27. März 2017

Sprechstunde beim Doc

Die Antworten zur Facebook-Sprechstunde von unserem 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Welling.

Thema Finanzen:

1. Wie sieht es nun wirklich finanziell bei uns aus? (Marco Eckenbach,107 Likes)

Hallo Herr Eckenbach, ich beginne mit dieser Frage nicht nur wegen der vielen „Likes“, sondern auch, weil viele Fragen in die gleiche Richtung gehen. Auch deshalb etwas ausführlicher.

Vorab vor allem aber: Wenn man unsere Situation in den Kontext der Situation von Alemannia Aachen stellt ist das schon arg realitätsfern. Die Aachener sind leider gerade innerhalb von kurzer Zeit in die Insolvenz gegangen, nachdem die erstmals nach uns in die Insolvenz mussten, mussten die nun leider schon wieder anmelden. Ich kann die Situation in Aachen nicht beurteilen, gleichzeitig zeigt dieses Beispiel zweierlei: (a) wie schwer es – vielleicht gerade für Traditionsvereine – in der 3. und vor allem Regionalliga ist, erfolgreich zu sein und (!) wirtschaftlich gesund zu bleiben, aber selbstbewusst sage ich auch (b) dass wir in den vergangenen Jahren zwar sportlich nicht immer alles richtig gemacht haben, dass wir aber in der Administration gut gearbeitet haben.

Konkreter: Wir haben gerade den Jahresabschluss der vergangenen Saison finalisiert, den wir auf der nächsten Mitgliederversammlung wieder vorstellen. Wir haben das letzte (Kalender-) Jahr mit einem „kleinen“ Verlust in Höhe von knapp 8.400 € abgeschlossen – darin enthalten ist schon ein halbes Jahr (nämlich die Hinserie der aktuellen Saison 2016/17), in dem wir den Wegfall des Sponsorings von innogy verkraften mussten. Die Zahl ist also perse nicht alarmierend, gleichwohl haben wir durch den Wegfall von innogy unsere in den letzten Jahren aufgestauten Rücklagen aufbrauchen müssen und wird – wenn wir nicht gegensteuern – der Wegfall von innogy im Jahr 2017 stärker ins Gewicht fallen.

Positiv ausgedrückt kann man sagen: Auch wenn es ein schwerer Schlag war, dass wir die Absage von innogy verkraften mussten, können wir diesen Schlag verdauen. Es ist eine Kraftanstrengung aktuell, aber wir werden es schaffen. Das ist es, was zeigt, dass wir gut gearbeitet haben. Wir müssen aber gegensteuern. Das wiederum ist eigentlich das „normalste“ der Welt: Wir haben einen großen Einnahmeausfall zu verkraften. Daher müssen wir auf der Ausgabenseite sparen – das macht jeder Unternehmer, das macht jedes Unternehmen. Wir können schlicht die Ausgabenseite nicht hoch halten, wenn die Einnahmeseite einbricht. Das „Gürtel enger schnallen“ oder das – wie der RS es titelte – „Ansetzen des Rotstiftes“ ist ein ganz normaler Vorgang. Wir sind froh, dass wir hier handlungsfähig sind. Denn wenn wir nicht sparen, dann würden wir irgendwann eben nicht mehr handlungsfähig sein, dann würden wir über Jahre eine Defizitwelle vor uns herschieben, die uns dann irgendwann unter gehen lassen würde.

Nochmals zur Einordung: Das Sponsoringvolumen von Innogy war „der letzte Große“ Vertrag, den wir hatten. Wir haben hier seit der Insolvenz im Jahr 2010 bewusst die Strategie gefahren, dass wir nicht mehr so abhängig von einigen wenigen Sponsoren sein wollen. Daher haben wir viele kleine und sehr treue Partner gewonnen und so unsere Aufstellung verbreitert. Aber – da ich hier natürlich nicht die Zahlen offenbaren kann, die der Ausstieg von innogy bedeutet – um das finanziell zu kompensieren, was wir durch den Ausstieg von innogy verlieren, müssten wir zwischen 150 und 400 Partner mit einem Volumen von durchschnittlich 2.000 € dazu gewinnen – das ist ein Kraftakt und geht nicht von heute auf morgen. Wir haben das in den letzten Jahren immer geschafft, denn wir haben hier in den letzten Jahren auch große Rückgänge des Sponsorings kommunaler Unternehmen hinnehmen müssen. Es ist uns bislang stets gelungen, dies zu kompensieren und unsere Sponsoringeinnahmen trotz dieser Rückgänge sogar zu steigern. Aber das wird natürlich von Mal zu Mal schwieriger.

