10. November 2016

Nächster Gegner: Erste Erfolgserlebnisse für Meister-Klub

Aufsteiger TSG Sprockhövel träumt vom Verbleib in der Regionalliga West.

Wer beim Regionalliga-Neuling TSG Sprockhövel einen „Meister“ sehen will, muss in der Regel nicht lange suchen. Denn mit der Familie Meister steht und fällt fast alles beim Klub aus der 25.000 Einwohner-Stadt am südlichen Rand des Ruhrgebiets, der heute ab 19.30 Uhr seine Visitenkarte bei RWE an der Essener Hafenstraße abgibt. André Meister ist Geschäftsführer, sein Vater Ulrich Meister Abteilungsleiter. André Meisters Onkel Jürgen kümmert sich als Kassierer um die finanzielle Lage des Klubs, Jürgen Meisters Sohn Raoul ist der Kapitän der blutjungen TSG-Mannschaft.

Als Meister hatte die TSG den Auf­stieg in die Regionalliga West und damit den größten Erfolg der Vereins­geschichte freilich nicht geschafft. Dafür reichte in der abgelaufenen Oberliga Westfalen-Saison Rang drei hinter Titelträger Sportfreunde Sie­gen und der Spvgg. Erkenschwick. Grund: Aus der Oberliga Westfalen steigen grundsätzlich die beiden Erstplatzierten auf. Erkenschwick hatte jedoch auf einen Zulassungs­antrag beim Westdeutschen Fußball-und Leichtathletik-Verband (WFLV) verzichtet.

Die sportlichen und infrastrukturel­len Voraussetzungen für die 4. Liga zu schaffen, stellte die TSG vor einige He­rausforderungen. Im heimischen Sta­dion „Am Baumhof“, das rund 1.800 Zuschauer fasst, wurde unter anderem die Fan-Trennung installiert. Auch im rund 30 Kilometer entfernten Hagen war im Ischelandstadion gearbeitet worden, um die Regionalliga-Auflagen zu erfül­len. „Wir können nicht alle Spiele am Baumhof austragen“, so André Meister. „Bei den Partien mit hohem Zuschau­eraufkommen müssen wir nach Hagen ausweichen. Das Stadion dort ist für bis zu 10.000 Fans ausgelegt.“

Aufstiegstrainer und Ex-TSG-Spieler Andrius Balaika steht eine sehr junge Mannschaft zur Verfügung. Mit einem Durchschnittsalter von knapp über 21 Jahren schickt Sprockhövel fast schon eine U23-Mannschaft ins Rennen. Den Großteil der Aufstiegsmannschaft konn­te die TSG halten. Zwei Leistungsträger kehrten dem Aufsteiger aber den Rü­cken. Verteidiger Leroy Kwadwo, der seit Saisonbeginn bekanntlich für unse­re Rot-Weissen am Ball ist, und Offen­sivspieler Emre Karaca (Rot Weiss Ahlen) sind nicht mehr für den „Meister-Klub“ aktiv.

Für seinen ehemaligen Schützling Leroy Kwadwo findet Trainer Balaika vor dem heutigen Wiedersehen nur lobende Wor­te: „Leroy bringt alle Voraussetzungen mit, um sich auch in Essen durchzuset­zen. Er ist schnell, zweikampfstark, kör­perlich robust und hat ein gutes Pass­spiel. Bei uns war im Spielaufbau noch etwas zu unkonzentriert, wird das aber mit Sicherheit noch lernen.“

Obwohl sich der Verein laut Aussage seines Trainers nach Neuverpflichtun­gen für die Winterpause umsieht, um die Chancen auf den Klassenverbleib zu verbessern, sind große Transfers für die TSG nicht drin. Dafür stehen nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung. André Meister siedelt den Etat der TSG in der Regionalliga West am Tabellenende an.

Fast am Tabellenende steht die TSG auch nach 16 Spieltagen. Neun von 48 möglichen Punkten holte die Balaika- Elf bislang. Seit vier Partien wartet die TSG auf einen dreifachen Punktgewinn. Besonders bitter waren die „kölschen Wochen“ Ende Oktober/Anfang Novem­ber gegen den 1. FC Köln II und Viktoria Köln. Jeweils 0:5 gingen die Partien ge­gen die Domstädter verloren.

Dennoch stellte die TSG auch schon un­ter Beweis, dass sie in der Regionalliga West bestehen kann. Beim jüngsten 3:3 gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf (nach einem 1:3-Rückstand) sicherte Christian März seiner Mannschaft mit einem Tor in der Nachspielzeit immer­hin noch einen Punkt. Beim 3:3 gegen den SC Wiedenbrück gelang sogar nach einem zwischenzeitlichen 0:3 noch die Wende, auch gegen starke Gegner wie Alemannia Aachen (0:0) und den Wuppertaler SV (1:1) wurde gepunktet. Sportlicher Höhepunkt war bislang das 2:0 beim Tabellenvierten und Mitauf­steiger Bonner SC. Es war für Sprockhö­vel der erste Dreier in der Regionalliga überhaupt.

Dass es für den Liganeuling dennoch schwierig wird, die Klasse zu halten, war Geschäftsführer André Meister schon vor der Saison bewusst. „Es ist nach wie vor ein Himmelfahrtskomman­do. Daran hat sich auch durch die ers­ten Erfolgserlebnisse nichts geändert“, betont Meister.