29. September 2019

Nächster Gegner: Auswärts noch unbesiegter SC Verl will Großes erreichen

Guerino Capretti mischt mit seinen Verlern oben mit. (Foto: Endberg)
Guerino Capretti mischt mit seinen Verlern oben mit. (Foto: Endberg)

DFB-Pokal-Teilnehmer zum Spitzenspiel im Stadion Essen zu Gast.

Nicht viele Regionalligisten können von sich behaupten, in dieser Saison schon einmal auf der bundesweiten Bühne groß in Erscheinung getreten zu sein. Der SC Verl kann es! Die Ostwestfalen, die heute an der Essener Hafenstraße zu einem Duell zweier Spitzenmannschaften zu Gast sind, stehen dank eines sensationellen 2:1-Erfolges über den Bundesligisten FC Augsburg in der zweiten Hauptrunde um den DFB-Pokal. Dort trifft der SCV am Mittwoch, 30. Oktober, 18.30 Uhr, auf den Zweitligisten Holstein Kiel. Tickets für eine der bedeutendsten Begegnungen der Vereinsgeschichte sind nur noch Mangelware.

Bereits bei der Überraschung in der ersten Runde gegen die Augsburger waren sämtliche 5.000 Eintrittskarten für das Verler Stadion an der Poststraße ("Sportclub Arena") verkauft worden. Die Fans des SCV hoffen gegen Kiel auf einen ähnlich beherzten Auftritt wie gegen den FCA.

Für Verls Trainer Guerino Capretti waren die „Störche“ aus der 2. Bundesliga zwar nicht unbedingt das Wunschlos Nummer eins. Die Chancen auf eine erneute Sensation schätzt der ehemaliger Verler Profi, dessen emotionales Video nach dem Sieg gegen Augsburg ("Entweder Training oder Feiern") für viel Aufsehen sorgte, gegen den Vertreter aus Liga zwei aber auch nicht als unmöglich ein.

Dass die Verler auch gegen Holstein Kiel im eigenen Stadion antreten dürfen, war laut des aktuellen Präsidenten und ehemaligen Trainers Raimund Bertels mit "sehr viel Arbeit" verbunden. "Aber wir haben alles unternommen, um auch in der zweiten Runde zu Hause spielen zu können. Die Unterstützung war schon bei unserem 2:1 gegen Augsburg überragend. Diese Stimmung und den Heimvorteil mit allen Fans und Freunden des Vereins wollten wir unbedingt wiederholen."

Nicht wiederholen wollen die in dieser Saison noch unbesiegten Verler (vier Siege und ein Remis aus fünf Spielen, zuletzt gab es in der Fremde ein 2:0 bei Drittliga-Absteiger Fortuna Köln) das Ergebnis vom letzten Auftritt im Stadion Essen. Mitte März musste sich das Team von Guerino Capretti an der Hafenstraße 0:2 geschlagen geben. Im Hinspiel hatte es beim 1:1 keinen Sieger gegeben. Auch die drei Vergleiche zuvor endeten allesamt Remis.

Viele Unentschieden waren in den letzten Spielzeiten die "Achillesferse" des SCV. Sie verhinderten bessere Platzierungen. In der abgelaufenen Saison (Rang sieben) standen 13 Remis in der Bilanz, eine Spielzeit zuvor (Platz acht) waren es sogar 17. Seit Saisonbeginn scheinen die Verler um den routinierten Kapitän Julian Stöckner (mehr als 170 Regionalliga-Einsätze) diese Schwäche abgelegt zu haben. Die Ostwestfalen gewannen die meisten ihrer Auftritte und spielen nach aktuellem Stand um die Spitzenplätze mit.

Die bisher gute Bilanz des SCV wird allerdings auch ein wenig getrübt. Wenige Tage nach der Überraschung gegen Augsburg im DFB-Pokal musste Verl im westfälischen Verbandspokal beim Oberliga-Aufsteiger RSV Meinerzhagen antreten – und schied nach einem deutlichen 1:4 aus. Nun gibt es für Verl eigentlich nur noch einen Weg, erneut in den DFB-Pokal zu kommen. Der Sportclub müsste die Saison in der Regionalliga West als beste erste Mannschaft aus Westfalen abschließen. Das würde zu einem Qualifikationsspiel gegen den Meister der Oberliga Westfalen um den Einzug in den großen Lostopf berechtigen. Dafür müssten die Verler aber den aktuellen Tabellenführer SV Rödinghausen hinter sich lassen.

Allerdings gibt es noch eine weitere "Hintertür", die sich bereits in diesem Frühjahr geöffnet hatte: Rödinghausen landete nämlich schon in der Vorsaison vor Verl, gewann aber gleichzeitig den Westfalenpokal und qualifizierte sich damit für den DFB-Pokal. Deshalb durfte der SCV in das Entscheidungsspiel nachrücken und setzte sich dort gegen den jetzigen Ligakonkurrenten TuS Haltern 3:1 durch. So zog der SC Verl als 64. und letzter Verein in den DFB-Pokal ein – und sorgte gegen Augsburg prompt für die größte Überraschung der ersten Runde.