13. Januar 2016

Sprechstunde beim Doc

In der vergangenen Woche rief der Verein über Facebook zur Teilnahme an der „Sprechstunde beim Doc“ auf. Alle RWE-Fans konnten bis zum gestrigen Dienstag ihre Fragen zum aktuellen Geschehen rund um die Hafenstraße loswerden. Hier kommen die Antworten des 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Welling.

1. Basti Hattermann: Wäre im Sommer mal ein reisetechnisch interessanteres Testspiel im Ausland (bevorzugt am Meer) denkbar? Die Fans lechzen nach Abwechslung vom tristen Regionalliga-Alltag.

Denkbar natürlich, wir haben das in den letzten Jahren immer mal wieder versucht, bislang hat es aus aber unterschiedlichen Gründen noch nicht geklappt. Das hat dann mit Terminproblemen zu tun, aber natürlich stecken auch finanzielle Gründe dahinter. Für das „Rückspiel“ gegen Mallorca haben wir die Zusage, wir müssten aber für die Kosten der Reise aufkommen, d.h. Flug, Unterkunft, Bustransfer etc. Das ist momentan bei unserem Budget nicht drin, vielleicht schaffen wir mal ein Spiel in Holland oder Belgien, da ist es zum Meer ja nicht so weit…

2. Sascha Schulz: Warum Transfers aus aller Welt wenn die Talente vor der Tür oder im eigenen Verein sind?

Welche Transfers „aus aller Welt“ denn? Weil wir einen Jungen aus Leipzig geholt haben? Der noch jung ist und dort in fast jedem Spiel ein Tor gemacht hat? Der muss, weil er aktuell aus Leipzig kommt, also schlechter sein als jeder Oberligaspieler hier aus der Region? Oder weil wir Spieler aus Kroatien, Slowenien, Skandinavien oder Frankreich im Probetraining haben? Ganz ehrlich: Diese gemachte Aufregung kann ich nicht nachvollziehen. Im ersten Schritt geht es darum, dass uns Spieler weiterbringen. Und wenn dann einer von den Fidschi-Inseln kommt und uns in Liga 3 schießen sollte, sollen wir dann auf den verzichten, weil der nicht von „umme Ecke“ kommt? Das ist doch nicht das Merkmal. Natürlich würden wir jeden Jungen aus Essen vorziehen, bei sonst gleichen Umständen. Diese Umstände sind aber eben sportliche Qualität, Alter und auch das liebe Geld. Wir haben gerade mit Emre einen Spieler vom FC Kray geholt – aber nicht, weil Emre beim FC Kray gespielt hat, sondern weil wir der Meinung sind, dass er uns hilft. Und was die Talente im eigenen Verein betrifft: Es ist wirklich abenteuerlich wenn manche glauben, wir machen die ganze Arbeit in der Jugend, um dann nach der U19 absichtlich nicht mehr auf die Jungs zu setzen. Auch hier gilt: Sollen wir Jungs einen Vertrag bei RWE geben, weil Sie aus unserer Jugend kommen oder weil wir sportlich von Ihnen überzeugt sind, weil wir der Meinung sind, die Jungs helfen uns, unsere Ziele zu erreichen? Und glaubt tatsächlich einer, dass wir unsere eigenen Jungs nicht kennen, die wir täglich im Training und Spiel der Jugend sehen (Jürgen Lucas, Robin Krüger, Markus Reiter, Putsche Helmig) und die wir regelmäßig ins Training der 1. Mannschaft integrieren, wie aktuell drei U19 Spieler hier im Trainingslager in Belek?

3. Lennart Passwortgeschützt: Wann gibt’s Schnaps im Stadion?

Ich frage bei der GVE und beim DFB nach, aktuell ist das nicht erlaubt… Daher muss man erstmal weiter auf das heilige Stadtwasser St. Auder zurückgreifen. 