Daher: Ich befürchte, dass wir den Rückgang von innogy – neben dem Rückgang der kommunalen Unternehmen und dem Problem, dass zwei Partner von uns Insolvenz angemeldet haben und wir dieses Geld auch abschreiben mussten – nicht ohne weiteres und nicht kurzfristig kompensieren können. Wir bemühen uns, aber das wird nun schwer.

In dieser Saison bedeutet dies eben, dass wir gezwungen sind, zu sparen und dass wir in dieser Saison ein Defizit haben werden. Dieses Defizit werden wir ausgleichen, das geht aber eben nur durch Sparmaßnahmen. Mit Blick auf die Liquidität ist daher diese Saison erstmals etwas herausfordernder, aber wir kriegen auch dies aus eigener Kraft hin.

Schließlich: Spaß macht uns das natürlich auch nicht, wir würden auch lieber mit mehr Geld arbeiten und würden lieber über das Ausgeben als über das Sparen reden. Aber das ist nun mal ein ganz normaler Vorgang und wird uns helfen, noch effizienter zu arbeiten und wird uns wieder kreativer machen. Ärmel hochkrempeln sind wir bei RWE ja gewohnt.

2. Wie wird sich der Etat für die 1. Mannschaft zur kommenden Saison – im Vergleich zu den letzten Jahren, in denen dieser stetig gesteigert werden konnte – voraussichtlich entwickeln? Damit einhergehend: Gibt es konkrete Aussichten, dass die finanziellen Lücken, die aus innogy-Rückzug und erhöhter Stadionpacht resultieren, geschlossen werden können? (Basti Hattermann, 86 Likes)

Hallo Basti, einen großen Teil konnte ich ja hoffentlich oben schon beantworten. Wir wollen die Lücke des innogy-Ausstiegs – und ja, auch der voraussichtlich höheren Stadionpacht – natürlich auf der Einnahmenseite kompensieren, aber das wird sehr, sehr schwer. Daher müssen wir auch auf der Ausgabenseite gegensteuern. Kostenkürzungen betreffen dabei alle Bereiche, auf die wir direkt Einfluss nehmen können. Die großen Budgetpositionen auf der Kostenseite, hier das Thema Sicherheit und Catering-Kosten, können wir nicht direkt beeinflussen, das sind Kosten, die aus den Zuschauer- und Gästezahlen resultieren und damit entsprechenden (variablen) Einnahmen gegenüberstehen. Daher müssen wir vor allem im Personalkostenbereich sparen, das betrifft dabei alle Bereich: Handel & Verwaltung (die Geschäftsstelle), Jugend und 1. Mannschaft. Wie hoch das Budget für die 1. Mannschaft in der kommenden Saison sein wird, ist noch nicht 100% abzusehen, aber erstmal geringer als in dieser Saison. „Effektiv“ ist die Einsparung aber geringer als „nominal“ – soll heißen: Wir hatten im Budget der Vorjahre leider auch Positionen, die uns nicht wirklich geholfen haben, sprich sind eben auch Abfindungen (Trainerpositionen, Spieler, Sportdirektor) enthalten. Diese fallen für die nächste Saison weg, haben aber eben keinen direkten Einfluss auf das Gehaltsniveau der Mannschaft, die dann bei uns unter Vertrag ist. Lieber wäre mir  und uns allen jedoch, wenn wir dieses Geld zusätzlich hätten. Dennoch werden wir auch in der neuen Saison finanziell zum oberen Drittel der Regionalliga-Mannschaften gehören und haben entsprechend zu Recht auch sportliche Ansprüche und Ambitionen.

