16. Oktober 2018

Exponate am Stadion: Die Meisterschaftsvitrine

Die Meisterschale empfängt die Besucher des Stadions am Haupteingang.
Die Meisterschale empfängt die Besucher des Stadions am Haupteingang.

Die Vereinsarchivare Georg Schrepper und Uwe Wick stellen Exponate im und um das Stadion Essen vor.

Am 26. Juni 1955 schlug Rot-Weiss Essen den 1. FC Kaiserslautern vor 76.000 Zuschauern im Niedersachenstadion von Hannover mit 4:3 und wurde deutscher Fußballmeister. Drei Tore von Franz Islacker und eins von Johannes Röhrig sicherten den bis heute größten Erfolg in der rot-weissen Vereinsgeschichte. Im Vorraum des Stadion Essen wird daran mit einer Meisterschaftsvitrine erinnert, die wir im vierten Teil unserer Serie zur RWE-Geschichte und Exponaten im und rund ums Stadion vorstellen.

Einen Tag später, am 27. Juni 1955, feierten über 100.000 Essener die Rückkehr der Meistermannschaft in Essen. Mit drei Exponaten denkt RWE an diese Zeit im Stadion Essen zurück. Über der Meisterschaftsvitrine schaut die Büste von Georg Melches zu, er war ja schließlich der „Meistermacher“ der Rot-Weissen.

Die Eintrittskarte

Mit einer vergrößerten Eintrittskarte wird daran erinnert, dass etwa 30.000 Fans ins Niedersachsenstadion gekommen waren, um RWE anzufeuern. Das Original bekamen wir 2009 im Rahmen einer von uns Vereinshistorikern (Georg Schrepper/Uwe Wick) durchgeführten RWE-Ausstellung in der Alten Cuesterey in Essen-Borbeck geschenkt. Die XL-Größe zeigt, welchen Beitrag die Fans mit ihrer Unterstützung zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte beigetragen haben.

Replik der Meisterschale

Seit 2015 hat Rot-Weiss Essen eine Replik der Meisterschale, mit den Meisterschaftsjahren und Namen aller deutschen Meister bis 1955. Das Geld für die Anschaffung teilte sich RWE mit dem Ruhr Museum. Auf der Zeche Zollverein wurde die von Elisabeth Treskow im Original 1949 geschaffene Meisterschale in der Ausstellung „Dauernde, nicht endgültige Form“ präsentiert. Von 1923 bis 1943 hatte die Künstlerin in Essen auf der Margarethenhöhe ein Atelier. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die das Gewerk der Goldschmiedearbeit professionell ausübten und zu den herausragenden Schmuckkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts.
Ich, Uwe Wick, habe persönlich – nach Rücksprache mit Michael Welling – den Nachbildungsauftrag für die Bremer Herstellerfirma unterschrieben. Markus Sorek, RWE-Fan und Mitarbeiter des Ruhr Museums, hat dann die Schale abgeholt. Am Tag der Eröffnung der Ausstellung habe ich Heinrich Theodor Grütter, dem Leiter des Ruhr Museums, die Meisterschale übergeben, die als letztes Stück in die Ausstellung eingefügt wurde. Seit Ende der Ausstellung im August 2015 ist die Meisterschale nun in Besitz von RWE und wird im Stadion Essen gezeigt.

DFB-Meisterschaftswimpel

Das dritte Exponat ist ein Original – der vom DFB übereichte Meisterschaftswimpel „DFB – Deutscher Fußballmeister 1955“. Ganz in Grün gehalten. Alle Meister erhalten diesen Wimpel, so auch RWE für die Deutsche Meisterschaft 1955.

Im Essener Stadtarchiv, angesiedelt im Haus der Essener Geschichte, befindet sich seit 1992 das RWE-Archiv und darin einiges zur deutschen Meisterschaft 1955. So finden sich dort viele Fotos vom Endspiel, u.a. das 4:3 von Islacker. Fotos vom Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen stammen von Kurt Müller, der auch den Empfang in Essen durch die Bevölkerung aufgenommen hat. Man findet Zeitungsseiten von den Endrundenspielen und mehrere Zeitungsausgaben, die über das Endspiel berichten. Außerdem eine Flut von Telegrammen mit Glückwünschen zur Meisterschaft – darunter auch von Borussia Dortmund und Schalke 04.

Was aber aktuell wirklich fehlt, sind die drei Exponate, die bis 2024 dem Deutschen Fußball Museums in Dortmund als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden: Die Endspielwimpel vom 1. FC Kaiserslautern und von Rot-Weiss Essen und der Endspielball. Der Wimpel von Kaiserslautern ist seit 1955 in Besitz von RWE. Der Endspielball ebenfalls. Er ist unterschrieben von allen RWE-Spielern und dem Trainer.

Den RWE-Wimpel ersteigerte Rot-Weiss Essen im Jahre 2009 zurück. Dahinter verbirgt sich eine spannende Geschichte. Roland Sauskat vom AWO Fan-Projekt Essen, der im Namen des Vereins an der Versteigerung teilnahm, berichtet: „Nach der Finalniederlage gegen RWE waren die Spieler des 1. FC Kaiserslautern ziemlich sauer und fühlten sich benachteiligt. In dieser Stimmung warf Fritz Walter den RWE-Wimpel in die Ecke des Lauterer Mannschaftsbusses, wo ihn der Busfahrer auffand und in seinen Privatbesitz überführte. Nach dem Tod des Busfahrers gab dessen Familie nun den Wimpel für die Auktion frei.“

Die finanzielle Unterstützung von Sponsoren sicherte die Rückkehr des Wimpels nach Essen. „Jetzt kommt er an einen Platz, wo er hingehört“, kommentierte eine gerührte Teilnehmerin die Auktion für Raritäten aus der Sportwelt, die im Sommer 2009 im Deutschen Sport- & Olympiamuseum in Köln durchgeführt wurde. Sehr wahrscheinlich ist RWE der einzige Verein, der von sich sagen kann, dass er beide Wimpel eines Endspiels besitzt.

Die Meistervitrine kann also nur der Auftakt zu einem vielleicht einmal kommenden größeren RWE-Museum sein, in dem man mehr zeigen kann als die drei Exponate! Doch der angrenzende VIP-Bereich „Zeche Hafenstraße" gibt seit der Neugestaltung im Sommer 2018 weitere Einblicke in die RWE-Geschichte. Ihn stellen wir in der nächsten Folge unserer Serie vor.

Text:
Uwe Wick