4. Tobias Kur: Meine ernstgemeinte Frage ist, was denkt sich der Social-Media-Beauftragte von RWE dabei, seine (Facebook-)Fans als "Pflegefälle" zu titulieren?!

Huch, ein Wortspiel…!!! Ernsthaft: Ich persönlich fand es gelungen von Sprechstunde beim Doc für alle „Pflegefälle“ zu sprechen. Dass das nicht ernst gemeint ist, sondern ironisch und augenzwinkernd, sollte relativ klar sein. Wenn die Fans das lieber haben, dann können wir uns zukünftig natürlich auch einen deutlich elaborierteren Sprachduktus zu Eigen machen. Allerdings müsste man in einem solchen Fall die Befürchtung haben, dass die Vielzahl der Philosophieprofessoren auf der Westkurve das nicht goutiert, weil man ja die Sprache der Westkurve kennt… – huch, das war nun wieder ironisch, sorry, ich kann an dieser Stelle nicht anders und ich werde auch nicht anders. Also ernsthaft: Wir haben in 2015 sportlich mehr als enttäuscht, das ist richtig –  aber nun alles anders zu machen, das macht keinen Sinn. Denn wir sind und bleiben Rot-Weiss Essen. Daher werden wir auch zukünftig manche Dinge mit Augenzwinkern umsetzen.

5. Thomas Gröpper: Werden sie den, für meine Begriffe genau richtigen Weg der kontinuierlichen Entwicklung und des 3-Jahres-Plans mit Jan Siewert (Ihre Person natürlich eingeschlossen) trotz der vielen ungeduldigen Fans durchhalten?

Das ist unser Plan. Wir sind inhaltlich davon überzeugt, dass Jan Siewert und das Trainerteam die Mannschaft entwickeln können und dass wir auf diesem Wege sportlich die Resultate erzielen, die notwendig sind. Wir wussten vor der Saison, dass es nicht leicht gehen wird (auch wenn man das dennoch hofft), dass es aber so schwer werden wird, haben wir unterschätzt. Die Gründe sind vielfältig, so mussten wir viele junge Spieler integrieren und haben die Mannschaft aktuell im Winter mit den Zugängen von Kai und Emre weiter verjüngt. Vor allem fahren wir einen anderen Ansatz was die Spielidee betrifft und was den Ansatz des Miteinanders betrifft. In der vorherigen Saison wurde – bis zum Winter auch sehr erfolgreich – eine Wagenburgmentalität implementiert, die allerdings auch zu der Entfremdung zwischen den Vereinsakteuren, insbesondere der 1. Mannschaft und den Fans, beigetragen hat. Auch das mussten wir aufbrechen und schaffen das auch Schritt für Schritt. Wir sind aber davon überzeugt, dass Kontinuität wichtig ist für den angestrebten Erfolg, die Kontinuität hatten wir in den letzten zwei Jahren mit den Wechseln von Wrobel auf Fascher über Reiter bis hin zu Siewert nicht. Daher ist es notwendig, dass wir nun kontinuierlich arbeiten.