3. Ist RWE der Insolvenz näher als dem Aufstieg? (Olaf Küpper, 82 Likes)

Hallo Herr Küpper, definitiv nein, wenn man das überhaupt quantifizieren kann. Das „Gute“ ist: Auf den Gang in die Insolvenz haben wir sehr direkten Einfluss, auf den Gang in Liga 3 nicht. Soll heißen: Wir können sehr leicht der Insolvenz nahe sein, wenn wir mehr Geld ausgeben als wir haben. Dann wiederum könnte sich auf die Aufstiegswahrscheinlichkeit erhöhen – aber eben auch bei Erhöhung der Insolvenzwahrscheinlichkeit – für uns keine Option…

4. Erfolgten die Vertragsauflösungen ohne Nachverpflichtungen in der Winterpause:
1.) um aufgrund des offensichtlich großen Abstandes auf Platz 1 schon einmal Rückstellungen für die kommende Saison für Transfers zu bilden oder
2.) eher aufgrund der u.a. durch den innogy-Rückzug bedingten wirtschaftlichen Engpässe? (Fabian Ri ,12 Likes)

Hallo Fabian, zunächst: keine Vertragsauflösung erfolgt gegen den Willen der sportlich Verantwortlichen. Daher waren es bei jeder Vertragsauflösung erstmal auch sportliche Gründe. Wenn die Auflösungen aus rein finanziellen Gründen hätten erfolgen müssen, dann hätten wir mit anderen Spielern sprechen müssen. Gleichwohl habe ich Sven Demandt und Jürgen Lucas ganz bewusst gebeten, schon frühzeitig auch über die nächste Saison nachzudenken und denjenigen Spielern, denen wir keine Einsatzzeiten garantieren konnten oder mit denen wir nicht über die Saison hinaus planen, auch entsprechende Signale zu geben und Wechselwünschen positiv gegenüber zu stehen. Wir sind sehr dankbar, dass Sven und Jürgen hier so offen waren, obwohl natürlich jeder Trainer der Welt lieber mehr Alternativen haben möchte. Durch die Auflösungen konnten wir so den Engpass durch den innogy Rückzug kompensieren. Das war eine Maßnahme, die während einer laufenden Saison möglich war. Während einer Saison gibt es leider nicht so viele Möglichkeiten.

5. Viele wichtige Fragen wurden schon gestellt. Bin auf die Antworten gespannt. Meine Frage lautet: Ist das Özil Geld noch "Komplett" vorhanden? Oder musste der Verein schon darauf zurückgreifen, um den Etat der letzten und dieser laufenden Saison zu finanzieren? MfG (Mario Essen, 11 Likes)

Lieber Mario, das „Özil-Geld“ ist in den letzten Jahren peu a peu genutzt worden. So hatten wir es ja gesagt, dass wir das über die Jahre nutzen wollen und nicht „am Stück“ ausgeben werden. Die Etats der letzten Jahre wurden entsprechend gestaltet und wurden stets etwas erhöht ggü. der reinen Saisonplanung.

6. Wie lange können wir uns Regionalliga noch leisten ohne einen Großsponsor? (Andy Friedewald, 8 Likes)

Hallo Herr Friedewald, eigentlich: Ewig! Soll heißen: Die Ausgabenseite definieren wir, entsprechend müssen wir über die Saisons die Ausgaben den Einnahmen anpassen. Fehlt ein Großsponsor haben wir weniger Geld zum Ausgeben. Was aber mittelfristig zu sagen ist: Ein oder mehrere Großsponsoren würden es einfacher machen.

Thema Ausgliederung:

7. Der Dezember liegt ja auch schon wieder ein paar Tage hinter uns. Gibt es Neuigkeiten bezüglich einer möglichen Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft? Bestimmt ist es weiterhin ein Punkt in den Gesprächen und wird es auch länger noch bleiben. Aber wie ist die Stimmung insgesamt rund um dieses, doch große, Thema. Welche Möglichkeiten könnte dies, konkret bezogen auf Rot-Weiss Essen, bringen und wie fortgeschritten wäre diese Planung bereits? Nur der RWE! (Malte Rust, 91 Likes)

Lieber Herr Rust, dies ist ein Thema, mit dem wir uns wie schon gesagt bereits länger beschäftigen. Aktuell laufen Planungen gemeinsam mit der FFA, im April und ggf. Mai mindestens 2-3 Veranstaltungen zu diesem Thema zu realisieren, wobei es zunächst darum geht zu informieren und dann auch zu diskutieren.

