8. Dezember 2017

Nächster Gegner: Starke Defensive ist der große Trumpf

Mit dem KFC Uerdingen ist am Samstag ein Aufstiegsaspirant zu Gast an der Hafenstraße. (Foto: Endberg)
Mit dem KFC Uerdingen ist am Samstag ein Aufstiegsaspirant zu Gast an der Hafenstraße. (Foto: Endberg)

KFC Uerdingen 05 spielt als erster Aufsteiger seit Jahren um die Meisterschaft mit

Dass ein Aufsteiger in der Regionalliga West in ihrer jetzigen Form gleich um die Meisterschaft mitspielt, hatte es vor dem KFC Uerdingen 05, morgen bei Rot-Weiss Essen an der Hafenstraße zu Gast, in dieser Form noch nicht gegeben. Beste Endplatzierung eines Neulings war in der Premierensaison 2012/2013 ein fünfter Platz der Sportfreunde Siegen, satte 21 Punkte vom damaligen Meister Sportfreunde Lotte entfernt. Ex-Bundesligist Uerdingen belegt dagegen nach 19 Spieltagen punktgleich mit dem aktuellen Spitzenreiter und Titelverteidiger FC Viktoria Köln Rang zwei. Der Abstand zum Tabellenzweiten SC Wiedenbrück beträgt bereits acht Punkte. Vieles deutet also auf einen Zweikampf der beiden „Schwergewichte“ um den Titel und die Chance auf den Aufstieg in die 3. Liga hin.

„Wir sind kein normaler Aufsteiger“, sagt KFC-Stürmer Marcel Reichwein ohne Umschweife. In der Tat hatten die von Unternehmer und Präsident Mikhail Ponomarev unterstützten Krefelder mit ihren Transfers gleich mehrere dicke Ausrufezeichen an die Konkurrenz gesetzt.

Der Zweitliga erfahrene Reichwein, der zuvor in der Regionalliga Nord für die U 23 des VfL Wolfsburg am Ball war, war dabei nur einer von ihnen. Unter anderem kamen auch der neue Kapitän Mario Erb (Rot-Weiß Erfurt) sowie Christopher Schorch (FSV Frankfurt), Christian Dorda (FC Hansa Rostock), der derzeit verletzte Alexander Bittroff (Chemnitzer FC) oder zuletzt Christian Müller (SC Preußen Münster) allesamt aus der 3. Liga zum KFC. Der neue Stammtorhüter René Vollath war zuvor für den Karlsruher SC sogar in der 2. Bundesliga aktiv. Weichen mussten zahlreiche Spieler aus der Aufstiegsmannschaft, darunter auch der ehemalige RWE-Kicker Vincent Wagner, aktuell Co-Trainer beim Zweitligisten VfL Bochum.

Für die Offensive kam aber auch namhafte Verstärkung aus der Regionalliga West. Vom Ligakonkurrenten Bonner SC lotsten die Uerdinger Lucas Musculus nach Krefeld. Der Mittelstürmer erzielte in der letzten Spielzeit für den Bonner SC 20 Treffer. Nur Mike Wunderlich (29 Tore) vom Konkurrenten FC Viktoria Köln hatte häufiger getroffen. Bemerkenswert: Musculus konnte sich bis jetzt keinen Startplatz erkämpfen, kam bei 14 Einsätzen auf nur rund 500 Minuten Einsatzzeit. Zuletzt traf er jedoch nach seiner Einwechslung zum 2:1-Endstand gegen seinen Ex-Verein Bonner SC und sicherte den Krefeldern damit drei wichtige Punkte. Insgesamt hat er vier Tore erzielt.

Der Aufgabe, aus den vielen guten Einzelspielern eine Einheit zu formen, nahm mit Michael Wiesinger einer der prominentesten Trainer im Viertliga-Bereich in Angriff. Der 44-Jährige, der einst als Spieler mit dem FC Bayern München die Champions League gewann, trat beim Ex-Bundesligisten aus Krefeld die Nachfolge von Aufstiegstrainer André Pawlak an, der inzwischen bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln tätig ist.

Wiesinger, der als Cheftrainer den FC Ingolstadt 04 zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt und beim 1. FC Nürnberg sogar schon in der Bundesliga gearbeitet hatte, betreute vor seinem Engagement beim KFC zwei Jahre lang den Südwest-Regionalligisten SV 07 Elversberg, erreichte mit den Saarländern zweimal in Folge die Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Dort scheiterten die Schwarz-Weißen jedoch am FSV Zwickau und zuletzt an der SpVgg Unterhaching. Mit dem KFC soll es nun im Idealfall anders laufen.

Auffällig beim KFC ist die exzellente Abwehrarbeit. In den 19 Partien ließ die Abwehr um Torhüter René Vollath nur elf Gegentreffer zu. In neun Begegnungen blieben die Krefelder komplett ohne Gegentor. Zum Vergleich: Die zweitbeste Defensive stellt die U 23 von Borussia Dortmund mit 18 Gegentreffern.

Beim KFC scheint die Abwehrleistung freilich auch ein wenig auf Kosten der Offensive zu gehen. Nur die Tabellenschlusslichter TuS Erndtebrück (16) und Westfalia Rhynern (18) trafen seltener als Uerdingen (21).

In den jüngsten Duellen zwischen RWE und dem KFC fielen fast immer Tore. Von den letzten zehn Vergleichen endete nur eine Partie 0:0. Dreimal gewann Essen, zweimal Uerdingen und gleich fünf Begegnungen endeten remis. So auch beim 2:2 im Hinspiel, als RWE durch zwei Treffer von Marcel Platzek im traditionsreichen Grotenburg-Stadion zweimal in Führung gegangen war. Oguzhan Kefkir, einer der wenigen verbliebenen Stammspieler aus der Oberliga, und Marcel Reichwein glichen jeweils aus.