12. Mai 2016

„Absolute Überzeugung in unseren Aktionen gefordert“

Den ersten „Matchball“ für den Verbleib in der Regionalliga West hatte Rot-Weiss Essen mit der Derby-Niederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen (0:2) vergeben. Zwei Spieltage vor dem Saisonende ist der Klassenerhalt damit immer noch nicht gesichert. Die Mannschaft von RWE-Trainer Sven Demandt benötigt weiterhin einen Sieg, um aus eigener Kraft alles klarzumachen. Nach dem 3:0 des 1. FC Köln II beim TuS Erndtebrück ist der Vorsprung der Rot-Weissen vor der Abstiegszone wieder auf vier Punkte geschrumpft. Nun soll der erhoffte Befreiungsschlag im heutigen Stadtduell mit dem FC Kray gelingen. Vor dem Derby an der Hafenstraße sprachen wir mit RWE-Trainer Sven Demandt.

Hallo Sven! Deine Mannschaft musste sich Rot-Weiß Oberhausen zuletzt 0:2 geschlagen geben. Was waren die Gründe für diesen herben Rückschlag?

SD: „Wir haben aus meiner Sicht mit zu wenig Mut gespielt und völlig verdient verloren. Die Gegentore fielen zu einfach. Im Spiel nach vorne waren wir zu umständlich und haben oft die falschen Entscheidungen getroffen. Das hat sich dann summiert.“

Was hat dir noch nicht gefallen?

SD: „Nach dem Rückstand hatte keiner im Team mehr Verantwortung übernommen. Unsere Körpersprache war schlecht und ich habe den unbedingten Siegeswillen bei meiner Mannschaft vermisst. Außerdem war unser Abwehrverhalten gerade über die Außenbahnen viel zu naiv. So ist es schwer bis unmöglich, ein Spiel zu gewinnen.“

Zuvor sah es dank des Aufschwungs unter deiner Regie so aus, als müssten sich die RWE-Fans um den Klassenverbleib keine ernsthaften Sorgen mehr machen!

SD: „Solange der Abstieg rechnerisch noch möglich ist, müssen wir auf der Hut sein. Das habe ich aber auch schon vor dem RWO-Spiel gesagt. Ich bin zu lange im Trainergeschäft tätig, als dass ich jetzt die Aufgabe auf die leichte Schulter nehme.“

Aus sechs Spielen unter deiner Regie holte RWE drei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Wie hatten Sie die Mannschaft in die Spur bekommen?

SD: „Jeder Einzelne wusste, dass in der Truppe mehr Potential steckt, als auf dem Platz gezeigt wurde. Ein wichtiger Schritt war unser 2:1-Auswärtserfolg in Ahlen. Damit haben wir uns Selbstvertrauen für die restlichen Spiele geholt.“

Mit der U 23 von Borussia Mönchengladbach wurdest du bereits einmal Meister in der Regionalliga West. Lässt sich der Erfolg mit RWE wiederholen?

SD: „Wir sind gut beraten, uns erst einmal auf den Endspurt in dieser Saison und vor allem auf die heutige Partie gegen den FC Kray zu konzentrieren. Schließlich wollen wir im Derby den Klassenverbleib in trockene Tücher bringen. Aber auf lange Sicht kann der Anspruch von RWE nur der Aufstieg in die 3. Liga sein. Ich hätte den Posten nicht angenommen, wenn es nicht langfristig das Ziel des Vereins gewesen wäre.“

Wie willst du die Aufgabe gegen den FC Kray angehen, der bereits seit einigen Wochen als Absteiger feststeht?

SD: „Kray ist Außenseiter und hat nichts mehr zu verlieren. Bei einem Sieg würde der FCK jubelnd durch die Stadt fahren. Das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Wir müssen bereit sein, mehr als der Gegner zu investieren. Absolute Überzeugung in unseren Aktionen ist gefordert. Sonst werden wir erneut Probleme bekommen.“

Wie sieht es personell aus?

SD: „Nachdem er seine Gelbsperre abgesessen hat, steht Benjamin Baier wieder zur Verfügung. Er ist ein Typ, der vorangehen kann.“

Nach den letzten beiden Saisonspielen gegen den FC Kray und die U 23 von Borussia Dortmund steht mit dem Niederrheinpokal-Finale am 28. Mai gegen den künftigen Regionalliga-Konkurrenten Wuppertaler SV noch ein besonderer Höhepunkt an. Unter der Voraussetzung, dass zuvor der Klassenverbleib gelingt: Würde der erneute Einzug in den DFB-Pokal die Enttäuschungen der gesamten Saison vergessen lassen?

SD: „Ob das Pokalendspiel eine ganze Saison retten kann, weiß ich nicht. Fest steht aber, dass wir nach dem letzten Spieltag in der Liga noch ein Highlight haben.“