Das Thema ist insgesamt ein wichtiges und daher sollte man sich damit schon intensiv auseinander setzen. Ich persönlich glaube, dass es wichtig ist, dass man hier nicht in Extremen denkt. Soll heißen: Es ist weder so (das darf man auf keinen Fall erwarten oder erhoffen), dass in dem Moment, wo man ausgliedert und einen oder mehrere Investoren hat, alles gut wird und der Verein sportlich automatisch erfolgreich wird. Eine Ausgliederung ist kein Allheilmittel und ein Investor kein Zauberer. Daher muss man sich diesen Weg gut überlegen und muss definieren, wie der Weg aussieht. Es ist aber eben auch nicht so, dass man eine Ausgliederung per se ablehnen muss und mit einer Ausgliederung nur negative Dinge verbunden sind. Es geht um das „wie“ meines Erachtens.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass die Ausgliederung und die Gewinnung von Investoren durchaus ein Weg sein kann, den Verein zukunftsfähiger zu machen. Wir als Rot-Weiss Essen müssen uns klar darüber werden, ob wir das wollen und wenn ja, in welcher Form und müssen uns klar werden, was wir definitiv nicht wollen. Müssen uns dabei aber stets – in die eine wie in die andere Richtung – bewusst sein, was das heißt.

Ich will der Informationsveranstaltung nicht zu viel vorwegnehmen, aber man muss zunächst das Thema „Ausgliederung“ vom Thema „Investorenbeteiligung“ trennen. Denn das Thema Ausgliederung hat an sich durchaus einige Vorteile, auch wenn man keine externen Kapitalgeber beteiligen würde. So würden bei einer Ausgliederung die Haftungsfragen anders aussehen (aktuell hafte ich als Vorstand erstmal persönlich, dann auch die Mitglieder, das ist ehrlicherweise keine allzu schöne Situation bei einem Jahresumsatz von knapp 5 Millionen €), bei einer Kapitalgesellschaft wäre die Haftung beschränkbar. Zum zweiten würde man mit einer Kapitalgesellschaft auch den ideelen Verein schützen, d.h. auch der Breitensport/die Mitglieder selbst/die Jugend würden vom sog. wirtschaftlichen Zweckbetrieb entkoppelt und müssten – bei Fällen, die wir nicht erhoffen – keine Existenz sorgen haben. Hier ist das Thema der Insolvenz von Aachen vor Augen zu führen: Der Verein Alemannia Aachen e.V. lebt auf jeden Fall weiter, dessen Tochtergesellschaft ist (wiederholt) in die Insolvenz gegangen. Wäre der Verein (der e.V.) in der Insolvenz, könnten die Folgen schwerwiegender sein. Schließlich, das ist aktuell aber nicht kurzfristig ein Problem, sondern könnte eines werden, würde man mit einer Ausgliederung das Problem der sog. „Rechtsformverfehlung“ vermeiden. Hier geht es darum, dass es juristisch – allerdings schon länger – in Frage gestellt wird, ob man als „e.V.“ überhaupt solche wirtschaftlichen Aktivitäten realisieren darf, wie es heute Gang und Gebe ist. Hier geht es um die Urteile zum ADAC, hier gab es kürzlich Löschungsanträge bzgl. Bayern München. Ich persönlich glaube nicht, dass das Thema kurzfristig evident wird, aber es könnte mittelfristig ein Thema werden, das dann quasi dazu zwingt, dass man als e.V. seinen wirtschaftlichen Betrieb in einer Kapitalgesellschaft realisiert. Es bietet sich an, hier proaktiv statt reaktiv zu agieren. Nochmals, dieses Thema ist aber nicht dringlich.

Neben diesen Aspekten würde dann die Beteiligung eines Investors vor allem wirtschaftliche Vorteile und Möglichkeiten bringen.

8. Wie schaut es nun wirklich mit einem Investor aus und wird mit diesem nun für nächste Saison was klar gemacht? (Nico Wenzel, 33 Likes)

Hallo Herr Wenzel, siehe oben schon ganz viel. Wir als Rot-Weiss Essen müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen, müssen erstmal entscheiden, ob wir einen solchen Investor überhaupt wollen und unter welchen Bedingungen. Erst dann sollte man da konkret werden. Ob das für die nächste Saison überhaupt möglich ist, ist abzuwarten. Unter gewissen Umständen schon, das muss aber (frühestens) die nächste Mitgliederversammlung zeigen.

9. Wann dürfen wir mit einem solventen und seriösen Investor rechnen, ohne dass der Verein dabei seine Werte verliert. (André van Essen, 29 Likes)

Hallo André, ist wie oben beschrieben: Wir müssen definieren, was unsere Werte sind, dann müssen wir den – rechtlichen – Rahmen schaffen und eine Kapitalgesellschaft gründen, dann können wir einen Investor beteiligen. Dass dieser solvent und seriös sein sollte, setze ich als Grundbedingung voraus.

