14. November 2020

„Ich genieße es sehr!“

Er trifft wieder regelmäßig: Cedric Harenbrock beim Torjubel!
Er trifft wieder regelmäßig: Cedric Harenbrock beim Torjubel!

Offensivspieler Cedric Harenbrock über sein Comeback nach langer Leidenszeit

Seit dieser Spielzeit ist Cedric Harenbrock endgültig zurück bei Rot-Weiss Essen. Im Sommer 2017 war der Offensivspieler aus der U19 von Bayer 04 Leverkusen zu RWE gewechselt, wurde dann aber gleich zweimal durch Kreuzbandrisse zurückgeworfen. Seit dem 9. Spieltag steht der Blondschopf wieder regelmäßig auf dem Feld und zuletzt auch konstant in der Startelf von Trainer Christian Neidhart. Bereits drei Treffer steuerte "Cedi" zur Tabellenführung der Rot-Weissen bei. Im Interview mit der "kurzen fuffzehn" spricht der 22-Jährige über seinen Weg zurück und die aktuelle Spielzeit.

Hallo Cedric! Schön, dass Du Dir für die "kurze fuffzehn" Zeit nimmst. Wie fühlt es sich für dich an, wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen?

Es ist ein unfassbar schönes Gefühl, ich genieße es sehr. Dass ich gleich zweimal in relativ kurzer Zeit mit Kreuzbandrissen lange Zeit ausgefallen bin, war unglaublich hart. Aber das liegt hinter mir. Ich spüre das Vertrauen des Trainerteams und es macht einfach Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen.

Zu Saisonbeginn musstest du dich noch gedulden. Dafür hätte dann aber Dein erster Einsatz unter Christian Neidhart kaum besser laufen können, oder?

Das kann man so sagen. Nur kurz nach meiner Einwechslung gegen die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf habe ich zum 2:0-Endstand getroffen. An den Spieltagen zuvor hatte ich es noch nicht in den Kader geschafft. Das war schon jedes Mal aufs Neue hart. Allerdings hat mich das Trainerteam ermutigt, dass ich auf einem guten Weg und es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis ich dabei bin. Dass ich das dann gleich so zurückzahlen konnte, war natürlich super.

Seitdem kamen zwei weitere Tore und eine Vorlage dazu, jeweils in Heimspielen. Fühlst du dich an der Hafenstraße besonders wohl?

Es macht schon ein wenig mehr Spaß, im eigenen Stadion zu treffen. Zumal zu Saisonbeginn ja auch noch Zuschauer dabei sein durften. Gegen Düsseldorf hatten 5.000 Fans zugesehen. Was eigentlich ganz witzig ist: Die drei Ligatreffer vor meiner Verletzung hatte ich alle auswärts geschossen.

Hand aufs Herz: Warst Du auch nach Deinem zweiten Kreuzbandriss überzeugt, so stark zurückzukommen?

Ganz ehrlich: Klares Ja! Meine Kniegelenke haben sich nach den Verletzungen und den Operationen sehr gut regeneriert. Nach meiner Reha hatte ich nie das Gefühl, dass ich bei meiner Leistungsfähigkeit zurückgeworfen wurde. Es war letztlich ein Zeitfaktor.

Was war für Dich rückblickend die schwierigste Phase während Deiner Verletzungspausen?

Das war jeweils die Zeit rund um die Operation. Man weiß, dass es sehr lange dauern wird, bis man wieder auf dem Platz stehen wird. Auch wenn man die Verletzung vorher noch nicht hatte, bekommt man ja mit, dass die Ausfallzeit in der Regel mindestens sechs Monate dauert. Nach dem Eingriff ist man auf Krücken unterwegs und im Alltag doch recht eingeschränkt.

Was hat Dir Halt gegeben?

Vor allem meine Familie und meine Freundin. Egal, um was es ging: Ich konnte mich immer auf jemanden verlassen. Auch die Mannschaftskollegen haben immer an mich geglaubt. Sogar ehemalige Mitspieler wie Robin Urban, Benjamin Baier, Timo Brauer, Philipp Zeiger oder auch Robin Heller haben selbst nach ihrem Weggang aus Essen weiterhin an mich gedacht und mir Mut zugesprochen. Und natürlich auch der Verein, der mir nach meinem ersten Kreuzbandriss recht schnell ein Angebot zur Vertragsverlängerung unterbreitet hatte. Das war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ich weiß das sehr zu schätzen.

Hat es Überwindung gekostet, Dich nach Deinen Verletzungen wieder in die Zweikämpfe zu werfen?

Ich wurde langsam wieder an das Mannschaftstraining herangeführt, zunächst ohne Zweikämpfe. Als es dann soweit war, fühlte es sich schon ungewohnt an. Mir war aber auch klar: Fußball ohne Zweikämpfe ist unmöglich, also habe ich mich durchgebissen. Das Vertrauen in meinen Körper ist nun längst wieder zurück. Zur Unterstützung mache ich mittlerweile an zwei Tagen in jeder Woche zusätzliche Kraft- und Sprungübungen für meine Knie.

Statt auf den Flügeln kamst Du zuletzt im Mittelfeld-Zentrum zum Einsatz. Wie gefällt Dir die "neue" Rolle?

Im Zentrum zu spielen, war eigentlich schon immer meine Lieblingsposition. Das heißt nicht, dass ich nicht auch gerne auf dem Flügel gespielt habe. In der Mitte habe ich aber mehr Freiheiten und kann auch in die Zwischenräume gehen. Ich bin ein Spieler, der sich gerne und viel auf dem Platz bewegt. Dann bin ich – denke ich – auch am wertvollsten für die Mannschaft.

Mittlerweile wurde auch die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal ausgelost. Was sind Deinen Gedanken zum Gegner?

Mein persönliches Wunschlos wäre Bayer 04 Leverkusen gewesen. Als Nachwuchsspieler durfte ich mit den Profis wie zum Beispiel Jonathan Tah, Lars Bender oder Aleksandar Dragovic mittrainieren. Innerhalb der Mannschaft und im Vereinsumfeld wurde auch oft der FC Schalke 04 gewünscht. Mit Fortuna Düsseldorf können wir aber auch gut leben. Wir treffen wir auf einen großen Namen, der in der letzten Saison noch in der Bundesliga gespielt hat. Wir freuen uns darauf, uns mit so einem Gegner zu messen. Chancenlos sind wir sicher nicht. Das hat sich ja auch in der ersten Runde gegen Arminia Bielefeld gezeigt.

In der Liga steht aktuell die Tabellenführung zu Buche. Wie schätzt Du die Chancen auf den "großen Wurf" ein?

Ich bin nun seit etwas mehr als drei Jahren bei RWE. Die Qualität in der Mannschaft war meiner Meinung nach aber noch nie so hoch. Im Gegensatz zu den letzten Jahren haben wir es bisher auch geschafft, Spiele gegen vermeintlich kleinere Gegner häufiger zu gewinnen. Die Siegermentalität in der Mannschaft ist zu spüren. Bisher deutet viel auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der U23 von Borussia Dortmund hin. Da wird es auf einen langen Atem ankommen.