31. März 2021

Im Trikot der drei Traditionsvereine

Ein sicherer Rückhalt war Heini Kwiatkowski bei allen drei Traditionsvereinen. Nur die Nationalmannschaftskarriere verlief für ihn persönlich enttäuschend. (Foto: Archiv)
Ein sicherer Rückhalt war Heini Kwiatkowski bei allen drei Traditionsvereinen. Nur die Nationalmannschaftskarriere verlief für ihn persönlich enttäuschend. (Foto: Archiv)

Rot-Weiss – Schwarz-Gelb – Blau – und zurück.

Für Rot-Weiss Essen und den BVB spielen ist okay. Aber auch für den ungeliebten Nachbarn nördlich von Essen? Zwei bekannte Bundesligaspieler und ein Nationalspieler waren sogar für alle drei Traditionsvereine am Ball.

Heinrich Kwiatkowski
Der sympathische Torwart „Heini“ Kwiatkowski, der durch seine Stärke im Fausten den respektvollen Beinamen „Heini Fausten“ erworben hatte, spielte vom ersten (14. September 1947) bis zum letzten (11. Mai 1963) Spieltag in der Oberliga West. Die damals höchste deutsche Spielklasse wurde danach von der Bundesliga abgelöst. Von 1947 bis 1950 stand er auf Schalke zwischen den Pfosten.

Seine erfolgreiche Zeit begann mit seinem Wechsel zu Rot-Weiss Essen. Mit den Bergeborbeckern gewann er die Westdeutsche Meisterschaft 1952 und spielte in sechs Partien der Endrunde zur deutschen Meisterschaft, wo man trotz eines Sieges im Rückspiel gegen den späteren Deutschen Meister VfB Stuttgart nur den 2. Gruppenplatz belegte.

Danach stand er bis zu seinem Karriereende 1966 in 300 Spielen bei Borussia Dortmund im Tor, mit denen er 1956, 1957 und 1963 Deutscher Meister wurde. Etwas unglücklich verlief seine Karriere in der Nationalmannschaft, mit der er 1954 als Ersatztorwart zwar Weltmeister wurde, aber lediglich bei der 3:8 Vorrundenniederlage gegen Ungarn spielte. Auch bei der WM 1958 in Stockholm kam er nur beim 3:6 im kleinen Finale zum Einsatz. Danach ließ er Sepp Herberger wissen, dass er nicht mehr zur Nationalmannschaft eingeladen werden möchte.

Werner Lorant
Eine schillernde Person im deutschen Fußball als Spieler wie als Trainer ist Werner Lorant. In seiner aktiven Zeit spielte er von 1971 bis 1973 im Stadion Rote Erde bei Borussia Dortmund. Von dort zog es den defensiven Mittelfeldspieler und „beinharten“ Verteidiger nach dem dritten RWE-Bundesligaaufstieg an die Hafenstraße. Dort erzielte er in 116 Spielen insgesamt 16 Tore. Sein letzter Treffer am 14. Mai 1977 beim 5:3 Sieg gegen Fortuna Düsseldorf ist auch gleichzeitig das bis heute letzte rot-weisse Bundesligator.

Während seiner Essener Zeit trainierte der spätere Bundesligacoach gleichzeitig den SC Westtünnen in Hamm. Hier entdeckte er Horst Hrubesch und brachte den Rohdiamanten 1975 an die Hafenstraße.

Nach weiteren Stationen in Saarbrücken und Frankfurt schloss sich Werner Lorant zur Bundesligahalbzeit 1982/83 dem strauchelnden blau-weißen Reviernachbarn ab, für den er 18 Bundesligaspiele absolvierte, torlos blieb und erneut aus dem Bundesligaoberhaus abstieg. Damit hält Werner Lorant den einsamen Rekord, mit allen drei Traditionsvereinen des Ruhrgebiets aus dem Bundesligaoberhaus abgestiegen zu sein.

Jürgen Wegmann
Mit 17 Jahren debütierte am 6. März 1982 das RWE-Eigengewächs Jürgen Wegmann in der 2. Bundesliga und schoss bereits in der dritten Minute das 1:0 gegen Fortuna Köln. Leider musste RWE zur Winterpause 1983/84 das Stürmertalent an Borussia Dortmund für 1 Million DM verkaufen, um wirtschaftlich überleben zu können.

