23. Oktober 2020

„Tabellenplätze spielen überhaupt keine Rolle“

Möchte den derzeit guten Flow „nicht durch zahlreiche Wechsel unterbrechen“: RWE-Chefcoach Christian Neidhart (Foto: Edberg)
Möchte den derzeit guten Flow „nicht durch zahlreiche Wechsel unterbrechen“: RWE-Chefcoach Christian Neidhart (Foto: Edberg)

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen.

Eigentlich sollte mit dem Revierderby gegen Rot-Weiß Oberhausen am Samstag, 15:30 Uhr, für Rot-Weiss Essen eine weitere "englische Woche" abgeschlossen werden. Bekanntlich kam es anders. Wegen der kurzfristigen Absage des für Mittwoch geplanten Gastspiels bei der U 23 von Borussia Mönchengladbach (wegen einer Covid19-Infektion bei "Fohlen"-Trainer Heiko Vogel/Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung!) hatte RWE-Cheftrainer Christian Neidhart etwas mehr Zeit, um sich mit seinem Team auf das Duell mit den "Kleeblättern" vorzubereiten. Im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" nimmt der 52-jährige Fußball-Lehrer Stellung.

Hallo Christian! Mit dem 1:0-Heimsieg gegen den SC Preußen Münster hielt RWE einen direkten Konkurrenten auf Distanz. Wie fällt Dein Fazit aus?

Wie schon beim 2:0 gegen dieU 23 von Fortuna Düsseldorf hat das Team erneut eine reife Leistung geboten, diesmal leider ohne die Unterstützung der Fans. Die Mannschaft ist gut drauf, wir haben eine stabile Formation gefunden und wollen so auch weitermachen.

Neuzugang Isaiah Young und Cedric Harenbrock feierten Ihr Startelf-Debüt. Wie zufrieden wirst Du mit ihren Leistungen?

Sehr zufrieden. Isi hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er vor allem mit seinem Tempo ein großer Gewinn für uns ist und wir uns auf seine weitere Entwicklung freuen dürfen. Dass es dabei auch noch Luft nach oben gibt, versteht sich nach der Kürze der Zeit von selbst. Cedi war nach seinem Treffer als "Joker" gegen Düsseldorf diesmal auch direkt am Siegtor gegen Münster beteiligt. Das freut mich sehr für ihn. Wir alle wissen, dass mit den beiden Kreuzbandrissen eine sehr harte Zeit hinter ihm liegt.

Felix Weber, der vom TSV 1860 München zu RWE gewechselt ist, gehörte wenige Tage nach seiner Verpflichtung noch nicht zum Aufgebot. Warum nicht?

Die Spielberechtigung für Felix war erst am Abend vor dem Spiel eingetroffen. Außerdem gab es keinen Grund, jetzt etwas übers Knie zu brechen. Wir haben immer gesagt, dass wir Felix verpflichtet haben, um auch auf der Innenverteidiger-Position noch besser aufgestellt zu sein und auf mögliche Ausfälle reagieren zu können. Aktuell haben wir dort keine Probleme, weil Daniel Heber und Alexander Hahn sehr stabil spielen und in Verbindung mit der kompletten Defensivabteilung einen guten Job machen. Von daher gab es keinen Grund, Veränderungen vorzunehmen. Dennoch bin ich natürlich froh, mit Felix noch einen erfahrenen Spieler im Kader zu haben, den wir jederzeit bringen können.

Da sprichst die starke Defensive an. Ist sie die Basis für die positive Serie?

Ganz sicher. Das 3:2 im Heimspiel gegen Rot Weiss Ahlen, bei dem wir in zwei Konter gelaufen waren, hatte bei uns die Sinne geschärft. Seitdem haben wir einiges verändert und lassen aus dem Spiel heraus kaum mehr Chancen der Gegner zu. Gegen Münster hatten wir in der ersten Halbzeit zwar Glück bei einem Schuss an den Innenpfosten, hatten aber auf der Gegenseite selbst zweimal die Latte getroffen und noch weitere Chancen vergeben. Die Preußen sind eigentlich nur noch einmal gefährlich geworden, als unser Torhüter Daniel Davari in der Nachspielzeit den Ball versehentlich noch außerhalb des Strafraums in den Händen gehalten hatte. Beim folgenden Freistoß hat er dann sehr gut reagiert und den Ausgleich verhindert. Insgesamt arbeitet die gesamte Mannschaft defensiv sehr gut. Wir haben da eine gute Mischung gefunden.

Du hattest angekündigt, erst nach zehn Spielen auf die Tabelle zu schauen. Allzu weit ist dieser Zeitpunkt nicht mehr entfernt. Ist RWE im Soll?

Wir stecken uns immer für zehn Spieltage ein internes Ziel. Aktuell sind wir mit 18 Punkten aus acht Partien auf einem guten Weg, unsere erste gesetzte Marke zu erreichen. Allerdings müssen wir dafür weiterhin so intensiv arbeiten wie bisher.

Gegen Münster hatte Amara Condé wegen muskulärer Probleme gefehlt. Ist er gegen RWO wieder dabei?

Ich gehe davon aus, dass er uns wieder zur Verfügung steht. Dass er gegen Münster pausiert hatte, war eine Vorsichtsmaßnahme. Wir waren guter Dinge, dass er schon in Gladbach wieder hätte spielen können. Durch die Absage der Partie hatte er jetzt noch einige Tage mehr Zeit, wieder richtig fit zu werden.

Sind Änderungen in der Startformation geplant?

Ein, zwei Änderungen kann es immer geben: Entweder durch Verletzungen, wegen der Belastungssteuerung oder aus taktischen Überlegungen. Grundsätzlich möchte ich aber den Flow, in den sich das Team gespielt hat, nicht durch zahlreiche Wechsel unterbrechen. Stabilität und Kontinuität sind nicht zu unterschätzende Faktoren. Wenn sich die Jungs körperlich alle gut fühlen, ist nicht mit allzu vielen Änderungen zu rechnen.

Während RWE wie erhofft oben mitmischt, ist Rot-Weiß Oberhausen nicht gut in die Saison gestartet, hat bereits den Trainer gewechselt und rangiert im unteren Tabellendrittel. Was bedeutet das für das Duell an der Hafenstraße?

Gar nichts. Für ein solches Derby gelten immer komplett andere Maßstäbe, da spielen Tabellenplätze überhaupt keine Rolle. Es ist ein besonderes Spiel, in dem andere Tugenden gefragt sind. Das haben unsere Jungs verinnerlicht und werden entsprechend auftreten. Wenn wir unsere bestmögliche Leistung auf den Platz bringen, dann haben wir auch gegen RWO gute Chancen, die drei Punkte an der Hafenstraße zu behalten.