wirklich sehr zufrieden sein. Unser Plan ist voll aufgegangen. Mit dem frühen Tor zum 1:0 haben wir die Partie sofort in die richtige Richtung gelenkt und danach auch nichts mehr anbrennen lassen. Dabei muss man auch mal andere Mittel wählen als sonst.

Stichwort "andere Mittel"! Wie meinst Du das?
Uns war schon im Vorfeld klar, dass die äußeren Bedingungen und die schwierigen Platzverhältnisse in Homberg eher kein feines Fußballspiel zulassen würden. Das hat sich dann auch schnell bestätigt. Wir hatten deshalb eine etwas andere Herangehensweise als sonst gewählt, in der Abwehr auf eine Dreierkette und im Angriff auf zwei echte Spitzen umgestellt. Wir hatten uns vorgenommen, den Gegner vornehmlich durch lange Bälle unter Druck zu setzen und dann konsequent nachzurücken, um die zweiten Bälle zu gewinnen. Mit rustikalen Mitteln und kämpferischen Qualitäten konnten wir den Gegner dominieren und den sonst sehr konterstarken VfB gar nicht erst ins Spiel kommen lassen. Dass wir dann auch noch unsere ersten Torchancen konsequent genutzt haben, war umso besser. Unter dem Strich haben beide Stürmer getroffen und wir haben hinten wieder zu Null gespielt.

Zu den Torschützen gehörte auch – wie schon zuvor beim 2:0 in Mönchengladbach – erneut Sandro Plechaty. Wie bewertest Du seine Entwicklung?
Sandro befindet sich schon seit Saisonbeginn in einer phantastischen Form, marschiert auf der rechten Seite, hängt sich immer voll rein – und schießt jetzt auch noch Tore. Keine Frage, dass wir mit ihm sehr zufrieden sind. Als er bei uns im Sommer zunächst zur Probe mittrainiert hat, war sofort zu spüren, dass er richtig Bock auf die Aufgabe bei RWE hatte. Das stellt er jetzt auch regelmäßig auf dem Platz unter Beweis.

In der Abwehr kam Felix Weber, Neuzugang vom TSV 1860 München, erstmals von Beginn an zum Zug. Wie fandest Du sein Startelf-Debüt?
Felix hat seine Aufgabe neben Daniel Heber und Alexander Hahn sehr ordentlich gelöst. Dass wir erneut kein Gegentor kassiert und eigentlich auch keine einzige echte Chance des Gegners zugelassen haben, spricht auch für ihn.

War die Umstellung auf eine Dreierkette eine einmalige Sache oder ist das auch für künftige Spiele eine denkbare Variante?
Zunächst einmal hat sich die Umstellung für das Spiel in Homberg bewährt und war den dortigen Rahmenbedingungen angepasst. Es ist aber dennoch nicht ausgeschlossen, dass wir auch in Zukunft immer wieder einmal auf dieses System zurückgreifen könnten, zumal in dieser Jahreszeit die Plätze nicht besser werden.

Beim Derby gegen den Wuppertaler SV erwarten das Team wieder wesentlich bessere Platzbedingungen. Also ist auch wieder eine andere Spielweise gefragt?
Es wird sicherlich – nicht nur wegen der schnellen Abfolge der Spiele und der notwendigen Belastungssteuerung – ein etwas anderes Team auf dem Platz stehen. Klar ist: Wir haben ein Heimspiel und wollen nachlegen.

Welchen Stellenwert hat das Traditionsduell grundsätzlich?
Ein Derby gegen den WSV ist mit Sicherheit immer eine ganz besondere Partie. Da ist es umso schmerzlicher, dass keine Zuschauer dabei sein können. Leider geht es im Moment nicht anders. Wir müssen ja schon froh sein, dass wir überhaupt spielen dürfen.

Der WSV hat den sicheren Klassenverbleib als Saisonziel ausgegeben. Wie schätzt Du den Gegner ein?
Die Wuppertaler verfügen über eine qualitativ gute Mannschaft, die vor allem eine ganze Reihe erfahrener Spieler in ihren Reihen hat, wenn ich da beispielsweise nur an Tim Wendel oder Marco Königs denke. Es sind aber noch weitere Jungs dabei, die Spiele entscheiden können. Ich erwarte ein sehr interessantes Duell, das wir für uns entscheiden wollen.

Damit würde RWE erneut die Tabellenführung verteidigen. Wie bewertest Du nach einem Drittel der Saison die Situation an der Spitze?
Zunächst einmal haben wir uns vor der Saison ein hohes Ziel gesteckt und werden dieser Rolle bislang auch gerecht. Der BVB spielt bislang ebenfalls eine Riesensaison. Preußen Münster und die U 23 von Fortuna Düsseldorf sind auch nicht weit entfernt. Das beweist die hohe Qualität in dieser Liga. Wir tun aber gut daran, weiterhin nur auf uns selbst zu schauen und unsere Aufgaben möglichst gut zu lösen. Auch gegen den WSV!