22. September 2020

„Frühestens nach zehn Spieltagen auf die Tabelle schauen“

Blick auf Ahlen: Christian Neidhart empfängt morgen Rot Weiss Ahlen an der Hafenstraße.
Blick auf Ahlen: Christian Neidhart empfängt morgen Rot Weiss Ahlen an der Hafenstraße.

Cheftrainer Christian Neidhart vor Heimspiel gegen Ex-Zweitligist Rot Weiss Ahlen.

Das Ziel ist klar: Im ersten Flutlicht-Heimspiel der neuen Regionalliga-Saison gegen den Aufsteiger Rot Weiss Ahlen soll für Rot-Weiss Essen am heutigen Mittwoch, 19.30 Uhr, auch der erste Dreier her. Nach der Pokal-Überraschung gegen den Bundesligisten Arminia Bielefeld (1:0) und dem mehr als verdienten Punktgewinn beim Titelmitfavoriten Borussia Dortmund U 23 (1:1) gehen die Rot-Weissen mit gestärktem Selbstvertrauen in die kommenden Aufgaben. RWE-Cheftrainer Christian Neidhart nimmt im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" ausführlich Stellung zur aktuellen Situation.

Hallo Christian! Wie groß war die Erleichterung nach dem späten Ausgleich zum 1:1 in Dortmund?

Wenn man in der 93. Minute noch zu einem Punktgewinn kommt, ist die Erleichterung immer sehr groß. In diesem Fall erst recht, weil wir es uns durch die gezeigte Leistung absolut verdient hatten. Auch in unserer Gesamtsituation wegen der erst zwei ausgetragenen Ligaspiele und speziell für die Moral der Mannschaft war der späte Treffer sehr wichtig.

Welche positiven Erkenntnisse nimmst Du insgesamt mit?

Mit der Leistung des Teams war ich über die gesamte Spielzeit absolut einverstanden. Wir standen in der Defensive sehr kompakt und stabil, haben praktisch nichts zugelassen. Dass wir dann dennoch durch ein sehenswertes Freistoßtor der Dortmunder in Rückstand geraten sind, hatte den Spielverlauf geradezu auf den Kopf gestellt. Schließlich hatten wir zuvor mehrfach die Chance, selbst in Führung zu gehen, vor allem bei zwei hervorragenden Einschussmöglichkeiten von Simon Engelmann, die er normalerweise verwertet. Umso gerechter war am Ende der Ausgleich für uns.

War erkennbar, dass in Dortmund zwei Meisterschaftsaspiranten aufeinandergetroffen sind?

Auf jeden Fall verfügt auch der BVB für diese Liga über eine außergewöhnliche Mannschaft. Das hat sich in den ersten Spielen schon gezeigt. Ich glaube aber nicht, dass am Ende nur zwei Teams den Titel unter sich ausmachen werden. Fortuna Köln hat sich ebenfalls sehr gut verstärkt und ist optimal gestartet. Auch der SC Preußen Münster hat nach und nach noch einige Transfers getätigt und ist ebenfalls gut reingekommen. Es wird spannend.

Wir fällt insgesamt Dein Zwischenfazit aus?

Wir haben zwar erst zwei Punkte auf dem Konto, aber auch erst zwei Ligaspiele bestritten. Nach wie vor ärgert mich die Schlussphase des Heimspiels gegen den SC Wiedenbrück, in der wir unsere 1:0-Führung selbstverschuldet aus der Hand gegeben haben. In Dortmund hat – wie gesagt – die Leistung hundertprozentig gestimmt. Auch wenn wir erst spät zum Ausgleich gekommen sind, war unter dem Strich viel mehr für uns drin. Im DFB-Pokal hat die Mannschaft mit Arminia Bielefeld einen Bundesligisten verdient ausgeschaltet und dem Verein dadurch auch höhere Einnahmen ermöglicht. Defensiv standen wir in allen drei Partien sehr stabil. Die beiden Gegentreffer waren jeweils Distanzschüsse in den Winkel. Dass es aber in einigen Bereichen noch Luft nach oben gibt, versteht sich von selbst.

In der Tabelle ist die Spitze aktuell zehn Punkte entfernt. Beunruhigt Dich das?

Gar nicht. Schon bei der Bekanntgabe des Spielplans und bei unserer Qualifikation für den DFB-Pokal war klar, dass wir durch die geringere Anzahl an Spielen ins Hintertreffen geraten würden. Deshalb habe ich von Beginn an gesagt, dass es frühestens nach zehn Spieltagen Sinn macht, erstmals auf die Tabelle zu schauen. Dann lassen sich vielleicht schon erste Tendenzen ablesen. Wenn überhaupt. Klar ist: Wer bei einer Saison mit 40 Spielen ganz oben stehen will, benötigt mehr als 80 Punkte. Das ist für alle Teams noch ein weiter Weg.

Der nächste Schritt folgt mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Rot Weiss Ahlen. Wie sieht die Marschroute aus?

Da will ich gar nicht um den heißen Brei herumreden: Wir müssen und werden alles tun, um unsere Stärke auf den Platz zu bringen und die drei Punkte in Essen zu behalten. Ausreden kann es nicht geben.

Wie schätzt Du den Gegner ein?

Wir haben die Ahlener zweimal beobachtet und uns zu Beginn der Woche im Rahmen eines Videoanalyse intensiv mit dem Gegner beschäftigt und eine Idee für das Spiel entwickelt. Wie so häufig treffen wir auf eine Mannschaft, die nichts zu verlieren hat. Entscheidend wird aber sein, dass unsere eigene Leistung stimmt. Dann haben wir gute Chancen.

Gibt es Ausfälle?

Jonas Behounek war in Dortmund nicht dabei, weil er Probleme mit dem Hüftbeuger hatte. Außerdem war Sandro Plechaty nach der Partie beim BVB angeschlagen. Durch die schnelle Abfolge der Spiele in dieser Woche könnte es für beide eng werden.