6. André van Essen: Warum fällt ein halbes Nutella-Brötchen immer mit der beschmierten Seite auf den Boden?

Wir kannten das Phänomen bislang nur von Marmeladen-Broten, diese wissenschaftliche Fragestellung bringt zwei veränderte Parameter mit sich: Nutella statt Marmelade und Brötchen statt Brot. Wir sind der Frage hier im Trainingslager zunächst strikt empirisch gefolgt und haben in den ersten drei Tagen Mannschaft und Trainerteam genutzt, um eine große Stichprobe zu erhalten. So hat jeder Spieler und Offizielle pro Tag im Schnitt 17 Nutella-Brötchen auf den Boden fallen lassen und konnten so eine Grundgesamtheit von 1.581 Versuchen realisieren, bis die Hoteloffiziellen unserem Treiben wortreich und mittels Vorzeigen diverser Putzutensilien ein Ende bereitet haben. Aktuell ist es so, dass in 49% der Fälle tatsächlich die beschmierte Seite auf dem Boden lag, allerdings ist das Signifikanzniveau nicht ausreichend, um die Hypothese zu bestätigen. (An dieser Stelle ein kurzer wissenschaftstheoretischer Einschub, auf den unser Mannschaftsphilosoph Richard „Kant“ Weber hinwies: Eine Verifizierung der Hypothese ist grundsätzlich nicht möglich, es geht im Popperschen Sinne ja genau darum, so viele Falsifizierungsversuche wie möglich zu realisieren. Richard „Kant“ Weber hat seinen Popper gelesen und mit diesem das Münchhausen-Trilemma Hans Albert verstanden und uns so überzeugt, dass die empirischen Ansätze nur Versuche sind, Licht ins Dunkeln des Nuttella-Brötchen-Problems zu bekommen.)
Wir haben daher versucht, auch physikalische Überlegungen über Masse, Schwerkraft und Fallgeschwindigkeiten in der Unwucht aufzustellen und zu berechnen, aber auch hier ist es uns nicht gelungen, eine letzte Begründung aufzustellen.
Daher sind wir schließlich rein psychologisch an das Problem herangetreten und haben die Lösung dort gefunden: Es ist – wie so häufig in der Realität – ein Wahrnehmungsproblem. Da wir im Falle, dass das Nutella-Brötchen auf der beschmierten Seite landet und wir das Brötchen nicht mehr essen können und die Reinigungsnotwendigkeit groß ist, fluchen, brennen sich diese Fälle unmittelbar in unser Gedächtnis ein. Im anderen Fall, wenn das Brötchen nämlich auf der „richtigen“ Seite landet und wir es weiter Essen können und nicht putzen müssen, bleibt es nicht haften. Diese positiven Ausgänge werden verdrängt und das Negative bleibt überdimensional in der Wahrnehmung haften. Unsere verzerrte Wahrnehmung führt dann dazu, dass wir nur die negativen Dinge sehen und daran glauben, dass das immer so ist, obwohl es in der Realität doch so anders ist (siehe oben die 49%).

7. Stefan Pehlivanidis: Der Doc soll sich mal lieber um die Pflegefälle in der 1.Mannschaft und in der sportlichen Leitung kümmern. Er wird sehen, dass die Zahl der Spontanheilungen unter uns rapide zunehmen wird.

Daran arbeiten wir, die Erprobungsphase der Medikationen sollte bald abgeschlossen sein, so dass die Medikamente verabreicht werden können. Ich bezweifle allerdings, ob eine Heilung vom RWE-Virus tatsächlich möglich ist? Unheilbar und auf ewig mit diesem Virus infiziert zu sein ist zwar temporär problematisch, auf Dauer aber deutlich angenehmer, als etwa vom Erfolgsfanvirus-FCB infiziert zu sein oder gar die blaue Krankheit X04 zu haben, bei der viele infizierte keinen Freiluftsport mehr ertragen, Veltins statt Stauder trinken müssen und unvorteilhafte Kleidung tragen. Dann lieber der RWE-Virus…

8. Sascha Boersma: War es im Nachhinein ein Fehler, die 2. Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden? Aus der Tatsache heraus, dass uns junge Talente verlassen.

