4. September 2020

„Nichts ist in Stein gemeißelt“

Christian Neidhart im Interview vor dem Liga-Auftakt gegen den SC Wiedenbrück. (Foto: Endberg)
Christian Neidhart im Interview vor dem Liga-Auftakt gegen den SC Wiedenbrück. (Foto: Endberg)

RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart vor Saisonauftakt gegen SC Wiedenbrück.

Seine Pflichtspiel-Premiere an der Hafenstraße verlief mit dem 3:1-Finalsieg im Niederrheinpokal gegen den Oberligisten 1. FC Kleve bereits erfolgreich. An diesem Samstag steht Christian Neidhart jetzt auch zum ersten Mal bei einem Liga-Heimspiel als neuer RWE-Cheftrainer im Stadion Essen an der Seitenlinie. Am 1. Spieltag in der Regionalliga West gibt Aufsteiger SC Wiedenbrück seine Visitenkarte ab. 
Hallo Christian! Auch das siebte und letzte Testspiel der Saisonvorbereitung wurde beim 1:0 in Herzlake gegen den holländischen Ehrendivisionär FC Emmen siegreich gestaltet. Wie fällt Dein Fazit aus?
Eine Woche vor dem ersten Punktspiel wollten wir noch einmal wissen, wo wir stehen. Deshalb bin ich froh, dass wir recht kurzfristig einen Test gegen einen gestandenen Erstligisten vereinbaren konnten. Wir hatten zwar in den ersten zwanzig Minuten nicht so viel Ballbesitz, haben uns dann aber im Laufe des Spiels immer mehr gesteigert. In der Defensive haben wir praktisch über 90 Minuten so gut wie nichts zugelassen. Auch der Handelfmeter für den Gegner war ein Zufallsprodukt. Dennoch gut, dass Daniel Davari den Strafstoß souverän abwehren konnte und so auch ein Erfolgserlebnis hatte. Am Ende hätten wir die Partie sogar noch höher gewinnen können.

Was sagt der Erfolg mit Blick auf den Saisonstart aus?
Zunächst einmal haben wir unsere Vorbereitung positiv abgeschlossen. Es war eine sehr stabile Leistung gegen einen guten Gegner. Wir konnten weiter daran arbeiten, eine gewisse Selbstverständlichkeit in unseren Abläufen zu erreichen. Auf der anderen Seite werden wir das Ergebnis aber mit Sicherheit auch nicht überbewerten.

Alle sieben Vorbereitungspartien wurden ebenso gewonnen wie die beiden Begegnungen im Niederrheinpokal. Besser konnte es nicht laufen, oder?
Es ist richtig, dass wir eine gelungene und reibungslose Vorbereitung gespielt haben. Das gibt uns allen Selbstvertrauen für den Saisonstart. Dennoch war es eben "nur" die Vorbereitung. Das können wir sehr gut einschätzen. Hier wird niemand durchdrehen.

Was hat Dich während der ersten Wochen am meisten überrascht?
Um ganz ehrlich zu sein, hat mich nicht allzu viel überrascht. Ich wusste schon vorher, dass mir ein sehr ordentlicher Kader zur Verfügung steht, der auch in der Breite sehr gut aufgestellt ist. Diesen Eindruck hat die Vorbereitung bestätigt. Ich bin sehr zufrieden damit, wie engagiert die Jungs bei der Sache und wie alle mitziehen. Das sind schon einmal sehr gute Voraussetzungen, um unsere Qualitäten auch in der Liga auf den Platz zu bringen.

Gegen den FC Emmen begann fast dieselbe Anfangsformation wie im Pokalfinale gegen den 1. FC Kleve. Nur Joshua Endres startete für Jonas Behounek. Wird es beim Liga-Start gegen den SC Wiedenbrück ähnlich aussehen?
Das kann sein, muss aber nicht. (lacht) Es ist klar, dass das Trainerteam die eine oder andere Position schon im Kopf hat. Es ist aber bei uns nichts in Stein gemeißelt. Die Jungs, die im Pokalfinale nicht dabei waren, haben beim 11:0 im Testspiel gegen die Sportfreunde Baumberg eindrucksvoll gezeigt, über welche Qualitäten sie verfügen und dass unser Kader breit aufgestellt ist. Alle wollen spielen und jeder hat die Chance, sich im Training zu zeigen. Das galt selbstverständlich auch und gerade für die Woche vor dem ersten Punktspiel.

Was nimmst Du Dir mit dem Team für das Auftaktspiel vor?
Es ist unser klares Ziel, die gezeigten Leistungen aus der Vorbereitung im Spiel gegen den SC Wiedenbrück zu bestätigen. Wir haben jetzt für unsere Auftritte viel Lob erhalten. Dafür können wir uns aber nichts kaufen, wenn in der Meisterschaft die Ergebnisse nicht stimmen. Wir wissen ganz genau, dass wir uns in jedem Spiel auf einem Top-Level bewegen müssen, um unseren Ansprüchen gerecht werden zu können. Es wird viele enge Spiele geben.

Gegen den SC Wiedenbrück kommt es zum Duell zweier DFB-Pokal-Teilnehmer. Auch die Gäste aus Ostwestfalen haben die Qualifikation geschafft. Wie schätzt Du den Gegner ein?
Wir haben das Pokalspiel gegen den SV Rödinghausen beobachtet und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen. Ein 4:0 gegen den aktuellen Meister der Regionalliga West lässt schon aufhorchen, auch wenn der Gegner mit einem neuformierten Team angetreten ist. Die Leistung zeigt auf jeden Fall, dass mit Wiedenbrück zu rechnen ist.

Du wirst bei Deinem Liga-Debüt an der Hafenstraße beim Gegner auch einige bekannte Gesichter sehen, oder?
Das stimmt. Innenverteidiger Robin Twyrdy, Außenbahnspieler Daniel Latkowski und Angreifer Viktor Maier hatte ich früher selbst beim SV Meppen trainiert. Ihre Qualitäten kennen ich daher besonders gut. Ich freue mich auf das Wiedersehen.

Direkt nach dem Auftaktspiel pausiert RWE in der Liga, weil die erste Runde im DFB-Pokal auf dem Programm steht. Ist das problematisch?
Gar nicht. Wir freuen uns auf das Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld. Schließlich haben wir im Niederrheinpokal intensiv darauf hingearbeitet. Außerdem ist der DFB-Pokal für den Verein eine wichtige Einnahmequelle. Gerade in Zeiten, in denen andere Erlöse deutlich geringer ausfallen und sogar ganz wegbrechen.

Würde ein Heimsieg gegen den SC Wiedenbrück dem Team noch einmal weiteren Schwung für das Duell mit Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld am 14. September geben?
Auf jeden Fall. Mit einem Dreier wollen wir uns noch zusätzlichen Rückenwind holen, um der Arminia dann im Pokalspiel alles abzuverlangen und möglichst ein Runde weiterzukommen.