21. Januar 2021

„Bonner SC steckt im sportlichen Überlebenskampf“

RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart empfängt mit seiner Mannschaft am Samstag um 14.00 Uhr den Bonner SC an der Hafenstraße (Foto: Endberg).
RWE-Chef-Trainer Christian Neidhart empfängt mit seiner Mannschaft am Samstag um 14.00 Uhr den Bonner SC an der Hafenstraße (Foto: Endberg).

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Heimpremiere 2021 gegen Schlusslicht:

Vor dem ersten Heimspiel des neuen Jahres 2021 an der Hafenstraße sind die Rollen klar verteilt. Tabellenführer Rot-Weiss Essen trifft auf Schlusslicht Bonner SC und will nach dem torlosen Remis zum Rückrundenauftakt beim SC Wiedenbrück unbedingt den ersten Dreier einfahren, um die Spitzenposition vor dem spielfreien Wochenende zu festigen. RWE-Trainer Christian Neidhart weiß jedoch, dass gegen den BSC erneut ein schwieriges "Geduldspiel" auf sein Team warten könnte. Im aktuellen Interview mit der "kurzen fuffzehn" nimmt der 52-jährige Fußball-Lehrer ausführlich Stellung zur aktuellen Situation.

Hallo Christian! RWE ist mit einem 0:0 beim SC Wiedenbrück in die Rückrunde der Regionalliga gestartet. Wie fällt Dein Fazit aus?

Das Ergebnis war enttäuschend, klar. Die Art und Weise, mit der die Mannschaft aufgetreten ist und sich gegen einen guten Gegner zahlreiche Tormöglichkeiten herausgespielt hat, war es aber keineswegs. Ganz im Gegenteil! Wir hatten genügend Chancen, um das Spiel für uns zu entscheiden.

Vor allem Wiedenbrücks Torhüter Marcel Hölscher hatte etwas dagegen, oder?

Das stimmt. Mindestens vier Bälle hat er überragend gehalten. Zum einen den Elfmeter von Simon Engelmann, aber auch weitere Versuche von Engel und Isaiah Young. Oder von Marcel Platzek in der Schlussphase. Vor allem bei einem Kopfball von Alexander Hahn haben wir alle schon gejubelt, doch auch den Ball hat Hölscher von der Linie gekratzt. Er hat uns den Sieg nicht gegönnt. Solche Tage gibt es im Fußball.

Oft passiert es in solchen Fällen, dass die überlegene Mannschaft nach zahlreichen vergebenen Torchancen am Ende sogar noch mit leeren Händen dasteht, weil der Gegner eine Möglichkeit eiskalt nutzt.

Deshalb bin ich auch froh, dass wir hinten erneut sehr stabil waren und zu Null gespielt haben.

Dabei hattest in der Hintermannschaft eine bislang eher ungewohnte Formation aufgeboten. Was war der Grund dafür?

Weil die Wiedenbrücker ihre Gegner häufig von außen anlaufen, haben wir Dennis Grote aus dem Mittelfeld zurückgezogen. Er hat dann gemeinsam mit Daniel Heber und Alexander Hahn in der Abwehr eine Dreierkette gebildet. Dadurch konnten unsere Außenverteidiger Sandro Plechaty und Kevin Grund sowie die Flügelstürmer Joshua Endres und Isaiah Young jeweils eine Position nach vorne rücken. Der Plan ist auch sehr gut aufgegangen. Wiedenbrück hat keinen Zugriff bekommen, deshalb schnell auf ein defensives 5-4-1-System umgestellt und sich hinten eingeigelt. Schade nur, dass auch uns kein Treffer gelungen ist.

War es eine einmalige Systemumstellung oder ist das auch eine Option für weitere Partien?

Das werden wir sehen. Grundsätzlich war es in diesem Fall auf den Gegner bezogen. Klar ist aber auch, dass wir dadurch noch mehr Flexibilität in unser Spiel bekommen und noch variabler werden. Dass die Jungs auch das 3-4-3-System gut umsetzen können, hatten sie ja schon im Vorfeld beim Testspiel gegen die U 21 des 1. FC Köln unter Beweis gestellt.

Im Vergleich zu den vorherigen Ligaspielen gehörte Amara Condé erstmals seit Anfang November wieder zur Startformation. Warum musste er sich so lange gedulden?

Cedric Harenbrock hatte es auf seiner Position einfach sehr gut gemacht und war dazu auch noch sehr torgefährlich. Da gab es für mich lange Zeit keinen Grund, etwas zu ändern. Das heißt aber nicht, dass Amara für uns kein wichtiger Spieler mehr wäre. Das Gegenteil ist der Fall. Zu welchen Leistungen er in der Lage ist, hat er ja auch im Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf gezeigt. Deshalb hatte er es verdient, in Wiedenbrück zu spielen. Als Trainer bin ich sehr froh, dass wir eine Konkurrenzsituation zwischen so guten Spielern haben – und das gilt auch für alle anderen Positionen. Das wird im weiteren Saisonverlauf sehr wichtig sein.

Heißt das, dass in dieser Transferperiode kein Wechsel mehr geplant ist?

Man sollte im Fußball zwar nie etwas ausschließen, aber es steht aktuell jedenfalls nichts auf der Agenda. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Kader, haben eine sehr gute Hinserie gespielt und deshalb auch keinen Grund, von uns aus Änderungen vorzunehmen.

Gegen den Bonner SC steigt das erste Heimspiel im neuen Jahr. Wie schätzt Du den Gegner ein?

Ich kann mich noch gut an unser 1:0 beim Hinspiel in Bonn erinnern. Das war ein echtes Geduldspiel – bei allerdings katastrophalen Platzbedingungen. Diesmal wird es sicher eine etwas andere Partie werden. Klar ist: Der BSC steckt in einem sportlichen Überlebenskampf, erst recht nach der Heimniederlage gegen die Sportfreunde Lotte. Entsprechend wird der Gegner auftreten und alles versuchen, um uns das Leben schwerzumachen.

Wie sieht es personell aus?

Der zuvor leicht angeschlagene Felix Weber konnte schon vor dem Wiedenbrück-Spiel wieder trainieren, steht also zur Verfügung. Maximilian Pronichev hatte über Beschwerden im Sprunggelenk geklagt, musste sich deshalb einer MRT-Untersuchung unterziehen. Joshua Endres bekam in Wiedenbrück einen Schlag auf den Fuß, konnte aber zunächst weiterspielen. Ich gehe davon aus, dass er nicht länger ausfallen wird.