Das ist schwer zu beantworten, weil man ein Fazit wohl erst nach mehreren Jahren fällen kann. Aber: dass uns junge Talente verlassen hat sicherlich nicht direkt mit der 2. Mannschaft zu tun. Natürlich sind einige U-19 Spieler nach der U19 weggegangen, die wir möglicherweise noch hätten länger an uns binden können, wenn wir eine Spielmöglichkeit in der U23 angeboten hätten. Ob das für uns als Verein aber im sportlichen Sinne besser gewesen wäre, ist ganz, ganz schwer zu sagen. Ich bleibe bei der Überzeugung, dass uns Jugendspieler direkt in der 1. Mannschaft helfen müssen, unsere Ansprüche zu erfüllen. Da unsere U19 in der Bundesliga spielt, ist der Schritt in die Regionalliga machbar, auch wenn vor allem auch aufgrund der Körperlichkeit riesig (siehe hierzu etwa auch das Interview von Nico Lucas auf unserer Homepage). Wenn, dann sehe ich das Problem eher darin, dass verletzte Spieler oder/und junge Spieler der 1. Mannschaft hin und wieder bei der U23 Spielpraxis bekommen können. Das versuchen wir momentan mit Förderspielen aufzufangen. Ob eine U23 notwendig ist, um das zu machen, bleibt fraglich, zumal wir uns in unserer Liga genauso beschweren, wenn auf der Gegenseite der U23 Mannschaften auf einmal ein Leitner oder Ginter auftauchen und gegen uns spielt. Das ganze Thema ist sehr komplex, wir haben uns im letzten Jahr zur Abschaffung entschieden und können – egal wie die Bewertung in 5-10 Jahren ausfallen wird – das auch nicht mehr rückgängig machen. Daher müssen wir in die Zukunft schauen und damit umgehen.

9. Marcus Werder: Wie gehen sie mit den Anfeindungen und Beleidigungen von manchen "Fans" so ruhig um? Hilft da überhaupt ein Kasten Stauder am Tag? Gut das ich mir das Geschwätz nicht den ganzen Tag geben muss. Bleiben sie bei ihrem Weg!

Manchmal platzt mir auch der Kragen, aber kein Alkohol ist auch keine Lösung… Nein, im Ernst: Man muss sich da wirklich ein dickes Fell anlegen, muss differenzieren lernen zwischen den „nur Krakelern“ und denjenigen, die zu Recht kritisieren und Probleme ansprechen. Wenn ich mich zu sehr mit den Beschimpfungen (die meist aus der gleichen Ecke kommen…) beschäftige, bleibt keine Zeit für wichtigere Dinge. Daher diskutiere und streite ich mich lieber mit Leuten, die Ihre Wahrnehmung begründen können als auf die Beschimpfungen einzugehen. Und sind wir doch mal ehrlich: Viele von den Zwei-Wort-Internet-Helden demaskieren sich ja mit Ihrem Geschreibsel selbst. Also kurz und knapp: Sachliche Kritik ertrage ich gut und setze mich auch gerne damit auseinander, bei bloßem „Krakelen“ ist das anders. 

10. Norbert Nibbi Crisis: Wann fängt der Trainer endlich mal an seinen Job zu machen, für den er bezahlt wird??!!

Ich habe nach dieser Frage nochmals ernsthaft mit dem Trainer gesprochen und wir haben einen Plan aufgestellt. Es ist nun vorgesehen, dass der Trainer zunächst im April 1x pro Woche seinen Job macht, dann das im Mai auf 2x die Woche steigert und wir uns dann nochmals zusammensetzen und schauen, wie wir weitermachen. Bis dahin bezahlen wir ihn aber auch gar nicht, so dass das nicht problematisch sein wird.

11. König Claus: Warum werden Großsponsoren nicht mal gezielt angesprochen? Z. B. Krupp, Deichmann, Aldi, Schenker, Evonik, RAG? Wenn jeder von diesen Sponsoren nur 250.000 Euro pro Saison geben würde, kann man ein ganz anderes Spielermaterial verpflichten!