10. Liegt der Plan für die Ausgliederung schon in der Schublade und kann auf der nächsten JHV vorgestellt werden? (Ulli Teubert, 11 Likes)

Hallo Herr Teubert, nein, es gibt eine Präferenz für einen Typ Kapitalgesellschaft, aber es gibt noch keine fertigen Pläne. Wenn man sich auf eine Kapitalgesellschaftsform einigt und zudem definiert, was man in der Satzung dieser Kapitalgesellschaft haben will, dann kann es aber durchaus schnell gehen.

Thema Pachtvertrag:

11. Welche konkreten Vorteile bringt der neue Stadionpachtvertrag RWE und wie können diese Vorteile die finanzielle mehr Belastung ausgleichen? Des Weiteren stehen die nicht audiovisuellen Vermarktungsrechte nach ihrer Rechtsauffassung nach der Insolvenz nicht sowieso RWE zu? (Nick David, 22 Likes)

Hallo Nick, sowohl die audiovisuellen als auch die nicht-audiovisuellen Vermarktungsrechte stehen nach unserer Auffassung dem Verein zu. Aber es gibt da diesen doofen Spruch, der einem dann auch immer jeder Anwalt sagt: Auf hoher See und vor Gericht…. Soll heißen: Solange es nicht in höchster Instanz entschieden ist, gibt es immer auch Rechtsunsicherheit. Solange es nicht entschieden ist, hat man zudem stets nur einen eingeschränkten Handlungsrahmen. Daher macht es – manchmal – Sinn, auch trotz der entsprechenden Rechtsauffassung einem – außergerichtlichen – Kompromiss zuzustimmen. Dies sehen wir mit Blick auf die Neufassung des Pachtvertrages als gegeben an. Wir – wie wohl auch die Stadt mit der GVE – haben kein Interesse an einer langen gerichtlichen Auseinandersetzung, sondern wollen vernünftig und zukunftsfähig miteinander umgehen. Daher haben wir das Thema der nicht-audiovisuellen Vermarktungsrechte in die Gesamtlösung mit der GVE eingebracht. Die Klärung dieser Frage bringt uns finanziell erstmal nichts, wir sparen lediglich Anwalts- und Gerichtskosten, bringt uns aber Klarheit und entsprechend Planungssicherheit. Ein Verfahren würde uns möglicherweise auf Jahre auch in ein engeres Korsett stecken.

Bzgl. des Pachtvertrages selbst: Zunächst: Dieser ist noch  nicht unterschrieben, hier müssen die Gremien der GVE und von uns (Aufsichtsrat von RWE) zunächst zustimmen. Es gibt hier noch einige offene Punkte, die zu klären sind, bevor unser AR dem zustimmen kann. Konkret führt der neue Pachtvertrag definitiv kurzfristig nicht zu besseren finanziellen Rahmenbedingungen, sondern ist zunächst definitiv eine Mehrbelastung. Es gibt aber durchaus Gründe, warum man dies dennoch umsetzen sollte. So muss man bei allem auch die (finanzielle) Situation der SBG/GVE sehen und muss konstatieren, dass die im Ratsbeschluss von 2010 gemachten Aussagen richtig waren, nämlich, dass ein Stadion in der 4. Liga nicht kostendeckend bespielt werden kann, dass die Betriebskosten erst ab Liga 3 ansatzweise zu decken wären und erst ab Liga 2 über die Betriebskosten hinausgehende Einnahmen realisierbar sind. Die Unterdeckung im Betrieb führt bei der GVE sicherlich dann zu finanziellen Problemen, es ist keinem damit gedient, wenn wir als Rot-Weiss Essen uns auf den Standpunkt stellen würden, dass uns das egal ist. Daher sind wir hier bereit, einen Beitrag zu leisten. Zugleich haben wir durch den Pachtvertrag auch Planungssicherheit, sowohl was die Pachthöhen als auch die Laufzeit angeht. Auch das ist durchaus etwas, was man „bewerten“ muss. Eine „finanzielle“ Bewertung der Vorteile ggü. den Nachteilen kann man aber nicht abschließend vornehmen.