Für die Schwarz-Gelben sollte der Essener Stürmer in der Saison 1985/86 Saison von ganz besonderer Bedeutung werden. Der BVB musste als Sechzehnter der Bundesliga im Mai 1986 in den Relegationsspielen gegen Fortuna Köln, den Tabellendritten der 2. Bundesliga, antreten.

Die Domstädter gewannen das Hinspiel mit 2:0. Im Rückspiel war der BVB eigentlich schon abgestiegen, als Jürgen Wegmann in der Schlussminute doch noch das 3:1 gelang. Im Düsseldorfer Rheinstadion gewann der BVB das Entscheidungsspiel mit 8:0. Jürgen Wegmann erzielte den Treffer zum 6:0-Zwischenstand.

Zu diesem Zeitpunkt stand bereits sein Wechsel zum dritten Traditionsverein im Ruhrgebiet fest, mit dem er in der Saison 87/88 den 13. Platz belegte und dabei zehn Tore in 28 Spielen schoss, was ihn zum besten Torschützen der Mannschaft machte. Mit Bayern München gewann die „Kobra“ ein Jahr später die Deutsche Meisterschaft. Dann kehrte Jürgen Wegmann bis 1992 noch einmal zum BVB zurück, gab danach ein kurzes Gastspiel im Wedaustadion und schnürte in der Saison 1993/94 in fünf Zweitligaspielen und zwei Pokalspielen mit zwei Toren noch einmal für RWE die Schuhe.

Delikate Farbwechsel
Trotz der großen Konkurrenz zwischen dem nördlich von Essen angesiedelten blau-weißen Club und Rot-Weiss Essen  gibt es doch an die 20 Spieler, die im Laufe der Jahre direkt an die Hafenstraße gewechselt sind. Ein kurzer Streifzug:
Paul Jahnel kam 1950 aus der verbotenen Stadt zu den Rot-Weissen. Hier erlebte er acht erfolgreiche Spielzeiten, gekrönt durch den DFB-Pokalsieg 1953 und die Deutsche Meisterschaft 1955. Der rechte Läufer kam in beiden Endspielen zum Einsatz.

Zu Bundesligazeiten
1965 wechselte Willi Koslowski zu RWE, feierte 1966 den Aufstieg und spielte im ersten Bundesligajahr an der Hafenstraße. Ein ganz prominenter Wechsel gelang den Rot-Weissen dann nach dem zweiten Aufstieg in die Bundesliga. 1970 tauschte Hermann Erlhoff den blau-weißen gegen den rot-weissen Dress. Der Abwehrspieler absolvierte für RWE in der Bundesliga, der Regionalliga West und den Aufstiegsrunden zur Bundesliga 168 Spiele und schoss dabei 25 Tore. 1976 wurde er Co-Trainer von Ivica Horvath, bevor er ihn in der letzten Bundesligasaison 1976/77 beerbte. Ein weiterer königsblauer Spieler, der zu Bundesligazeiten zu RWE wechselte, war Hartmut Huhse. Von 1975 bis 1979 erzielte der Abwehrspieler für RWE fünf Tore in 129 Spielen.

Zwischen Zweiter und Dritter Liga
Neben den Nationalspielern Helmut Kremers, der in der Saison 1980/81 für RWE in 18 Spielen vier Treffer erzielte und Norbert Nigbur, der 1984/85 In der Amateur-Oberliga Nordrhein 28 Mal das rot-weisse Tor hütete, wurden in den 1980er Jahren zwei weitere Königsblaue zu wichtigen RWE-Spielern. Volker Abramczik kam 1985 an die Hafenstraße. Nach dem erfolgreichen RWE-Aufstieg in die 2. Bundesliga spielte er bis 1990 noch vier Zweitligaspielzeiten. Der Flügelspieler erzielte 30 Treffer in 121 Spielen.

Ralf Regenbogen kam 1986 von Königsblau. Bis 1990/91 spielte er fünf Jahre lang in der 2. Bundesliga für RWE. Der Stürmer erzielte 49 Tore in 159 Partien. Auch Stürmer Sascha Wolf wechselte die Farben. Er machte die fünf Regionalligaspielzeiten zwischen 1999 und 2004 mit und ging nach dem Zweitligaaufstieg zum Lokalkonkurrenten Schwarz-Weiß Essen. Wolf erzielte für RWE 45 Tore in 125 Spielen.

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.