22. Dezember 2020

Die Statistik spricht für RWE

Werner Lorant erzielte gegen Fortuna Düsseldorf neben einigen Pokaltreffern auch das bisher letzte Bundesligator für RWE. (Foto: Archiv)
Werner Lorant erzielte gegen Fortuna Düsseldorf neben einigen Pokaltreffern auch das bisher letzte Bundesligator für RWE. (Foto: Archiv)

Erfolgreiche Pokalbilanz gegen Fortuna Düsseldorf.

Pokalspiele gegen Fortuna Düsseldorf, unserem Gegner in der 2. DFB-Pokalhauptrunde, waren für Rot-Weiss Essen immer eine besondere Herausforderung – und zumeist erfolgreich, selbst wenn der RWE klassentiefer spielte. Ein kleiner Rückblick zur Einstimmung auf den Pokalfight.

Ausgeglichene Pokalbilanz zu Bundesligazeiten: Im Viertelfinale des DFB-Pokals traf RWE in der Bundesligasaison 1974/75 am 12.04.1975 das erste Mal in einem Pokalspiel auf Fortuna Düsseldorf. Die Landeshauptstädter hatten beide Bundesligapartien zuvor mit 4:0 im Rheinstadion und 2:1 im Georg-Melches-Stadion gewonnen. In der Vorberichterstattung waren die Essener Journalisten daher skeptisch. Im Pokalspiel kam Rot-Weiss Essen dann aber mit Kampf und Leidenschaft zu einem verdienten 1:0 Erfolg.

Sportredakteur Rainer Holzschuh schrieb im Kicker: „Obwohl die Rot-Weissen spielerisch sicherlich nicht ihre Bestform aufwiesen, gewannen sie zum erstenmal als Bundesligist gegen Fortuna Düsseldorf überhaupt und das hoch verdient. Kämpferisch war RWE eine ganze Klasse besser, machte die spielerische und läuferische Unterlegenheit durch verbissenen Einsatz wett, wobei auch nicht zuletzt das bessere taktische Konzept von Trainer Ferner eine wesentliche Rolle spielte. (…) Drei Superchancen für RWE allein in den ersten fünf Minuten hätten das Spiel schon entscheiden können, doch Lippens und zweimal Burgsmüller fehlten jeweils nur Zentimeter zum Torerfolg. (…) Zählt man die Möglichkeiten auf beiden Seiten auf, hätte es am Ende leicht 5:2 für Essen heißen mögen. Dabei fiel der Siegtreffer nicht einmal aus einer zwingenden Situation: Lorant wuchtete den Ball im Anschluss an die 13. Ecke im Nachschuss unter die Latte.“

Von der Haupttribüne beobachtete ein 23jähriges Stürmertalent das Pokalviertelfinale. Die NRZ stellte ihn als den „Schrecken aller Abwehrreihen in der westfälischen Bezirksklasse“ vor – Horst Hrubesch. Der gelernte Dachdecker ging dort für den 1. FC Westtünnen, einem Vorortverein von Hamm, auf Torjagd. Trainer war RWE-Mittelfeldmotor Werner Lorant, der seinen Sturmtank für höhere Aufgaben empfahl. In der nächsten Saison spielte Horst Hrubesch für RWE in der Bundesliga und erzielte in 22 Spielen 18 Tore.

Drei Jahre nach seinem Pokaltreffer gelang Werner Lorant übrigens erneut ein besonderes Tor gegen Fortuna Düsseldorf. Er schoss am 14. Mai 1977 in der 73. Minute das bis heute letzte Bundesligator für den RWE. Nach dem Bundesligaabstieg trat RWE am 15.10.1977 als Tabellendritter der 2. Bundesliga Nord in der 3. DFB-Pokalrunde beim Bundesliga-Achten im Düsseldorfer Rheinstadion an. Spielerisch vermochten beide Mannschaften nicht zu überzeugen. RWE-Torjäger Horst Hrubesch war durch eine Knöchelverletzung gehandicapt. Essens Abwehr leistete sich zudem katastrophale Fehler, so dass Fortuna Düsseldorf zu einem klaren 4:1 Sieg kam.

Drei Siege im Niederrheinpokal
Erst 2004 folgte das nächste große Spiel der beiden Mannschaften gegeneinander. In der Krefelder Grotenburg standen sie sich am 14. Mai im Finale des Verbandspokals gegenüber. Rot-Weiss Essen, das mit großem Vorsprung die Tabelle der 3. Liga (Regionalliga Nord) anführte, war als potentieller Aufsteiger fast schon sicher für den DFB-Pokal qualifiziert. So ließ Trainer Jürgen Geldsdorf acht Stammspieler auf der Bank und schickte eine bessere A-Jugend auf den Platz. Diese gewann mit 2:0 gegen den damaligen Viertligisten Fortuna Düsseldorf. Doch am Ende der Saison konnten auch die Landeshauptstädter jubeln, da sie nach dem RWE-Aufstieg in die 2. Bundesliga als Finalteilnehmer ebenfalls im DFB-Pokal dabei waren.

