28. Januar 2016

Fokus auf die Verteidigung

Cheftrainer Jan Siewert hat die Winterpause für intensive Gespräche genutzt.

Den Jahresabschluss 2015 hatten sie sich an der Hafenstraße anders vorgestellt. Deshalb haben unser Trainer Jan Siewert und die Mannschaft in der Winterpause und insbesondere im Trainingslager im türkischen Belek die Ärmel hochgekrempelt.

Jan, wie war dein Eindruck von dem, was in der Winterpause passiert ist? Wie gut siehst du die Mannschaft für die Rückrunde vorbereitet?

Insgesamt habe ich einen positiven Eindruck. Ich denke, dass die Mannschaft nach dem Jahresabschluss enger zusammengerückt ist. Uns ist klar, dass wir viele Punkte unnötig haben liegen lassen, weil wir letztlich zu viel vergeben haben. Da muss man nur an die Spiele in Verl, Dortmund, Wiedenbrück und auch das Spiel gegen Viktoria Köln denken. Wir müssen abstellen, dass wir einfache Gegentore kassieren, damit wir uns früher belohnen. Daran muss man arbeiten, insbesondere mit einer jungen Mannschaft. Wir müssen einfach abgezockter werden.

Wie hat dir das Trainingslager gefallen?

Auf dem Rückflug saßen wir ein paar Minuten im Flieger und binnen weniger Minuten waren alle eingeschlafen. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir dort intensive Arbeit geleistet haben. Die Bedingungen waren top, außerdem war es schön, die Jungs auch außerhalb von Essen um sich zu haben. Wir hatten so eine Menge Zeit für Einzel- und Gruppengespräche.

Mit wem hattest du den meisten Redebedarf? Und was wurde in diesen Gesprächen behandelt?

Insgesamt war es so, dass wir einigen Spielern ganz einfach und klar erklärt haben, was es heißt, für Rot-Weiss Essen zu spielen. Dabei haben auch die Spieler geholfen, die schon eine längere Zeit beim Verein sind. Wir haben so einen gemeinsamen Schlachtplan entwickelt. Das gab eine schöne Symbiose.

Du selbst hast vor der Pause eine schonungslose Analyse angekündigt. Was hat diese ergeben?

Auch während der Saison habe ich schon deutliche Worte gefunden. Was für uns anstand war die Frage, wie wir uns die Tore gefangen haben. Wenn gewisse Dinge in Summe auftreten, muss man daran arbeiten. Wir dürfen nicht zu grün sein. Das heißt für uns, dass wir bis zur 90. Minute und auch darüber hinaus wach sein müssen. Jeder Ball kann für uns gefährlich werden. Deshalb haben wir den Fokus auf die Verteidigung gelegt. Unser neuer Torwart-Trainer Manuel Lenz hat festgestellt, dass wir kaum etwas aufs Tor bekommen haben. Was allerdings aufs Tor kam, war drin. Das soll sich ändern.

Haken wir das Negative ab und blicken nach vorn: Worauf dürfen sich die RWE-Fans in den restlichen Spielen freuen?

Ich denke, dass die Mannschaft weiß, dass sie sich jetzt zerreißen muss. Anders holt man in der Regionalliga keine Punkte. Wir wollen ganz einfach zeigen, dass wir mit einem anderen Gefühl in die Saison gehen. So schlimm nehme ich die Stimmung oder den Gegenwind im Umfeld auch gar nicht wahr. In der Winterpause kamen gelegentlich auch Fans zum Stadion, mit denen wir gesprochen haben. Sie haben gesehen, was bei uns passiert, aber auch, wie schwierig alles ist. Deswegen bewahren wir Ruhe und arbeiten weiter.

Wie bitter ist für dich der Ausfall von Emre Yesilova?

Keine Frage – das ist absolut bitter. Emre hatte die Probleme, die ihn jetzt zu der langen Pause zwingen, schon einmal. Dann hat er erst einmal wieder gespielt. Wie dann alles weiter gelaufen ist, kann ich nicht sagen. Für uns steht jetzt allerdings im Vordergrund, dass wir alles tun, um dem Jungen zu helfen. Ich bin mir ganz sicher, dass er uns dann auch
weiterhelfen kann. Dass er ein guter Fußballer ist, hat er uns ja in dieser Saison schon gezeigt. Nur leider in einem anderen Trikot.

Das Hinspiel beim 1. FC Köln II hast du sicher nicht mehr in bester Erinnerung…

Ich kenne einige Spieler von den Kölnern noch aus dem Jugendbereich beim DFB. Da sind einige Jungs dabei, deren Anspruch ein höherer ist, als in der Regionalliga zu spielen. Insgesamt hat sich die Situation der Zweitmannschaften verändert. Früher ging es darum, dass junge Talente über diesen Umweg an den Profikader herangeführt werden sollen. Heute kann es vorkommen, dass auf einmal Profis im Kader stehen. Es ist also schwierig, genau zu sagen, auf welche Mannschaft wir treffen werden. Unabhängig davon aber geht es für uns schon im ersten Spiel darum, dass wir zeigen, dass wir etwas verändert haben. Kurz: Ich will eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft sehen.