17. Juli 2019

Professor Ente: mit RWE-Song in Rente

Einen RWE-Song und einen Sack voller Geschichten: Professor Ente alias Heinz-Hermann Krüger. (Foto: Musikvideo)
Einen RWE-Song und einen Sack voller Geschichten: Professor Ente alias Heinz-Hermann Krüger. (Foto: Musikvideo)

Seit 1952 ist Heinz-Hermann Krüger Rot-Weisser. Nun hat er seiner Lebensliebe einen Song gewidmet.

Die Leidenschaft begann mit einem Klapps: Hermann Krüger nahm seinen fünfjährigen Filius zum ersten Mal mit zur Hafenstraße, 1952 gegen den 1. FC Köln. „Ich musste mitten im Spiel dringend für kleine Jungs. Mein Vater nahm mich mit hinter die alte Holztribüne – und hat prompt ein Tor verpasst. Da habe ich einen auf den Hintern bekommen“, lacht Heinz-Hermann Krüger. Seit diesem Tag ist er Rot-Weiss Essen verfallen. Die Liebe geht soweit, dass er seinem Verein unter dem Künstlernamen „Professor Ente“ nun einen Song aufgenommen hat: „Meine Perle aus Vogelheim“.

Der Reihe nach. Es war das einzige Tor des Tages, RWE gewann schließlich am 30. März 1952 mit 1:0 gegen die Domstädter. Doch die besten Zeiten sollten noch kommen. 1953 sah der Nachwuchsfan unter anderem das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den SV Waldhof 07 aus Mannheim im Koblenzer Stadion Oberwerth (3:2). Das Weltmeisterschafts-Finale 1954 mit dem Siegtor durch Helmut Rahn und die rot-weisse Meisterschaft 1955 wurden mit zahlreichen Nachbarn, Verwandten und Freunden „im Wohnzimmer von meinem Onkel Heinz geguckt, der als einziger in Essen-Überruhr einen kleinen Fernsehapparat hatte.“ Krüger senior eskortierte Helden von Hannover als Motorrad-Polizist durch die begeisterte Menschenmasse vom Essener Hauptbahnhof bis zur Hafenstraße. Ein Foto zeigt ihn später gemeinsam mit „Boss“ Helmut Rahn hinter dem Stadion.

Seit 1956 Haupttribüne in Block B
Der kleine Heinz-Herman wurde größer und verpasste kaum ein Heimspiel mehr, seit 1956 auf der neuen Haupttribüne in Block B. Das blieb sein Stammplatz bis zum Abriss des Georg-Melches-Stadions im Sommer 2012. Auch auswärts ging es für ihn nicht nur zu den großen Duellen gegen Schalke, Dortmund oder Duisburg, sondern wie heute regelmäßig über die Dörfer: „Die Zeiten waren schon damals sehr wechselhaft. In der Zweiten Liga West fühlte es sich oft genauso provinziell an wie jetzt in der Regionalliga. Man spielte auch gegen Herten oder den SV Neukirchen. Auf dem Weg nach Neukirchen-Vluyn haben wir 1962 im Radio Nachrichten zur Kuba-Krise gehört“, erinnert sich Krüger. Oder: „In Bonn haben wir meine Mutter an den Rhein zum Spazierengehen geschickt und sind dann zum Spiel gegangen.“

Spieler kamen und gingen, einige sind Krüger besonders in Erinnerung geblieben: „Heinz-Dieter Hasebrink, Nobby Fürhoff, Herbert Weinberg – wir nannten ihn: die Schlange! – oder Egbert ter Mors. Bayern München haben wir mit 3:1 nach Hause geschickt.“ Später dann kamen Willi Lippens, Horst Hrubesch, Mill und Burgsmüller. In der jüngeren Vergangenheit hat ihm das 5:0 gegen den 1. FC Köln im Jahr 2007 gut gefallen, „der Daum saß ganz still auf seiner Trainerbank“. Auch der Erstrunden-Pokalsieg gegen Union Berlin 2011 tat gut, „Vincent Wagner hat den entscheidenden Elfmeter verwandelt.“

Diverse Abstiege, egal, ob sportlich oder am grünen Tisch, haben ihn schwer mitgenommen und gleichzeitig Trotz in ihm geweckt: „Mitglied geworden bin ich erst mit der Insolvenz – damals habe ich auch zum ersten Mal Geld gespendet. Ich gehe erst recht hin, wenn es dem Verein beschissen geht.“

Liebevoller Ritt durch rot-weisse Jahrzehnte
Und er trägt die rot-weisse Nachricht in die Republik: In seinem Universitäts-Büro in Halle hängt das Stadion-Poster und der Fanschal an der Wand, früher auch die Stecktabelle aus dem Kicker: „Meine Hilfskräfte mussten die Tabelle immer montags aktualisieren. Aber die gibt’s ja für die Regionalliga leider nicht.“

Nun, seit 2016 Pensionär im Unruhestand, der noch immer 40 Stunden die Woche arbeitet, hat er „mehr Zeit wieder Musik zu machen“. Natürlich stand ein Song für Rot-Weiss Essen ganz oben auf der Agenda – und ein Lied für seine Frau, „meiner zweiten großen Liebe.“ Oder umgekehrt. Alles selbst getextet und komponiert, mit seinem Gitarrenlehrer Nicolai Burchartz und einem Komponisten für teures Geld im Studio produziert. „Meine Perle aus Vogelheim“ ist ein liebevoller Ritt durch die rot-weissen Jahrzehnte, eingängiger Pop-Rock und schon seit ein paar Monaten fertig, aber „die Rückrunde war dann so enttäuschend, dass ich lieber bis zur neuen Saison gewartet habe, um zum neuen Schwung beizutragen“, zwinkert Krüger.

„Ich hoffe, dass wir dieses Jahr mal wieder oben mitspielen werden. Für mich würde ein Traum wahr werden, wenn ich Rot-Weis Essen in meinem Leben noch einmal in der Zweiten Liga sehen könnte.“
Und warum Vogelheim? „Der Ursprungsverein wurde 1907 von Georg Melches als SV Vogelheim gegründet. Außerdem hört sich das einfach besser an.“

Das Musikvideo finden Rot-Weisse hier.