12. Wieso wurde ein neuer Vertrag mit der Stadt über die Pachtung des Stadion geschlossen? (Marijan Lee, 9 Likes)

Hallo Marijan, siehe Frage 9, Nick Davies. Wichtig: Der Vertrag ist noch nicht geschlossen.

Sonstige Themen:

13. Was ist aus dem in der letzten "Fragestunde" groß angekündigten Deal mit HochTief geworden? (Kai Kie, 55 Likes)

Hallo Kai, ich gehe auf die wenig subtile Polemik mal nicht ein: HochTief hat einen Vertrag mit uns geschlossen und wirbt seit Anfang der Saison im Rahmen unserer Sozialinitiative im Stadion – sieht man aber nicht, wenn man auf der West-Kurve steht, weil die Essener Chancen-Bande seit dieser Saison von der Rahn-Tribüne zur West-Kurve gewandert ist.

14. Was ist mit Asbach Cola im Station? (Marcel Klaes, 34 Likes)

Hallo Herr Klaes, Bedarf? Ich spreche mal mit David Ulrich. Ich glaube aber, dass es Beschränkungen gibt was das Thema „Hochprozentiges“ angeht – bin aber nicht sicher…

15. In den Social Medien tummeln sich hunderte von "Fans" die mindestens seit den 70er zur Hafenstraße laufen. Jeder hat mehr Ahnung von Spielsystemen, Taktik, kann die Spieler besser motivieren als SD und JL! Jeder von diesen "Fans" hat mehr Ahnung von den internen Details als Prof. Dr. Welling und kennt alle entscheidenden Personen von potentiellen Großsponsoren hier in Essen und Umgebung. Durch solche Kompetenzen hätten wir Innerhalb von zwei Jahren mindestens ein so großes Festgeldkonto wie die Bayern! Dazu würde jeder von diesen "Fans" locker diesen Job auch ohne Bezahlung machen, weil sie sind ja schon seit Kindestagen Rot-Weisse im Herzen und keine "Söldner". Wann wird endlich auf dieses ungeheure Potential der Fanbasis zurückgegriffen!?!? Rot Weiss gehört alleine wegen der Tradition schon in die Bundesliga! Und weil wir uns von der Tradition so viel kaufen können, müsste die Champions League in mindestens Hoch 6 gewonnen werden! Herr Welling, bringen einen solche dummen wöchentlichen Aussagen in RS, Facebook und Co. an den Rand des Wahnsinns oder lacht man darüber einfach nur und trinkt morgens um 9 schon das erste Stauder in der Geschäftsstelle? (Markus Wagner, 18 Likes)

Lieber Herr Wagner, mit großer Lust hätte ich nun ironisch antworten wollen, die Kommentare auch unter ihrer Frage veranlassen mich aber dazu, dies besser zu lassen. Die feine Klinge der Ironie wird manchmal als Axt wahrgenommen und fehlinterpretiert… daher bleibe ich lieber allgemein…

Was Stauder um 09.00 Uhr morgens angeht: Nein, ich mag Stauder sehr gerne, aber die Zeiten, dass ich um 09.00 Uhr morgens welches getrunken habe sind lange vorbei bzw. Tage, wo das passiert, sind heute definitiv seltener geworden… ich glaube, das früheste Stauder der letzten Zeit habe ich auf der Auswärtsfahrt nach Verl mit den Platzprolls und Konsorten getrunken…

Aber Sie haben grundsätzlich Recht: manchmal verzweifelt man schon etwas an den Kommentaren. Man braucht ein dickes Fell und Gelassenheit, um da nicht gänzlich durchzudrehen. Gleichzeitig muss man sich auch immer vor Augen führen: Facebook und soziale Medien sind nur eine Facette der Vielgestaltigkeit eines Fußballvereins (die berühmte Filterblase), die „Lauten“ bei Facebook sind zudem eben selbst bei Facebook nicht in der Mehrheit, sondern eben nur am Lautesten. Wenn man sich dann anschaut, von wem oder aus welcher Richtung teilweise Kritik kommt, dann kann man das ebenfalls wieder einordnen, Kritik aus mancher Richtung ist da ja sogar ein positives Zeichen…

