21. Oktober 2016

Nächster Gegner: Siegen will Aufwärtstrend fortsetzen

Erster Punktgewinn unter Seibert sorgt für Hoffnung im Siegerland

Neue Besen kehren gut! Bei den Sportfreunden Siegen steht dieses Sprichwort nun auf dem Prüfstand. Nach einem schwachen Saisonstart als Neuling in der Regionalliga West rangiert der ehemalige Zweitligist, der heute (Freitag, 21. Oktober, 19.30 Uhr) Rot-Weiss Essen im Leimbachstadion empfängt, mit sieben Zählern aus dreizehn Spielen auf einem Abstiegsplatz. Deshalb musste Ottmar Griffel, der den Verein in der letzten Saison aus der Oberliga Westfalen in die Regionalliga geführt hatte, seinen Hut nehmen. Nur ein Sieg aus zehn Partien (gegen Mitaufsteiger und Schlusslicht TSG Sprockhövel) genügten den Ansprüchen des Siegener Vorstandes nicht. Griffels Nachfolger heißt Thorsten Seibert, der bis dahin als Co-Trainer tätig war und außerdem die U 17 der Sportfreunde betreut hatte. Zwar gingen die ersten beiden Partien unter seiner Regie ebenfalls verloren, jedoch war beim Punktgewinn am vergangenen Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf II (2:2) ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen.  

Der 36-jährige Seibert sollte mit Beginn der kommenden Saison Griffel ohnehin beerben. Nun wurde dieser Schritt wegen des Fehlstarts vorgezogen. Das Ziel ist klar: Der Klassenerhalt soll gelingen. „Ich bedanke mich beim Vorstand dafür, dass der Verein mir in dieser schwierigen Situation das Vertrauen schenkt. Ich bin davon überzeugt, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und mit der jungen und hochmotivierten Mannschaft die nötigen Punkte einzufahren“, gibt sich Seibert selbstbewusst. 

Schon in der Saison 2014/2015 war Seibert kurzzeitig für die erste Mannschaft in der Regionalliga West verantwortlich. Nach der Entlassung von Ex-Profi Matthias Hagner (unter anderem Borussia Mönchengladbach und VfB Stuttgart) stand Seibert in der Partie gegen die Sportfreunde Lotte (0:1) an der Seitenlinie. Anschließend rückte er wieder ins zweite Glied zurück, wurde Assistent von Michael Boris, der bis zum Ende der Saison auf der Trainerbank Platz nahm, den Abstieg aber auch nicht mehr verhindern konnte. Boris ist heute Teil des deutschen Gespanns aus Trainer Bernd Storck, Co-Trainer Andreas Möller und Torwart-Trainer Holger Gehrke bei der ungarischen Nationalmannschaft und dort für die U 19 der Magyaren verantwortlich. 

Neuzugang Arda Nebi sorgt für Wirbel

Bauen kann Neu-Trainer Seibert unter anderem auf Neuzugang Arda Nebi. Vor der Saison mit der Empfehlung von 14 Toren und acht Vorlagen in 32 Spielen beim Westfalen-Oberligisten SpVgg Erkenschwick ins Siegerland gewechselt, sorgt er für ordentlich Wirbel auf den offensiven Außenbahnen. In dreizehn Partien gelangen ihm sechs Tore, einen weiteren Treffer legte er auf. Das ist eine durchaus beachtliche Quote in der ersten Viertligasaison des 25-jährigen Deutsch-Türken.Arda spielt unbekümmert. Aber so lange wir noch in der Abstiegszone rangieren, kann er sich nicht richtig über seine Tore freuen. Auch bei ihm steht, wie bei der gesamten Mannschaft, der Teamgedanke an erster Stelle“, so Siegens Trainer Seibert. 

Vielleicht kann Arda ja zumindest in Ansätzen an die Karriere eines anderen Ex-Siegeners anknüpfen. Von 2000 bis 2005 war der ehemalige Nationalspieler Patrick Helmes (13 Einsätze/zwei Tore) für die Sportfreunde am Ball. Seine Bilanz in der Bundesliga ist überragend. Für den 1. FC Köln, Bayer 04 Leverkusen und den VfL Wolfsburg erzielte der mittlerweile 32-Jährige in 98 Partien 45 Tore. Von chronischen Hüftbeschwerden geplagt, musste Helmes seine Karriere 2015 beenden. Aktuell ist er Co-Trainer von Stefan Emmerling bei der U 21 des 1. FC Köln. 

Siegener Fans sorgen für großen Rückhalt

Nicht „abstiegsbedroht“ sind die Siegener Fans. Trotz der schlechten Ergebnisse strömen die Anhänger recht zahlreich ins Leimbachstadion. Mehr als 1.700 sind es im Schnitt, damit liegen die Sportfreunde zumindest in der Zuschauertabelle deutlich in der oberen Tabellenhälfte und lassen  Vereine wie den ehemaligen Bundesligisten SG Wattenscheid 09, Ex-Zweitligist Rot Weiss Ahlen oder Mitaufsteiger Bonner SC hinter sich. „Das ist ein tolles Pfund. Ohne unsere Fans wäre es nicht möglich, die Klasse zu halten. Die Unterstützung ist immens wichtig für uns“, meint Seibert. 

Das Leimbachstadion, eröffnet 1957, bietet 19.400 Zuschauern Platz. Größer sind damit in der Regionalliga West nur der Tivoli (Alemannia Aachen/32.960 Plätze), das Stadion am Zoo (Wuppertaler SV/23.067), das Stadion Niederrhein (Rot-Weiß Oberhausen/21.318) und das Stadion Essen (Rot-Weiss Essen/20.650). 

Für den Zuschauerrekord im Leimbachstadion sorgte ein Nostalgie-Spiel der 1974er Weltmeister-Mannschaft. 1982 wollten 24.728 Besucher Franz Beckenbauer, Wolfgang Overarth und Co im Spiel gegen eine Siegerland-Auswahl (10:2) sehen. Bei einem Meisterschaftsspiel wurde der Rekord zehn Jahre zuvor aufgestellt. Gegen den Bundesliga-Absteiger Borussia Dortmund sahen 22.339 Fans die 0:1-Niederlage der Sportfreunde Siegen gegen den BVB in der damals zweitklassigen Regionalliga West. 

Und auch die Essener Fans dürften das altehrwürdige Leimbachstadion noch in bester Erinnerung haben. 2012 gelang in Siegen mit einem 2:1-Auswärtssieg gegen die Sportfreunde der Aufstieg von der NRW-Liga in die Regionalliga West. Nach der Partie feierten die Rot-Weissen ausgelassen die Rückkehr in die Viertklassigkeit.