13. November 2018

FairPlayLiga: Essen ist Nummer eins!

Essen hat die Nase vorn: Prof. Dr. Ulf Gebken informiert im Interview über den aktuellen Stand der FairPlayLiga. (Foto: Müller)
Essen hat die Nase vorn: Prof. Dr. Ulf Gebken informiert im Interview über den aktuellen Stand der FairPlayLiga. (Foto: Müller)

Der Fachtag FairPlayLiga von Stadt Essen, Universität Duisburg-Essen, Fußballverband Niederrhein und Essener Chancen gab Trainern, Vereinsverantwortlichen und Funktionären Gelegenheit zum konstruktiven Meinungsaustausch über Schwierigkeiten und Perspektiven der Regeln, die stressfreies Kicken im Kinder- und Jugendfußball erlauben sollen. Die Idee der FairPlayLiga: Setzt man früh an, lässt sich Gewalt auf den Plätzen vermeiden. Prof. Dr. Ulf Gebken vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Uni Duisburg-Essen informiert im Interview über den aktuellen Stand der FairPlayLiga, berichtet von Schwierigkeiten in der Umsetzung und gibt Einblick in die nächsten Schritte.

Hat der Fachtag FairPlayLiga einen Unterschied gemacht? Wie ging‘s danach weiter?
Gebken: Der Fachtag hat einen dicken Pflock reingeschlagen und ein Bewusstsein geweckt. Seitdem hat es viele Gespräche, Arbeitstreffen und Konferenzen mit den Jugendwarten gegeben. Wir haben inzwischen zehn Bachelor- und Masterarbeiten von Studierenden betreut, die sich mit den Protagonisten hier in Essen unterhalten haben. Ergebnis dieser Multiforschung ist, dass Essen bundesweit führend ist in der Durchführung der FairPlayLiga. Wir setzen sie schon in Bambini, F- und E-Jugend um. In anderen Fußballkreisen und -landesverbänden passiert das bisher nur bruchstückhaft. Bundesweit gucken sie auf Essen: Ihr seid sehr weit, erzählt mal mehr!

Also läuft die FairPlayLiga in Essen ohne Schwierigkeiten?

Obwohl die Stadt Essen in Nord und Süd gespalten ist und es teils kräftige ethnische und soziale Konflikte gibt, klappt das verdammt gut. Die FairPlayLiga besteht aus drei Regeln: Die Kinder organisieren alle Geschichten auf dem Platz selbst. Das klappt gut. Dann gibt es die sogenannte „Zuschauer- und Fan-Regel“, die besagt, dass die Zuschauer einen Abstand von 15 Metern zum Platz halten. Auch das wird in über 90 Prozent der Fälle umgesetzt. Nur die letzte Regel, dass die Trainer miteinander beratend, moderierend auf das Spielgeschehen Einfluss nehmen, hakt noch.

Fehlt da die Bereitschaft zur Umsetzung?
Wir haben alle Jugendwarte zu einer Tagung zusammengerufen, um dort unsere Untersuchungsergebnisse darzulegen. Eine Abstimmung ist dann überraschend mit ganz wenigen Gegenstimmen für die FairPlayLiga in der E- Jugend ausgegangen. Gerade die Trainer und Jugendwarte sagen: „Nein, man sollte das Rad nicht zurückdrehen, sondern den Weg trotz der Schwierigkeiten mit der Umsetzung der Regel drei fortsetzen.“

Wo liegt dann das Problem?

Der entscheidende Punkt ist, wie nah beieinander die Trainer stehen. Wenn die Beiden nur einen Abstand von drei Metern haben, funktioniert die FairPlayLiga auch auf Trainerseite. Dann können sie miteinander reden. Stehen sie weit voneinander entfernt, funktioniert es nicht. Wir haben Fußballkreis und Landesverband aufgefordert, stärker einzugreifen, wenn es nicht funktioniert. Die Staffelleiter sollen jetzt konsequent angeschrieben werden, wenn ein Trainer das nicht so umsetzt, wie er sollte. Wir haben aber den Eindruck, dass die Probleme in der FairPlayLiga noch nicht ganz oben im Alltagsgeschäft bei den Verantwortlichen anstehen, sondern die eher denken: Das läuft ja, wir lassen‘s laufen.

Die neue Saison ist gestartet. Wie geht‘s jetzt weiter?

Im nächsten Schritt haben wir bis Weihnachten eine konsequente Spielbeobachtung vor. Wir schicken Studierende auf die Plätze, die sich 20 Spiele anschauen sollen. So kriegen wir noch mehr mit, was gut funktioniert und was nicht gut funktioniert. Außerdem haben wir nochmal eine Fragebogen-Aktion gemacht, auch über Essen hinaus.