5. Juni 2019

„Stehe für eine gewisse Spielidee und ein Wertesystem“

Christian Titz trainiert ab der kommenden Saison die Rot-Weissen. (Foto: Gohl)
Christian Titz trainiert ab der kommenden Saison die Rot-Weissen. (Foto: Gohl)

Der neue Chef-Trainer Christian Titz im Interview

Rot-Weiss Essen hat mit Christian Titz einen neuen Chef-Trainer verpflichtet. Im Interview spricht der 48-Jährige über seinen ersten Eindruck, seine Anpackermentalität sowie seine Spielidee.

Herzlich Willkommen an der Hafenstraße! Wie sind deine ersten Eindrücke?
Sehr positiv! Mich haben alle Leute sehr positiv aufgenommen und begrüßt. Jedem, der Fußball liebt – und ich bin Trainer, ich freue mich wieder auf den Platz gehen zu können – gefällt es so einen tollen Blick ins Stadion zu haben.

Was hat dich an dieser Herausforderung hier  bei Rot-Weiss Essen gereizt?
Das ist ziemlich einfach zu beantworten: Ich bin ein Mensch, der sich über die Jahre hinweg sehr gern in Projekten wiederfindet. Na klar, ich habe in dem Bereich der höchsten beiden Ligen gearbeitet, aber ich bin ein Trainer, der für ein gewisses Wertesystem und für eine gewisse Spielidee steht. Wenn man so ist, dann möchte man einen Verein finden, in dem man sich selbst wiederfindet und wo diese Eigenschaften gefragt sind. Hier bei Rot-Weiss Essen haben wir in den Gesprächen recht schnell festgestellt, dass wir eine gleiche Spielidee und Art verfolgen.
Ich bin in einem kleinen Dorf in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen, wo du für gewisse Werte eingestanden hast, wie Zuverlässigkeit und Anpacken zu müssen. Wir Menschen kommen zusammen, wir leben in der Gruppe zusammen. Ich bin mit meinem Papa auf den Fußballplatz gegangen und da war die Vereinsgaststätte vor und ich fand es immer toll, wie sich Menschen unterhalten haben. Das sind Dinge, die gefallen mir sehr gut und ich habe für mich beschlossen ein ligaunabhängiges Projekt zu beginnen.
Hier gibt es die Komponenten: Man hat die Chance mit den Verantwortlichen eine Mannschaft aufzubauen, man hat ein Fanpotenzial, was außergewöhnlich ist. Man hat ein tolles, fast neues Stadion und eine tolle Infrastruktur und was für mich auch wichtig war: Es gibt ein Nachwuchsleistungszentrum mit einer sehr guten regionalen Lage, wo wir auf einen großen Pool zugreifen können und selbst Spieler ausbilden und entwickeln, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen.

Anpacken und Zusammenhalt, das hört man gern im Ruhrgebiet. Wenn wir auf den Fußball schauen: Für welche Spielidee steht der Trainer Christian Titz?
Die Meisten würden es plakativ zusammenfassen mit dem Wort „Ballbesitz-Fußball“. Man muss es aber differenzierter betrachten. Ich sehe das Spielfeld als in Zonen eingeteilt an. Letztendlich entscheidet der Gegner, wo wir uns bewegen dürfen. Ich habe es gern, wenn uns ein Gegner hoch anläuft. Dann stehe ich dafür, dass wir ein Spiel von hinten aufbauen wollen, aber in dem Gedankengut, umso höher der Gegner kommt, dass wir die Chance haben – ich nenne das immer „Umschaltspiel aus dem eigenen Ballbesitz. Man kann dann aus einer Passkombination den Gegner locken und in den Rücken des Gegners reinspielen. Zudem bin ich jemand, der es gern hat den Ball schnellstmöglich nach vorne zu spielen. Ich weiß, dass das hier ein wichtiger Aspekt sein wird, die ersten fünfzehn Minuten in das Stadion rauszugehen und die Leute mitzunehmen, indem man schnell in die Tiefe rein spielt. Ich weiß, dass das Spiel mit der Mannschaft bis jetzt so angelegt ist, dass wir den Gegner bespielen wollen. Da wir die Zielsetzung haben, im oberen Bereich zu landen, wird es so kommen, dass die Gegner uns öfter den Ball geben und dann müssen wir Lösungen in der Endzone finden. Ich mag kreative Spieler, die dribbelstark sind und ein 1-gegen-1 lösen können. Gleichzeitig weiß ich aber auch, wie wichtig es ist, dass wir nach Ballbesitz in das Gegenpressing gehen. Zusammengefasst: Wir selbst wollen auf dem Platz das Heft des Handelns zu nehmen.