Lieber Herr Claus, woher wissen Sie denn so genau, dass das nicht passiert? Seien Sie versichert, dass wir in diesem Bereich gut aufgestellt sind und dass wir hier sehr, sehr viele Ansätze realisieren und Gespräche führen. Nur zwei Anmerkungen: (1) Krupp hatte (wie mindestens RWE und E.ON auch) in den letzten Jahren große wirtschaftliche Probleme aufgrund der Stahlwerkssituationen in Süd- und Nordamerika. Die hatten definitiv einen ganz anderen Fokus, als Rot-Weiss Essen oder die Stadt Essen und das muss man auch verstehen. Um ein Sponsoring zu machen, müssen viele Dinge auf beiden Seiten stimmen, müssen viele Leute auf Unternehmensseite zustimmen und muss das für die Unternehmen auch kommunikativ Sinn machen. Das war bei Krupp und einigen anderen in den letzten Jahren definitiv nicht der Fall. Und (2): Sie haben leider keine Vorstellung davon, wie leicht sich 250.000 € mal schnell sagen lassen, aber wie schwer Unternehmen in der aktuellen Zeit einen solchen Betrag für einen Regionalligisten aufwenden – auch wenn dieser Regionalligist RWE heißt. Glauben Sie mir, wir versuchen hier dennoch ganz, ganz viel und haben gerade im Bereich Sponsoring/Hospitality in den letzten Jahren unfassbar viel erreicht!

12. Dirk Rahn: Warum sieht man nun seit fast 4 Jahren keine spielerische Weiterentwicklung? Findet man nicht die richtigen Spieler?

Siehe zum Teil oben. D.h., wir hatten zu dieser Saison einen Umbruch. Was ich anders sehe ist, dass man keine spielerische Weiterentwicklung sieht. Richtig ist, dass wir in der Vorsaison spielerisch nicht überzeugt haben und dass uns ein Plan B fehlte. Aber wenn man sich den Fußball in dieser Saison anschaut und mit der Vorsaison vergleicht, dann sind sogar immense spielerische Fortschritte zu sehen, das wird uns auch durchweg bestätigt. Was wir dennoch nicht haben ist sportlicher Erfolg.

13. Steff Gathen: Pflegefälle…??? Sehr nett… Der Verein entwickelt sich in eine Richtung, die ich bald nicht mehr mitgehen werde… Und ich bin nicht alleine…

Hallo Herr Steff Gathen, das hatten sie ja auch vorher schon mehrfach kundgetan. Wann und wobei fängt denn das „Bald“ bei ihnen an? Hätten wir einfach nur „liebe Fans“ geschrieben, dann würde es ihnen in ihrer Unzufriedenheit also deutlich besser gehen? Dann würden wir direkt 10 Punkte mehr haben? Zu den Pflegefällen siehe oben!

14. Dirk Rudolph: Kommen "WIR" aus dieser Schweine -Liga jemals wieder raus ????????!!!!!!!!!!!!

Ja!

15. Kai Kie: Aha…Leute die (kritisch) nachfragen sind also Pflegefälle…bei RWE kann man es sich scheinbar leisten, so mit den Fans umzugehen bzw. diese so anzusprechen! Hut ab…

Ach Herr Kai Kie, manche Schuhe ziehen Sie sich aber sehr gerne an, oder? Zu den Pflegefällen siehe oben, zu den Pflegefällen zähle ich übrigens auch diejenigen, die alles kritiklos beklatschen, das aber nur am Rande. Ich habe übrigens in der gesamten Liste an Fragen ihre „kritische“ Frage vermisst, ich hätte auch diese gerne versucht zu beantworten, aber irgendwie habe ich die nicht gefunden.

16. Michael Piskonovs: Was denkst du darüber, dass oft bemängelt wird, dass der Verein sich nicht häufig genug zu drängenden Fragen öffentlich äußert und wenn dieser dann den Fans eine Möglichkeit wie hier bietet, es meistens nur Beschimpfungen und Blödsinn gibt?