Zudem: Nicht jede Kritik ist ja, weil sie laut ist, ungerechtfertigt. Man kann sich schon auch immer wieder Anregungen dort holen und muss offen sein. Manche Phrasen überlese ich aber. Das fängt schon mit dem in vielen Varianten gehörten Eingangssatz an „ich gehe schon seit/ich bin schon seit xxx Jahren zu RWE/RWE-Fan“, geht aktuell weiter über das ach so kreative verballhornen (ohne das zu verstehen) von „Hoch 3“ bis hin zu dem pauschalen Geschwätz vom „ach so neuen RWE“ – das lese ich kaum mehr bzw. wenn ich manche Namen lese oder Menschen sehe, dann weiß ich schon, was kommt. Wenn Ironie doch eine Chance hat, dann machen wir im Merchandising vielleicht mal ein „RWE-Bullshit-Bingo“ und sammeln die besten Sprüche…

Davon trennen muss man aber eben auch sowohl „normale“ Kritik (auch wenn man diese nicht immer teilt) und die aus der Emotionalität rührende Kritik am sportlichen Misserfolg verbunden mit den Sichtweisen, dass das ja so einfach wäre. Das gehört einfach dazu, das ist ja das, was Fußball ausmacht. Hier muss man kritisieren, hier muss man sich auch ärgern können. Manchmal würde ich mir dennoch mehr positive Einstellungen wünschen, dies „typisch RWE“ ist dabei eher negativ und destruktiv. Ich glaube tatsächlich, dass es helfen würde, wenn man eine positivere Herangehensweise als Grundstimmung hätte.  Mir ist eben zu wenig „wir kriegen das hin“ dabei und zu viel „alles scheiße, wir sind doof, alle doof, typisch RWE“ dabei – diese negative Grundstimmung ist nachvollziehbar, aber wenig hilfreich. Diese geht wohl nur weg, wenn wir wirklich sportlich erfolgreich sind und diese durch sportlichen Erfolg bekämpfen. Dass aber die Stimmung als Grundlage für sportlichen Erfolg dient, das bezweifle ich wirklich.

16. Wird auch in der kommenden Saison mit Robin Heller geplant?
Bzw. gibt es die Absicht mit Robin über eine Verlängerung seines Kontraktes zu reden?
Meines Erachtens ist er ein guter, junger und noch entwicklungsfähiger Keeper, der uns noch viel freude bereiten könnte (Alex Weberpold,16 Likes)

Hallo Herr Weberpold, das ist aktuell noch zu früh. Robin ist ein sehr guter Torwart und erfüllt auch die U23-Regel. Daher wird er für viele Vereine attraktiv sein, wir müssen abwarten, wie sich die Zeit entwickelt und welche Pläne auch Robin hat.

17. Gibt es für die nächste Saison einen Hauptponsor? (Andrzej Pawel Rutkowski, 14 Likes)

Aktuell noch nicht, wir sind auf der Suche.

18. Hat sich beim Sportbeirat schon etwas getan? Wer ist diesem angeschlossen? Wie wurde oder wird sich (zur neuen Saison) aus diesem Kreise eingebracht? (Basti Hattermann, 12 Likes)

Hallo Basti, der Sportbeirat, den wir auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen haben, existiert aktuell aus 3 Personen unter Führung von Frank Kurth. Aber wie schon gesagt, haben wir bewusst nicht nach außen getragen, wer neben Frank noch darin sitzt, weil die anderen Personen auch noch andere Beschäftigungsverhältnisse haben und weil die es nach Selbstauskunft vorziehen, im Hintergrund zu wirken. So ist das ja auch gedacht, d.h. dass der Sportbeirat den Vorstand und Aufsichtsrat berät, eben nicht über operative Fragen entscheidet oder direkt Einfluss auf die operativ Handelnden nimmt oder gar Spieler- oder Trainergespräche führt. Es sind eher „strategische“ Fragen, die man diskutiert, die die Entwicklung des Vereins betreffen. Wir sehen uns dabei regelmäßig ca. 1x im Quartal, einmal gab es eine Sitzung ohne mich (im November), davor mit mir eine und danach mit mir zwei, im April sitzen wir wieder. Mit Blick auf die neue Saison geht es hier dann eher auch um strategische Fragen: Wie sieht es mit einer Scouting-Abteilung aus, braucht man diese in der Liga oder nicht? Wie schätzt man etwa das Modell ein, das wir aktuell fahren, wonach der Co-Trainer der I. Mannschaft zugleich U19-Cheftrainer ist? Wie können wir die Verzahnung zwischen Jugend- und erster Mannschaft verbessern? Welche mittel- und langfristigen Projekte sollten wir anstoßen etc. etc.

