12. April 2021

„Harte Arbeit wird immer belohnt“

Für Neuwirt "das Größte auf dem Platz zu stehen": Bayer-Youngster Moussa Diaby bekam das zu spüren. (Foto: Endberg)
Für Neuwirt „das Größte auf dem Platz zu stehen“: Bayer-Youngster Moussa Diaby bekam das zu spüren. (Foto: Endberg)

Jan Neuwirt spricht über Mentalität, Kampfwillen und Ehrgeiz.

Da sein, wenn man benötigt wird: Diese Einstellung hat sich Jan Neuwirt zu Eigen gemacht. Der gebürtige Wolfsburger rückte zuletzt für den angeschlagenen Routinier Kevin Grund erstmals in dieser Spielzeit in die Startelf und überzeugte dabei mit guten Leistungen auf der Position des Linksverteidigers. Im Interview spricht der 23-Jährige über Mentalität und erzählt, warum er fast in einer anderen Sportart gelandet wäre.

Hallo Jan! Beim 1:1 im Derby bei Rot-Weiß Oberhausen gehörtest Du zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr bei einem Ligaspiel wieder zur RWE-Startformation. Wie war es für dich?
Ich habe es sehr genossen. Für jeden Fußballer ist es das Größte, auf dem Platz zu stehen. Dass ich spielen werde, hatte ich erst am Spieltag erfahren. Kevin Grund war wegen seiner Knieprobleme nicht einsatzfähig. Für Kevin fand ich das schade. Gleichzeitig war ich aber auch überzeugt, diese Chance nutzen zu wollen und zu können.

Für RWE bist Du zuletzt als Linksverteidiger aufgelaufen. Wie fühlst Du Dich in der Rolle?
Ich habe die Position nicht von Haus aus gelernt. Allerdings helfen mir auch die Abläufe als zentraler Mittelfeldspieler. So kann ich auf engem Raum den Ballbesitz behaupten. Außerdem weiß ich, wo die Außenbahnspieler aus dem Zentrum heraus als Anspielstation benötigt werden. Auch als Linksverteidiger zu spielen, macht mir Spaß. Das habe ich auch bei der U23 des VfL Wolfsburg teilweise schon gespielt.

Wie sind die Reaktionen auf Deine ersten Startelf-Einsätze ausgefallen?
Ich habe viel positives Feedback bekommen. Mir war es aber auch sehr wichtig, dabei aufgezeigt zu bekommen, was ich noch verändern und besser machen kann. So kann ich noch variabler agieren und mich häufiger in die Offensive einschalten.

Zu Saisonbeginn gehörtest Du nur selten zum Kader. Kamen bei Dir Zweifel auf?
Es war schon schwer für mich. Allerdings ist es Teil meiner Mentalität, nie aufzugeben und alles für die Mannschaft zu geben. Auch mit guten Trainingsleistungen kann ich meine Mitspieler antreiben. Ich bin der festen Überzeugung: Mühe und harte Arbeit werden immer belohnt.

Du wurdest siebeneinhalb Jahre lang in der Nachwuchsabteilung des VfL Wolfsburg ausgebildet. Was hast Du aus dieser Zeit mitgenommen?
Es war sehr prägend, dass ich schon als Junioren-Spieler ab und zu bei den Profis mittrainieren durfte. Dabei habe ich mir viele Tipps abgeholt. Ich habe gelernt, wie ich bestimmte Situationen auf dem Platz lösen kann und wo ich mir das Leben vielleicht selbst etwas zu schwierig mache. Für meine persönliche Entwicklung habe ich vor allem während meiner Zeit bei der U23 viel mitgenommen.

Dabei hättest Du Dich fast für eine andere Sportlerkarriere entschieden, oder?
Das stimmt. Mein Vater ist Kfz-Mechaniker und war schon als Teil der Boxencrew bei den 24-Stunden-Rennen am Nürburgring im Einsatz. Gemeinsam mit meinem Onkel, der sich ebenfalls für den Motorsport begeistern kann, hatte er auch ein eigenes Kart. Es dauerte also nicht lange, bis ich zum ersten Mal in einem Kart saß. Da sich beide Sportarten jedoch immer mehr zeitlich in die Quere kamen, musste ich mich entscheiden. Mit dem Fußball lag ich dabei dann auch nicht so schlecht. Bis zur Corona-Pandemie bin ich zum Ausgleich aber auch gerne weiterhin zum Kartfahren gegangen. Sonst schaue ich gerne Formel 1 oder DTM im Fernsehen. Da muss mich meine Freundin manchmal ein wenig bremsen. (lacht)

Mit der Wolfsburger U23 warst Du im Sommer 2019 schon einmal ganz nah dran an der 3. Liga. Welche Erinnerungen hast Du an die Aufstiegsspiele gegen die U23 des FC Bayern München?
Wir sind mit einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude in die Partien gestartet. Nach dem Halbfinale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft im Jahr 2017 war es für mich erst das zweite Mal, dass ein Saisonverlauf so maßgeblich von zwei Partien abhängt. Beim 3:1 im Hinspiel haben wir eine starke Leistung gezeigt. Der Anschlusstreffer durch ein Eigentor war unglücklich. Im Rückspiel sind wir dann sogar in Führung gegangen und hatten eigentlich alle Trümpfe in der Hand. Die Bayern haben aber den Kopf oben behalten und noch 4:1 gewonnen. So ist uns dann leider auch das doofe Gegentor aus dem Hinspiel auf die Füße gefallen.

Für Rot-Weiss Essen ist die Ausgangslage im Rennen um die Meisterschaft durch nur zwei Siege aus den sechs Partien im Monat März schwieriger geworden. Wie schätzt Du die Situation ein?
Fakt ist: Die Meisterschaft liegt nach dem aktuellen Stand nicht in unserer Hand. Dennoch ist noch alles möglich. Auf solche besonderen Momente wie einen Aufstieg arbeitetet man hin. Dafür werden wir auch weiterhin kämpfen. Wichtig ist, dass wir bis zum Saisonende unsere Hausaufgaben so gut wie möglich lösen. Wir wollen uns am Saisonende auf keinen Fall selbst vorwerfen, bei einem Ausrutscher der U23 von Borussia Dortmund nicht zur Stelle gewesen zu sein.