Das ist wirklich paradox, aber gehört eben auch dazu. Im Übrigen hat Kai Kie ja genau so reagiert: Mokiert sich über die Wortwahl und unterstellt, wir beschimpfen damit Leute die „kritisch“ nachfragen, stellt aber nicht mal eine (kritische) Frage…. Dass wir beschimpft und kritisiert werden gehört dazu und ist auch normal, dass wir aktuell aufgrund der Tabellensituation und der auch damit zusammenhängenden Unzufriedenheit noch mehr und heftiger kritisiert werden, ist auch normal und o.k. Die Beschimpfungen sind dann teilweise unnötig, weil eben überhaupt nicht mehr zum Thema, damit muss man aber auch leben, muss das ausblenden. Nur: Wegen der Beschimpfungen von einigen können wir ja nicht aufhören zu arbeiten, können ja nicht aufhören das zu machen, wovon wir überzeugt sind. Und wir haben eigentlich immer versucht seit der Insolvenz, im Rahmen der Möglichkeiten offen und transparent zu kommunizieren und ansprechbar zu sein (mit den bekannten Problemen in der letzten Saison), davon rücken wir aber nicht ab, weil einige Beschimpfen. Ich bin eigentlich überzeugt, dass wir sehr, sehr viel kommunizieren, dass wir sehr ansprechbar sind über unterschiedliche Wege. Doch leider kommt das nicht bei allen an, manche wollen (aus einer bestimmten Perspektive auch zu Recht), einzig sportlichen Erfolg, solange der nicht da ist, ist alles schlecht. Das würde aber bedeuten, dass alles andere egal ist, das glaube ich eben nicht.

17. Markus Wölke: Wollt Ihr auf Dauer das Stadion leerspielen?

Auf Dauer nicht… und bei allem Verständnis für Kritik an der momentanen Situation ist das dennoch schwer verständlich. Man singt „Wir stehn zu Dir, Scheiß auf Liga 4“, betont, dass man kein Erfolgsfan ist (und kann man bei RWE nun wirklich nicht sein) aber wendet sich ab bei Misserfolg? Ich glaube einfach daran, vielleicht bin ich da aber auch der hoffnungslose Fall eines Fußballromantikers, dass Erfolg nur im Zusammenspiel von Mannschaft und Fans geht, dass es hier um gegenseitige Unterstützung geht, wo manchmal der Funke vom Rasen und manchmal der Funke von der Tribüne kommen muss. Aber natürlich kann man sich – so wie Sie? – auch abwenden, wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Ich habe die Rot-Weiss Essen Fans aber anders kennengelernt und kenne viele, die das eben ganz anders sehen und mithelfen wollen, dass es wieder besser wird, anstatt sich abzuwenden. Aber wie gesagt: vielleicht bin ich Fußballromantiker, vielleicht hat sich die Zeit ja geändert…

Vielleicht noch einmal als Abschluss dieser ersten Sprechstunde: Wir – und damit beziehe ich alle mit ein, denen der Verein am Herzen liegt: Fans, Spieler, Trainer, Mitarbeiter, Sponsoren – sind alle nicht zufrieden mit der aktuellen sportlichen Situation. Allerdings kann jeder dazu beitragen, aus dieser Situation schnellstmöglich wieder herauszukommen. Das heißt nicht, dass keine Kritik mehr geäußert werden soll, das heißt aber sehr wohl, dass unsachliches „Draufhauen“ auf alles, was der Verein tut, weil die sportliche Situation unbefriedigend ist, ganz klar am Ziel vorbeigeht, sollte dieses im Wohlergehen des Vereins Rot-Weiss Essen bestehen. Und wem Ironie aufgrund der sportlichen Situation nicht angebracht erscheint, dem halten wir entgegen, dass dieser Verein über einen Charakter verfügt, den er – egal in welcher Phase er sich befindet – nicht ablegen kann und auch gar nicht ablegen darf: Mal schroff wie Georg Melches, herzlich wie Paul Nikelski und augenzwinkernd wie Willi Lippens. Wir müssen nach vorne schauen: Hochkonzentriert und pragmatisch einerseits, aber auch mit dem richtigen Selbstverständnis und Selbstvertrauen. Denn wir sind RWE!! Wir alle!!

Ich freue mich auf die nächste Sprechstunde! In diesem Sinne: Nur der RWE!