Rot-Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf spielten beide in der 3. Liga (Regionalliga Nord), als sie am 8. April 2008 im Niederrheinpokalfinale erneut aufeinandertrafen. In den Ligaspielen der Saison 2007/08 hatte es jeweils ein 0:0 Unentschieden gegeben. An den vorangegangenen fünf Regionalligaspieltagen vor dem Endspiel war RWE allerdings ohne Sieg geblieben und somit klarer Außenseiter. Fortuna Düsseldorf hatte zu diesem Zeitpunkt in der Liga einen Zehn-Punkte-Vorsprung auf RWE und Aufstiegsambitionen. Düsseldorfs Trainer Nobert Meier mahnte vor dem Pokalauftritt in der MSV-Arena dennoch: „Da begegnen sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe.“
Das Spiel selbst war diesmal sehr schwach und für die Fans enttäuschend. Beide Teams erspielten sich nur wenige Torchancen. In der 78. Spielminute zirkelte RWE-Mittelfeldspielspieler Rafael Kazior einen Freistoß in den Strafraum, am langen Pfosten stand „Jojo“ Joseph-Augustin frei und stocherte den Ball über die Linie zum 1:0 Erfolg.
RWE qualifizierte sich damit erneut für die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals und konnte am 9. August 2008 Borussia Dortmund mit Trainer Jürgen Klopp bei seinem ersten Pflichtspiel mit den Westfalen im Georg-Melches-Stadion begrüßen.

Der nächste Pokalfight gegen Fortuna Düsseldorf fand am 31.01.2009 im Viertelfinale des Niederrheinpokals statt. Regionalligist Rot-Weiss Essen zog mit einem verdienten 11:10 Sieg nach Elfmeterschießen über den klassenhöheren Drittligisten Fortuna Düsseldorf ins Halbfinale ein. Youngster Kai von der Gathen sorgte mit dem zehnten Elfmeter für die Entscheidung, nachdem zuvor Michael Lorenz über das Düsseldorfer Tor geschossen und Essens Torwart Andrè Maczkowiak zwei Strafstöße gehalten hatte. „Wir haben einem Spitzenteam aus der 3. Liga nicht nur Paroli geboten, sondern verdient gewonnen“, stellte RWE-Trainer Michael Kulm damals fest. Düsseldorf gelang damals durch den Aufstieg in die 2. Bundesliga dennoch der Sprung in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals 2009/10.

Pokal-Aus erst im Elfmeterschießen
Vor fünf Jahren, in der Saison 2015/2016, gastierten am 9. August 2015 die Landeshauptstädter an der mit 17.500 Zuschauern ausverkauften Hafenstraße.
„Einstellung passte, Kampf passte, Stimmung passte… nur leider das Endergebnis nicht“, kommentierte die RWE-Fanzine Jawattdenn.de das Spiel, das voller Leidenschaft auf dem Platz und den Rängen geführt wurde.
Die Partie begann nicht mit dem gewohnten Anpfiff des Schiedsrichters, sondern mit Pyros und Rauchbomben. Mit einiger Verzögerung konnte es dann unter den Augen von Geburtstagskind Otto Rehhagel aber doch losgehen. Wer erwartet hatte, dass die Fortuna als Zweitligist das Spiel gestalten würde, sah sich getäuscht. RWE kam gut in die Partie, ging ein enormes Tempo, hatte mehr Ballbesitz und gewann viele Zweikämpfe. Leider ließ man selbst noch in der Schlussminute beste Einschussmöglichkeiten zur Führung liegen.
Mit 0:0 ging es in die Verlängerung, die keinerlei nennenswerte Szenen mehr brachte. Das anschließende Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen. Torwart Robin Heller parierte zwar zwei Düsseldorfer Elfmeter, doch RWE verschoss die ersten drei Elfer. So zitterte sich Fortuna Düsseldorf mit 3:1 n. E. in die nächste Runde.

Im dritten DFB-Pokal-Aufeinandertreffen an der Hafenstraße ist nun also wieder ein RWE-Sieg fällig. Die bisherigen Spielergebnisse zeigen, dass RWE auch als klassentiefere Mannschaft gegen die Landeshauptstädter eine echte Chance besitzt.

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.