5. August 2020

Pottjunge

Felix Schlüsselburg: Im Ruhrgebiet fühlt er sich wohl.
Felix Schlüsselburg: Im Ruhrgebiet fühlt er sich wohl.

Mittelfeld-Neuzugang Felix Schlüsselburg im Portrait.

Felix Schlüsselburg blickt mit großen Augen auf die leeren Tribünen der Hafenstraße. Vor zwei Wochen hat das Mittelfeld-Talent eben hier den ersten Senioren-Vertrag unterschrieben. „Wenn du dir die Kulisse vorstellst…Ich meine, ich komme aus dem Ruhrpott. Rot-Weiss Essen war mir immer ein Begriff. Der Verein lebt durch die Fans. Die West ist emotional vergleichbar mit der Dortmunder Südtribüne“.  Den Charme des Ruhrgebiets scheint der Neu-Rot-Weisse zu lieben – ein wahrer Pottjunge.

Bodenständiger Fußballromantiker
Den Krach, den Fans in diesen Breitengraden machen können, kennt Schlüsselburg. Als Balljunge im Dortmunder Westfalenstadion eingelaufen, schwärmt er vom englischen Pendant zum Fußball-Schlager „You’ll never walk alone“ an der Liverpooler Anfield Road – Schlüsselburg ist Fußballromantiker, das wird in all seinen Sätzen deutlich. Rot-Weiss Essen ist die erste Senioren-Station des Mittelfeldspielers, wenngleich er schon in der BVB-U23 von Ex-Trainer Mike Tullberg mittrainierte. Bis auf zwei Mini-Kickerjahre bei Heimatverein Teutonia Waltrop sowie zwei Gast-Saisons beim  VfL Bochum absolvierte Schlüsselburg seine Jugendkarriere bei den Schwarzgelben. Das Gelände habe sich mit der Zeit verändert – die Jugend hat eigene Gebäude bekommen. Gleich blieben jedoch die Erwartungen von Freunden und Bekannten. Für viele war klar: Felix wird eines Tages Profifußballer. „Lernst du jemanden neu kennen, dann bist du der Kicker. Wenn du lange in einem Nachwuchsleistungszentrum spielst – egal ob in Bochum, Dortmund oder Leverkusen – erwartet jeder von dir, dass du es schaffst. Du musst aber auf dem Boden bleiben. Einige große Talente haben es nicht gepackt“, sagt Schlüsselburg. 

Ruhe contra Hektik
Nicht nur die Hafenstraße kannte das Mittelfeld-Talent vor dem RWE-Engagement vom Hörensagen, auch Teamkollege David Sauerland ist Schlüsselburg schon einmal beim ehemaligen Verein begegnet. Der Rechtsverteidiger trug schließlich ebenfalls fünf Jahre schwarzgelb. „Beim BVB war das Spiel gegen meinen Verein in der Junioren-Bundesliga für die Gegner das absolute Saisonhighlight. Das ist in Essen genauso. Der Seniorenfußball wird aber ein anderes Thema, als die Jugendzeit: Wenn ich hier einlaufe, die Tribünen nach der Corona-Zeit endlich wieder gefüllt sind, dann werde ich den Nervenkitzel schon spüren – aber auf dem Platz blendest du das aus, Angst ist fehl am Platz“. Sowieso sei der Felix Schlüsselburg auf dem Feld ein ruhiger Spieler, der auf Räume achte und Bälle verteile. „Wenn du Hektik verbreitest, dann sorgst du nur für Panik“, weiß er. 

Im Ruhrgebiet zuhause
Ganz anders als Ruhig ist für Schlüsselburg übrigens seine Heimat. „Diese Direktheit gefällt mir – das gibt’s selten. Wenn du hier irgendwen anschnauzt, weil dir etwas nicht passt, dann weiß der andere sofort, was dahinter steckt – das ist für mich das Ruhrgebiet“. Seine ganze Jugend hat Schlüsselburg im Ruhrgebiet verbracht. Die Malocher-Werte der Heimat findet der 19-Jährige charmant. „Dieses ´Wat´, ´Dat´, ´Komma´ und ´Hömma´, damit bist du hier aufgewachsen.“ Begriffe, die Schlüsselburg fortan auch in Essen hören wird.