19. Wollen wir wirklich raus aus der liga? (Juergen Kreuzer, 10 Likes)

Ja!

20. Meinen Sie, dass man den (geplanten) Zuschauerschnitt in Zukunft halten kann, wenn man weiter hinter seinen Möglichkeiten bleibt? (Hendrik Werner , 8 Likes)

Hallo Herr Werner, das wird schwer. Wobei: „Hinter seinen Möglichkeiten“ ist so dehnbar und unbestimmt. Ich denke, es muss eher um „hinter den (eigenen und fremden) Erwartungen“ gehen. Und da ist doch klar: Nein, wenn man zu lange hinter den Erwartungen bleibt, dann hat man keine Chance, den Schnitt zu halten.

21. Wie geht es mit ihnen weiter wenn man Hoch 3 nicht erreicht und die Fans wieder und wieder verarscht wurden? (Nico Hel, 8 Likes)

Hallo Herr Hel, nun, wo wurden denn Fans wieder und wieder verarscht? Auch hier geht es wohl eher um enttäuschte Erwartungen – oder eben um ein Missverständnis, was Hoch 3 angeht. Zu Hoch 3: Wir haben uns entschlossen, ambitionierter zu  kommunizieren, dass wir raus wollen. Haben aber stets gesagt, dass wir eben auch wirtschaftliche Planungssicherheit brauchen, um das zu realisieren. Daher die Hoch3 Angebote. Diese sind gut angenommen worden, aber wer geglaubt hat, dass man weil man „Hoch 3“ sagt im ersten Jahr aufsteigt, der hat „Hoch 3“ nicht wirklich verstanden. Sportlich haben wir m.E. dennoch den nächsten Schritt gemacht, wobei das nach der letzten, sehr enttäuschenden Saison, auch mehr als notwendig und zu erwarten war. Wir haben gesagt, wir wollen schrittweise eine Mannschaft aufbauen, die Hoch 3 schaffen kann. Wir sind deutlich kontinuierlicher geworden, haben im Stamm nicht mehr die Fluktuation, wie die letzten Jahre. Wir halten zudem die aktuelle Stammelf definitiv zusammen, das ist die Mannschaft, die eben bei Viktoria Köln lange mindestens ein Unentschieden verdient hat, die aber bei BMG U23 gewonnen hat. Zugleich aber auch sich schwer tut gegen Mannschaften, die unten drin stehen. Hier gilt es nun, für die nächste Saison die richtigen Entscheidungen zu fällen und Impulse zu setzen, die uns helfen, den nächsten Schritt zu machen. Was es leichter gemacht hätte wäre, wenn innogy nicht dazwischen gekommen wäre. Dann hätten wir nämlich auch finanziell etwas mehr machen können, was auch ursprüngliches Ziel war. So sind die Mehrerlöse durch Hoch3 eben durch die Innogy Entscheidung aufgezerrt.

Was mich persönlich betrifft: ich denke, der Verein (und seine Gremien) tun gut daran, sich so aufzustellen, dass es nicht um einzelne Personen geht. Ich selbst nehme mich da definitiv nicht zu wichtig und wäre jederzeit bereit, etwas anderes zu machen, wenn der Verein das will und wenn es dem Verein hilft. Das aber unabhängig von Hoch 3 sondern ganz grundsätzlich.

22. Seit dem vierten Platz 2012, geht es Kontinuierlich Sportlich Bergab.
Wird die Position sportlicher Leiter nun Endlich Professionell Besetzt? (Friedhelm Kulessa, 8 Likes)

Lieber Herr Kulessa, die Position ist mit Jürgen Lucas aus meiner Sicht sehr gut besetzt. Gerade wenn Sie die Entwicklung seit 2012 ansprechen, dann haben wir in der Zeit einen externen Vorstand Sport mit – im Moment der Verpflichtung – hoher Reputation gehabt und haben mit Andreas Winkler einen hauptamtlichen sportlichen Leiter mit Stallgeruch gehabt. Die Entwicklung war definitiv nicht gut in der Zeit. Daher sollte man die Qualität eben auch nicht mit „Hautpamtlichkeit“ oder nicht beurteilen, sondern anhand der geleisteten Arbeit. Da bin ich der Meinung, dass Jürgen Lucas einen hervorragenden Job macht.